Release Date:
11. Dezember 2001
Label:
Loud Records
Tracklist:
01. Pray For Me (Feat. Lil' Mo)
02. Get Away
03. Bounce
04. Clap
05. Kill That Nigga
06. My Gats Spitting (Feat. Infamous Mobb)
07. Handcuffs
08. Hey Luv (Feat. 112)
09. The Learning (Burn) (Feat. Big Noyd & Vita)
10. Live Foul
11. Hurt Niggas (Feat. Big Noyd)
12. Get At Me
13. I Won't Fall
14. Crawlin
15. Nothing Like Home (Feat. Littles)
16. There I Go Again (Feat. Ron Isley) / So Long (Bonus)
Review:
Eigentlich marschieren Mobb Deep unter sehr guten Voraussetzungen ins neue Jahrtausend: Helden der Neunziger, die ihre Stellung und den Zuspruch von Fans und Kritikern auch mit dem vierten Album wahren konnten und immer noch zu den gewichtigsten Namen der Szene zählen. Zwar dreht man einen Film ("Murda Muzik"), der dann (vorerst) nicht erscheinen wird, doch Prodigys Solo-Ausflug gelingt mit dem Erreichen von Gold-Status doch recht gut. Medienträchtige Streitigkeiten gibt es ebenfalls noch, inzwischen ist es Jay-Z, der auf "The Blueprint" eine Breitseite gegen das QB-Duo (vor allem gegen P) feuert. Doch die Rap-Szene durchläuft einen schleichenden, aber gewaltigen Wandel, der Hardcore-Rapper wie Hav und P langsam aus dem Rampenlicht schiebt und (ironischerweise) gerade angepasste Sauber-Thugs wie Jigga beflügelt. In dieser Zeit erscheint also das fünfte Mobb-Album "Infamy".
WRITTEN FOR Rap4Fame
Nachdem "H.N.I.C." alle möglichen Produzenten einlud hoffen die Fans nun
also auf eine im Titel irgendwie mitschwingende Rückkehr zu "The
Infamous"-Tagen und der entsprechenden Hardcore-Attitüde. Doch Loud
Records, deren Logo hier zum letzten Mal das Back-Cover ziert, hatten
wohl kein Vertrauen in diese Strategie. Außerdem geben Mobb Deep selbst
Aussagen von sich, die von "Experimentierfreude" sprechen und
verständnislose, verbohrte Fans auf die alten Scheiben verweisen.
Übersetzt heißt das: Sei es nun aufgrund von Label-Vorgaben oder einiger
durchgeschmorter Leitungen in der Logik-Abteilung der Mobb-Melonen,
Gäste wie 112 oder Lil' Mo sprechen nicht nur auf dem Papier für einen
Wandel beim Sound, auch faktisch schlägt "Infamy" einen wesentlich
geglätteteren, zufälligerweise den Forderungen des Mainstreams
angepassten Weg ein. Für den ist übrigens immer noch Havoc zu großen
Teilen verantwortlich, Gastproduzenten sind EZ Elpee, ALC und ein noch
recht unbekannter Scott Storch. Der Anfang ist dabei allerdings noch
durchwegs ordentlich: "Pray For Me" knüpft genau da an, wo
"Streets Raised Me" aufgehört hat und webt die mit Lil' Mo importierten
R'n'B-Elemente einwandfrei in Havocs melancholisches Instrumental-Bett -
da gibt's nichts zu meckern. Wohl aber daran, dass IMD einen
qualitativen Sturz hinlegen, bei dem sie sich eigentlich sämtliche
Knochen hätten brechen müssen. Den Anfang dieses Trauerspiels macht "Bounce",
das mit seinem Titel sowohl hinsichtlich Klangbild als auch Kreativität
genau ins Schwarze trifft. Was wollte hier erreicht werden? Will man
Dunn-Talk mit Gigolo-Vibes verknüpfen? Jedenfalls sind Havocs
Trademark-Snares, die oft den Kokon der Seele bisheriger Mobb-Deep-Songs
bildeten, verschwunden, stattdessen klopfen sogar in einem Stück wie "Kill That Nigga",
das wohl die roughe Street-Kundschaft bedienen soll, öde Drumlines
durch die Gegend, während träge Bässe erfolglos die Abwesenheit einst so
überragend und drohend eingesetzter Samples zu kaschieren suchen. Ein
zweiter Faktor ist Prodigy, dem auf "Infamy" seine frühere Klasse
erstmals vollständig abgeht. Ohne Zweifel, Stimmen verändern sich, aber
wie P aus der Sicht eines müden Veteranen nicht über gefährlichere Lines
als "Bitch ass nigga, I'll have you killed" hinauskommt, ist
keinesfalls gutzuheißen. So ist die Safari durch die erste Hälfte der LP
gesäumt von Belanglosigkeiten und nicht vorhandenen Highlights, ruft
die in diesem Fall unnötigen Kulis von IM3 auf den Plan und passiert das
unnötige und nicht mit "Pray For Me" vergleichbare "Hey Luv"
(ein von Prodigy eröffnetes Liebeslied inklusive Bridge statt drittem
Vers, bei dem 112 sich für "It's Over Now" revanchieren), um erst bei "The Learning (Burn)"
einen sinnvollen Halt zu machen. Die erfolgreiche Album-Single meistert
das Unmögliche: Eine Drumline mit Schmackes wahrt den Hardcore-Anspruch
und zieht trotzdem triumphierend in den Club. Dazu gibt
Murder-Inc.-Dame Vita (wohl sehr zu Hovas Missfallen) die Hook und Hav
rappt seinen Partner an die Wand. Damit ist die Club-Episode
abgeschlossen und während man aufgrund der zwei folgenden (schlecht
produzierten und mit noch schlechteren Hooks versehenen) Songs schon
Angst haben muss, wieder in der Wüste zu enden, kommt "Infamy" im
hinteren Teil langsam in die Gänge: Der Alchemist bleibt in seinem
einzigen Beitrag, "Get At Me", noch hinter seinen Möglichkeiten, Scott Storch dagegen zeigt in "I Won't Fall" in die richtige Richtung, was Hav zum starken "So Long" oder auch zu "Crawlin'"
(das sich etwas an Prodigys "Can't Complain" anlehnt) anspornt, in dem P
sogar einige halbherzige Worte ins Jigga-Büro schickt - wenngleich die
brisante Geschichte großteils ignoriert wird. Dafür verbaut man Ron
Isley angenehm in "There I Go Again".
Man muss es gar nicht erst groß ausschmücken: "Infamy" ist enttäuschend, zeitweise ist es sogar erschreckend schlecht. Wieso das teils so drastisch passiert, ist schwer zu erklären, denn wenngleich die auf höhere Massenverträglichkeit abzielenden Kompromisse ihren Tribut einfordern, sind es auch die in der ersten Albumhälfte aufgestellten, als Fortsetzung des MD-typischen Reality Rap gedachten Street-Tracks, die maßlos enttäuschen. Sämtliche Handlanger aus dem Infamous-Camp gehen noch mehr als erwartet unter, wesentlich schlimmer ist jedoch der erstmals voll einschlagende Tod des Prodigys der Neunziger. Nach den miserablen ersten zwei Dritteln ist es der hörenswerte hintere Teil, der "Infamy" den Kopf aus der Schlinge rettet und gerade noch in den neutralen Bereich hebt.
Man muss es gar nicht erst groß ausschmücken: "Infamy" ist enttäuschend, zeitweise ist es sogar erschreckend schlecht. Wieso das teils so drastisch passiert, ist schwer zu erklären, denn wenngleich die auf höhere Massenverträglichkeit abzielenden Kompromisse ihren Tribut einfordern, sind es auch die in der ersten Albumhälfte aufgestellten, als Fortsetzung des MD-typischen Reality Rap gedachten Street-Tracks, die maßlos enttäuschen. Sämtliche Handlanger aus dem Infamous-Camp gehen noch mehr als erwartet unter, wesentlich schlimmer ist jedoch der erstmals voll einschlagende Tod des Prodigys der Neunziger. Nach den miserablen ersten zwei Dritteln ist es der hörenswerte hintere Teil, der "Infamy" den Kopf aus der Schlinge rettet und gerade noch in den neutralen Bereich hebt.
4.9 / 10
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