Samstag, 28. Juli 2012

Reef The Lost Cauze & Snowgoons - Your Favorite MC


Release Date:
25. Oktober 2011

Label:
Goon MuSick / ihiphop Distribution

Tracklist:
01. Brotherhood
02. Fuck Rappers
03. Euthanasia (Feat. Jus Allah & Sicknature)
04. Timezones (Feat. Outerspace)
05. Kill Somebody
06. Boxcutter Samurai
07. Black Opz
08. Brain On Drugs (Feat. MC Esoteric)
09. High By Myself
10. Devil`s Advocate
11. The Legend Of Mr. T
12. Mount up (Feat. Sabac Red & Wise Intelligent)
13. Big Shots (Feat. J.O. (The Uncanny) & King Magnetic)
14. 100 Rhyme Books
15. Fuck Rappers (Remix) (Feat. Slaine & FT)
 

Review: "Fuck rappers. Reef is my favorite MC - mit diesem Schlachtruf reitet Reef The Lost Cauze" 2008 auf dem "Black Snow"-Album der Snowgoons über die Single "This Is Where The Fun Stops" und festigt damit die Freundschaft, die zwischen den deutschen Produzenten und dem Philly-Rapper seit der ersten Zusammenarbeit gedeiht. Eine solche kann man sich auch schon früh auf tiefergehenderer und vollwertiger Ebene vorstellen, nur da man nichts erzwingen will, bleibt es zunächst bei der beidseitigen Bereitschaft. Bis ins Jahr 2011, in dem die Snowgoons inzwischen schon eine stattliche Diskographie vorzuweisen haben und Anlauf für das kommende, Release-reiche Jahr nehmen. Für Snowgoons-Verhältnisse lässt man sich sogar reichlich Zeit und bringt "Your Favorite MC" dann über ihiphop bzw. das eigene Goon MuSick.


WRITTEN FOR Rap4Fame

 Vor allem die Snowgoons möchten mit diesem neuen Werk beweisen, dass sie wandlungsfähiger sind, als die kritischen Stimmen sie nach ihren vier Producer-Alben sowie den Projekten mit den Savage Bros und Lord Lhus sehen. Ob allerdings Reef die richtige Wahl ist, der Welt mehr Facettenreichtum zu präsentieren, ist eine andere Frage, denn wenngleich seine bisherigen Alben allesamt mindestens solide waren, steht der bärtige Rapper aus Philadelphia doch seit jeher für handfesten Street-Sound ohne großen Schnickschnack. So ist das Endergebnis dann auch ein recht gemischtes, einerseits (und hauptsächlich) mit sehr erwartungsgemäßen Momenten, aber auch mit solchen, die die höheren Ziele von Illegal und Det andeuten. "Timezones" ist ein gutes Beispiel für diesen Dualismus: Sicknature gräbt ein Sample aus, das bereits von Cyne geflippt wurde (eine so schlechte Wahl kann er damit also gar nicht getroffen haben), der finale Beat für Reef mutet mit dem Standardpack an Cuts (Biggie lässt grüßen) und seinen vordergründigen Streichern dann aber doch wesentlich herkömmlicher an als beim Quartett aus Florida. Reef trägt - wie zu erwarten war - seinen Teil dazu bei, dass alles in geregelten Bahnen läuft: Dass er ein sehr sicher flowender MC mit Wortwitz und adäquaten Battle-Skills ist und dies auch hier wieder unter Beweis stellt, sollte niemanden überraschen, die Komponenten, die über dieses Grundmaß hinausgehen, lassen sich wie schon auf früheren Alben an einer Hand abzählen und sind insofern gewissermaßen ebenfalls keine Überraschung. Ebensowenig verwunderlich ist es, dass es gerade die weniger "typischen" Songs sind, die im Gedächtnis bleiben, denn ein Song wie "Fuck Rappers", der mit Hörnern die Türen eintritt und dann noch wilde Streicher sowie ein wenig Choralgesang mit in den Topf kippt, ist etwas zu berechnend bzw. vermisst einfach einen wirklich einzigartigen und angemessenen Auftritt am Mic (ein wütender und leider auch im Remix nicht vertretener Canibus böte sich an). "Euthanasia" und "Brotherhood" komplettieren einen kraftvollen, aber doch besorgniserregenden Start, wenn man bedenkt, dass die Goons gerade solche Power-Walzen etwas subtiler ins Rennen schicken wollten. Das ergibt sich glücklicherweise sehr natürlich im restlichen Verlauf der Scheibe, "Boxcutter Samurai" beispielsweise zehrt von einem (keinesfalls jungfräulichen), gut genutzten Sample, verlässt dabei zwar keinesfalls die gutbürgerlichen BoomBap-Gefilde, erinnert aber (dezentere Kick außen vor) an "German Lugers"-Tage. Im Folgenden findet Reef dann sogar Zeit, sein Themenspektrum abzulaufen: "High By Myself" ist ein eher unauffälliges Liebeslied ans eigene Dutch, "The Legend" ein nur auf den ersten Blick unscheinbares Highlight, in das geschickt ein wenig Grown Man Talk aus Reef-Sicht eingebracht wird. "Black Opz" ist der eher langweilige und standardmäßige Bericht vom Krieg vor der eigenen Haustür, "Mount Up" ergeht sich mit entsprechenden Gästen in sozio-politischem Kommentar. Das selbsterklärende "Brain On Drugs" lebt vom treibenden Beat, die zusammengewürfelten, als nachdenklich stimmend gedachten Geschichten in "Devil's Advocate" freuen sich über ein sehr ruhiges Instrumental, von dessen Sorte sich ein noch besseres in "100 Rhyme Books", einem sehr persönlichen Brief mit Gedanken und Ratschlägen an den eigenen Sohn, findet.

Die Ziele der Snowgoons für ihre Produktionsarbeit bei Reef's neuem Album sind genau die richtigen, die Umsetzung könnte dann allerdings noch etwas besser sein. Ein wirklich bahnbrechendes Album hat sicherlich niemand erwartet, doch da Illegal und Det beweisen, dass sie mehr sind als die Scheuklappen-Producer, als die sie mancherorts abgeurteilt werden, hätte es dann auch durchaus etwas mehr dieser Abwechslung sein dürfen (insofern darf man gespannt sein, was auf den nächsten Projekten geschehen wird), zumal Reef sowieso nicht der Emcee ist, der auf den dramatisch-pompösen Arrangements eines "typischen" Snowgoons-Beats zuhause ist. "Your Favorite MC" ist er nebenzu übrigens auch nicht (was ein Großteil aller Hörer unterschreiben wird) - Reef wird von fast jedem geachtet, aber von fast niemandem wirklich an der Spitze gehandelt. Zusammen mit den Goons hinterlässt er der BoomBap-Welt ein solides, aber keinesfalls essenzielles Machwerk.

5.9 / 10

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