Sonntag, 26. August 2012

Willie Stubz - The Industry


Release Date:
25. April 2003

Label:
SPKilla Muzik

Tracklist:
01. Intro (Feat. DJ JCNY)
02. Come Wit Me
03. Welcome 2 Da Ghetto
04. QU-EE-NS (Feat. Capone & Nature)
05. Keep It Poppin
06. In These Streets (Feat. Marly Gats & Johnny Blanco)
07. Anything
08. I Remember Them Days (Feat. Complexion)
09. Get In 2 U
10. The Industry (Feat. N.O.R.E. & Musaliny)
11. STUBZ Has Returned Again
12. Verbal Attack (Feat. Juju)
13. After The Show (Feat. Greg Nice)
14. GetChu Hye
15. Make It Happen (Feat. Al Ferguson & Kruk)
16. My Destiny
17. Words
18. Can't Fade Us (Feat. Al Ferguson & K-Rime)
19. Keep It Gansta (Feat. Gold, Troy Outlaw & Musaliny-N-Maze)
Review:
Willie Stubz ist einer von so vielen Rappern aus den Tiefen New Yorks mit einer kaum einzigartigen Geschichte. Wie so viele andere entdeckt er in den Neunzigern sein Talent fürs Reimen und kommt zu dem Schluss, dass sich daraus Profit schlagen lässt. 1996 läuft er dann einem aufstreben DJ namens SPK (alias SP Killa) über den Weg, der gerade das Produzieren für sich entdeckt. Man beschließt, gemeinsame Sache zu machen. Die ersten Aufnahmen finden Anklang, ein gewisser Melvin "Megadon" Gonzalez signt die beiden bei seinem Label Pentagon. Da Stubz aus der Queens-Nachbarschaft Corona stammt, taucht er außerdem auf zwei Beatnuts-Alben auf und bekommt eine eigene Single von Psycho Les produziert, was schließlich das Interesse von Tommy Boy weckt und neben einem vielversprechenden Deal u.a. einen Auftritt auf dem "Black Mask"-Soundtrack nach sich zieht. Als Tommy Boy sich dann 2002 von Warner trennt, verliert Stubz jegliche Priorität und verlässt das Label. Ein weiterer Rückschlag ist die Ermordung von Gonzalez, nach der Stubz komplett ohne Label dasteht. So wird, nachdem man keinen neuen Vertriebspartner findet, "The Industry" 2003 selbst auf den Markt geworfen.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Dass die Scheibe komplett ohne Budget auskommen muss, ist für Willie kein Hindernis, schließlich hat er mit SPK seinen Produzenten direkt an seiner Seite und dank der verbrachten Jahre im Geschäft die eine oder andere Telefonnummer, was "The Industry" eine ordentliche Gästeliste einbringt. Der in den Credits hinter fast jedem Song stehende Name RoomLab Beats erklärt sich des Weiteren als Zusammenschluss von SPK, Kevin Kyze und Ric Rude, den der NY-Fan eventuell schon kennt. Dieses Team liefert den einheitlichen Soundtrack für ein Album, das mit seinem Namen und bei Beachtung von Willie's Vorgeschichte als rachsüchtiger Feldzug gegen profitgeile Label-Politik angemommen werden könnte. Doch selbst wenn Willie ordentlich unter die Räder gekommen ist, gibt es davon nichts zu hören, denn "The Industry" ist von vorne bis hinten ein typisches und textlich vor allem sehr durchschnittliches Street-Album, wobei die Geschichten vom harten Überleben in Corona wiederum recht selten zu hören sind. Stubz verbringt viel Zeit damit, sich beim großen Ziel, Geld zu scheffeln, Mut zuzusprechen, sich selbst in Szene zu setzen und nebenbei von Fakes abzugrenzen. Da der Anfang jedes guten Albums ein vollkommen sinnfreies Intro ist, glänzt Willie zu Beginn direkt in der Disziplin, die erste Minute des Albums komplett zu verschwenden, bis endlich "Come Wit Me" loslegt. Dort macht der Emcee mit dem heiser-rauen Stimmorgan eine gute Figur und gibt einen Abriss über seinen bisherigen Werdegang, vom Aufwachsen in Corona bis zu den Zielen, die noch vor ihm liegen. Mit "QU-EE-NS" geht es kurz darauf mit Nature und Pone (dessen Stelle ursprünglich Royal Flush zugedacht war) in die Vollen, wenn die drei New Yorker Hustler ihr Borough zum Thema machen. Die streicherlastige Unterlage könnte man ohne weiteres in die besseren Tage der Queensbridge stecken und sie zählt auch hier zum Besten, was es zu hören gibt. Denn zumeist legt die RoomLab-Gemeinde einen etwas softeren Gang ein, kreist irgendwo zwischen dem aufweichenden QB-Sound des Release-Jahres und den freundlicheren Werken der Beatnuts. Kein Wunder also, dass auch Hype-Mann Greg Nice seinen Weg aufs Album findet, wobei "After The Show" munter pfeifend und mit Greg's Flair schwer in Ordnung geht. Selbiges gilt eingeschränkt für den sehr voraussehbaren Ladies-Song "Get In 2 U", vor allem aber für "GetChu Hye", das von Psycho Les als einzige auswärtige Produktion mit entspannt-dezenter E-Gitarre schmackhaft gemacht wird. Willie fühlt sich mit seiner markanten Stimme überall wohl, hat nur leider viel zu wenig zu erzählen, weshalb das Album für alle, die auf textliche Vielfalt Wert legen, schnell redundant wird. Unter den weniger weichen Tracks (denn richtig harte gibt es leider keine) bleiben vor allem das wunderbar auf Stubz' Stimme zugeschnittene "Keep it Poppin'" und das abschließende "Keep It Gangsta" hängen, bei dem Noreaga's Handlanger zugegen sind. "Verbal Attack" dagegen ist mit seinen zweieinhalb Minuten weder lang noch übermäßig aufregend (trotz Juju). Da gefällt das angenehm smoothe "I Remember Them Days" mit Coronas hauseigenen, harmonisch-gefühlvollen Sängern von Complexion als R.I.P.-Nummer schon um Längen besser. Ebenfalls hörenswert ist die fröhlich unterlegte Willkommensheißung "Welcome 2 Da Ghetto" ("Get out the street now! - But that's all I know / Besides, where the fuck am I supposed to go?"). Nachdem noch die Geldhatz motiviert ("Make It Happen") und der eigene Weg trotz aller Hürden festgelegt wurde "My Destiny") hat der Spaß auch schon wieder ein Ende.

Nach einer Stunde weiß man, dass Willie Stubz selbst in einem Paralleluniversum, in dem sein Debüt mit tatkräftiger Unterstützung von Tommy Boy erschienen ist, nicht der nächste Messias der Szene geworden wäre. An den Grundvoraussetzungen mangelt es sicherlich nicht, denn dank Stimme und sehr solidem Flow hört man dem Mann gerne zu. Zu erzählen hat er hingegen nicht allzu viel, was das potentielle Zielpublikum aber weniger stören dürfte als die Tatsache, dass RoomLab Beats bei den Produktionen zu wenig gewagt haben und zu oft im Niemandsland der stilistischen Orientierungslosigkeit des NY-Street-Sounds zu jener Zeit steckenbleiben. Die guten Ansätze sind da (vor allem in die partytaugliche Richtung) und machen "The Industry" trotz Fehlen richtiger Kracher zu einer gut durchhörbaren Angelegenheit.

6.2 / 10

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