Sonntag, 26. August 2012

Mobb Deep - Black Cocaine


Release Date:
25. November 2011
Label:
Sony RED Distribution
Tracklist:
01. Dead Man's Shoes
02. Black Cocaine
03. Conquer
04. Get It Forever (Feat. Nas)
05. Last Days

Review:
Über fünf Jahre nach dem letzten Album wagt sich eines der bedeutendsten Duos der Neunziger wieder in gemeinsame musikalische Gewässer: Nachdem Prodigy inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, in jüngerer Zeit aber vor allem durch sein Buch (welches es fertig brachte, sogar langzeitige Weggefährten wie Nitty zu verstimmen) auffiel, wird es Zeit für ihn und Partner Havoc, zu zeigen, welche Stilrichtung der ergatterte Deal bei Sony RED mit sich bringen wird. Den ersten Vorgeschmack soll jedenfalls diese EP geben, die mit "Black Cocaine" betitelt wurde und ohne große Trödeleien ihren Weg aus dem Studio findet.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Mit fünf Tracks sehr überschaubar gehalten, laden sich IMD zwei Gäste sowie mehrere Produzenten ein - denn Havoc selbst schraubt nur einen Beat, während Young Free und Beat Butcha ihr Glück versuchen dürfen und Kumpel Alchemist zweimal vertraut wird. Erwartet haben wird wohl niemand allzu viel, ein Erfolg wäre schon das Andeuten einer vielversprechenden Marschrichtung für das für 2012 angekündigte Album. Doch da enttäuschen Mobb Deep schon mit dem ersten Song: Bounty Killer (bzw. ein Sample des Mannes) die ersten Worte der EP sprechen zu lassen ist so oder so nicht die sinnvollste Idee, doch was sich anschließt ist nicht im Mindesten besser: Uninspiriertes Klang-Geleier soll eine gefährliche Stimmung kreieren und wäre dabei vielleicht noch mäßig erfolgreich, wenn P und Hav nicht rappten, als wären sie schon seit Jahren auf einen Gehstock angewiesen - von der Schärfe und Prägnanz der drohenden Raps ("You're not real, you're lookin' real unfamiliar") ganz zu schweigen. Doch da man nun weiß, dass Mobb Deep immer noch das Rückgrat der Szene sind und man ihnen besser aus dem Weg geht, darf man sich nicht beschweren, wenn man sich im Chorus von "Black Cocaine" fragt, was man hier eigentlich immer noch sucht - denn was Prodigy als solchen verkauft ist Sprachdurchfall der primitivsten Sorte, der einen von Alchemist etwas künstlich, aber solide produzierten Song befleckt. Wesentlich interessanter ist ohnehin der zweite Track mit Beteiligung vom Alchemist, schließlich gibt es auf "Get It Forever" noch eine Reunion mit Nas, die gar nicht an Klassiker wie "Live Nigga Rap" anknüpfen müsste, um als Erfolg feierbar zu sein. Doch auch hier geben sich Mobb Deep keine Mühe: Die Schilderungen, dass die beiden immer noch das große Geld scheffeln, sind in keinster Weise interessant aufbereitet, dagegen wirkt ein recht ordentlich aufgelegter Nas mit einigen Zeilen über das Straßenleben wie ein lyrischer Großmeister. Da zudem Alchemist mit etwas gefühllosem E-Gitarren-Geschrammel jeglichen Sinn für einen kalten QB-Banger verschnarcht, kann man diesen Song getrost vergessen. Damit verbleibt schon nicht mehr viel, denn als riesengroße Überraschung stellt sich auch "Last Days" als nicht bahnbrechend heraus, wenngleich der Mobb (dass Prodigy mit Zeilen wie "Look my mouth dry, stomach all hurtin', I need this / Y'all bellies got fat while I was jailin', I need this" antanzt, überrascht wenig) hier wesentlich dynamischer vors Mic tritt und Young Free mit seinem Beat eine Steigerung zu den bisher erwähnten Songs erreicht. Letztendlich ist da noch Havoc's eigene Produktion ("Conquer"), die mit dramatischen, von Hörnern angeführten Samples zwar wieder nicht den klassischen IMD-Ton trifft, die oberflächlichen Rhymes aber in ein gut hörbares Licht taucht.

Kurz und bündig: In dieser Verfassung brauchen Havoc und Prodigy gar nicht erst daran denken, ein neues Album aufzunehmen. Tun werden sie es wohl trotzdem, weswegen es einige Probleme zu überwinden gilt: Da wäre die Produktion, bei der sich (zumindest hier) The Alchemist als nicht mehr des einst im Schlaf beherrschten und so gut zu Mobb Deep passenden Sounds mächtig erweist, während die jüngeren Unternehmungen des Havoc (man denke an seine Soloprojekte) ebenfalls Grund zur Sorge geben und definitiv keine verlässliche Quelle darstellen - irgendwo muss also fähige Rückendeckung aufgetrieben werden. Die wird allerdings auch nichts bringen, wenn das legendäre Duo so gemächlich und lyrisch morsch durch die Booth watschelt, wie es auf "Black Cocaine" zu großen Teilen passiert. Man sollte es eigentlich noch besser können, viel schlechter als diese unrühmliche EP wird es deswegen (hoffentlich) nicht.

3.7 / 10

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