Sonntag, 16. September 2012

Common - The Dreamer / The Believer


Release Date:
20. Dezember 2011

Label:
Warner Bros. / Think Common Music Inc.

Tracklist:
01. The Dreamer (Feat. Maya Angelou & James Fauntleroy II)
02. Ghetto Dreams (Feat. Nas)
03. Blue Sky (Feat. Makeeba Riddick)
04. Sweet
05. Gold (Feat. James Fauntleroy II)
06. Lovin' I Lost
07. Raw (How You Like It) (Feat. Makeeba Riddick)
08. Cloth (Feat. James Fauntleroy II)
09. Celebrate (Feat. James Fauntleroy II)
10. Windows (Feat. James Fauntleroy II)
11. The Believer (Feat. John Legend)
12. Pops Belief (Feat. Lonnie "Pops" Lynn)

Review:
Er ist zum Glück noch nicht komplett in die Welt der Schauspielerei entglitten, wo er zweifelsohne eine weitaus weniger integrale Persönlichkeit darstellt als in der Welt des HipHops. Dabei wäre das nicht einmal ganz unverständlich, denn die neue Richtung, die der bald 40-Jährige mit seinem letzten Album ("Universal Mind Control") einschlug, wurde gemeinhin ganz und gar nicht gutgehießen. Andererseits ist dies keine neue Situation für ihn, man erinnere sich an das Badu-beeinflusste "Electric Circus". Common beantwortete die damalige Kritik mit dem von Kanye und Dilla gestützten "Be", nun geht es zurück zu Chicago-Veteran No I.D., der "The Dreamer / The Believer" im Alleingang produziert.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Damit, dass mit der Verpflichtung von No I.D. ein gutes bzw. sehr gutes Ergebnis schon als gesetzt gilt, liegen folglich sehr hohe Erwartungen auf diesem Dutzend Tracks, ein enttäuschendes Album wäre an dieser Stelle verheerend für Common. Deshalb muss man dankbar sein, dass sowohl Lonnie Lynn Jr. als auch Dion alias No I.D. echte und vor allem professionelle Künstler sind, die es auf die Reihe bringen, solchen Erwartungen standzuhalten. Es stellt sich heraus, dass das Duo dieses Unterfangen sehr systematisch bewerkstelligt, ohne dabei aber in die verfängliche Altbackenheit oder Erzwungenheit abzudriften, die zu vermuten wäre. Common spielt dabei mehrere Rollen: den Straßenpoeten, der er als Conscious-Emcee seit jeher ist und der zuletzt auf "Be" durchgehend präsent war, aber auch einen etwas feurigeren Reimemeister, der Erinnerungen an das 1996er "The Bitch In Yoo" weckt und hauptsächlich in "Sweet" zum Tragen kommt, für das Dion Doris & Kelley in knallharte Snares packt und Common seinen nicht näher klassifizierten Unmut ungerichtet (angeschnitten und kurz torpediert wird die verweichlichte Szene, die überdies die Fähigkeiten und das Gewicht des Chicagoers vergessen zu haben scheint) entlädt. Der inhaltliche Konsens der restlichen Tracks bietet keine Überraschungen mehr, Common nimmt seine Ankündigung eines "positiven" Albums beim Wort und hätte sein Album damit ganz sicher nicht so seelenruhig nach Hause schaukeln können, wenn nicht Dion hinter den Reglern stünde. Der ist hinsichtlich seiner Sample-Wahlen alles andere als avantgardistisch (die oben erwähnten Doris & Kelley kommen dem einen oder anderen vielleicht von Black Milk bzw. den Kidz In The Hall bekannt vor), bereitet sie aber ansprechend auf: "Blue Sky" lebt rotzfrech von einem überraschend stark in Szene gesetzten E.L.O.-Sample, "Lovin' I Lost" verlässt sich (erfolgreich) stark auf Curtis Mayfield, während Common einer verlorenen Liebe nachtrauert. Auf der anderen Seite wird man sich über "Ghetto Dreams" wundern, das mit Nas als Conscious-Bombe vermutet werden könnte, sich aber als schwer triebdominiert-oberflächliche, bildhafte Abhandlung über die Ghetto-Traumfrau herausstellt - der grandiose Donnerschlag eines Beats lässt das allerdings locker verschmerzen, zumal "The Dreamer" als gefühl- und doch druckvoller Opener schon angemessen in die Welt des "hoffnungslosen HipHop-Romantikers" einführt. Außerdem wäre da ja noch "Cloth", ein wunderschönes Liebeslied an die Seelenverwandte, bei dem James Fauntleroy II in seiner exzessiven Rekrutierung auch Sinn macht. Auf einem Track wie "Celebrate" nämlich, der mit saudämlicher Hook leichtes Unverständnis hervorruft, zieht er die einträchtige Stimmung beinahe ins Kitschige, während auch "Windows" am Rand zu dieser Schwelle kämpft und mit etwas weniger Geschnulze besser dran gewesen wäre. Wenn schon Pathos, dann überlasse man diesen Job doch bitte John Legend, der das von No I.D. wieder mit Feingefühl produzierte "The Believer", einen typischen Common-Song mit kunstvoller Inklusion des Allmächtigen ebenso wie der Aussprache gegen die gewaltvollen Jetztzustände, deren Überwindung in Commons Glauben eingemeißelt ist, (sinnvoll) veredelt. Damit fehlt nur noch Lonnie "Pops", der mit ein paar abschließenden, unstrukturiert sinnierenden Worten über Träume und Glaube den durchgeplanten Abschluss gestaltet.

Kaum ein anderer Künstler könnte es sich leisten, sein Album so sehr nach den an es gestellten Erwartungen zu kalibrieren und planen und trotzdem noch ein triumphales Ergebnis zu erhalten. Doch ebensowenig wie Common ein besonders aufbrausender, unberechenbarer Emcee ist, sondern stattdessen seine Kraft aus innerer Ruhe bezieht, stellt er - mit dem bärenstarken No I.D. im Rücken, der das Album sowohl schlüssig, dynamisch als auch sehr gut produziert - auf seinem neunten Album ohne große Überraschungen und sogar mit der einen oder anderen textlichen Unsauberkeit bzw. zwei fast mittelmäßigen Songs ein knapp in den sonnigen Rängen platziertes Album auf die Beine.

7.5 / 10

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