Samstag, 28. Juli 2012

MarQ Spekt & Kno - Machete Vision



Release Date:
25. Oktober 2011

Label:
QN5 Music

Tracklist:
01. Machete Vision (Intro)
02. Roadhouse (Feat. Action Bronson)
03. Top Back (Feat. Deacon The Villain)
04. The Royal Peasants (Feat. Anna Wise)
05. Opium Den
06. AquaMarine (Feat. StaHHr)
07. All Smiles (Plastic Mask)
08. The Devil
09. Danger (Feat. Meyhem Lauren, Huey P. Capone, FT & Lex Boogie)
10. WikiLeaks


Review:
Viele Freund- und Bekanntschaften im HipHop bleiben dem öffentlichen Auge verborgen. Wer hätte auf den ersten Blick schon gedacht, dass Kno, der aus Kentucky stammende Produzent hinter den CunninLynguists und inzwischen ein gefeierter Untergrund-Held, und MarQ Spekt, ursprünglich aus Jersey stammend und schon seit Jahren in Atlanta wohnend, sich schon seit Langem regelmäßig treffen und abhängen? Die Verbindung bringt das um die Jahrtausendwende (dank Bigg Jus) mit einem Bein in Atlanta operierende Sub Verse, mit dem die aus Minneapolis nach ATL gezogenen Micranots arbeitet: In diesen kreativen Kreisen lernen sich Kno und MarQ kennen, die Idee eines gemeinsamen Projekts steht bald zur Diskussion, wird aber nie umgesetzt - vor allem Kno erfährt schließlich anderweitig beträchtliche Aufmerksamkeit. 2011 kommt dann doch noch alles unter Dach und Fach und die Welt darf sich über "Machete Vision" freuen.


WRITTEN FOR Rap4Fame

 Unterbeschäftigt war Kno sicherlich nicht, "Oneirology" ist noch nicht sonderlich alt. Doch er selbst meint, dass die Arbeit mit MarQ Spekt eine ganz andere Richtung einschlüge, was dieses Album nicht nur für CunninLynguists-Fanatiker interessant macht - für die genau genommen weniger als für die sehr überschaubare Fan-Base, die Spekt sein Eigen nennt und die seinen bisherigen Werdegang von den Anfangstagen bei Sub Verse und den (ein Album bei Day By Day abwerfenden) Indie-Schritten mit den Broady Champs bis zur Kooperation mit den Backwoodz Studioz (mit dem Invizzibl-Men-Projekt als Hauptvermächtnis) verfolgt haben. Diese Diskographie sollte lehren, dass MarQ kein alltäglicher Emcee ist, dass sein Stil sperrig daherkommt und die bisherigen Kollaborationspartner und Arbeitskollegen ein gutes Bild davon vermitteln, was der Herr so von sich gibt. Der Schluss, dass er kein billiger Ersatz für Deacon und Natti ist, sollte also nicht mehr schwer fallen. Und genau das macht "Machete Vision" so interessant, denn Kno kann hier eine Seite zeigen, die auf CL-Alben keinen Platz findet: harte Drumlines und düstere Samples, die nicht sofort in ihrer eigenen Schwermütigkeit ersaufen. Was in "Roadhouse" auf den Hörer rauscht, ist nicht weniger als edel und besticht mit einer typisch herzhaften Drumline von Kno und bedrohlicher Sound-Kulisse, über das die laut-aggressiven Raps von Spekt eingespielt mit den abgebrühten Rhymes des Mannes der Stunde, Action Bronson (der mit Zeilen wie "Hookers take checks, smoke blunts after they suck dick / Piss out the side of their panties, they keep it movin' / Sittin' on the stoupe of the building, drinking the brew in" seinen derzeitigen Hype rechtfertigt), fließen. "MacheteVisions" ist noch ein wenig dunkler angestrichen, "Top Back" verschafft sich mit ein paar Klavierakkorden Platz. Das Album schwenkt zwar recht bald zu weniger drückenden und dafür nachdenklicheren Tönen um, den Schwung aus den eröffnenden Tracks nehmen Spekt und Kno trotzdem mit: Das grandiose "Opium Den" lädt zum Durchatmen ein und sieht auch MarQ in einem gemäßigten und dafür sozialkritischen Tonfall ("Strive to survive and they strive to keep us ignorant"). "The Devil" klingt Beat-technisch schon wesentlich eher nach dem CL-Kno, passt dank gesunder Drumline jedoch trotzdem ins Bild und ruft einen ernsten MarQ auf den Plan. "All Smiles" macht sich den Leitspruch "Fuck the status quo, cause HipHop needed a rebel - but I don't need any credit" zum Motto und führt wie fast alle Songs im Mittelteil Gesang - ähnlich ist es beim atmosphärischen "The Royal Peasants" und bei "AquaMarine". Mit "Danger" als Posse-Track mit dichtem Streichergewand biegt das Album dann in die Zielgerade ein, die im von Gitarre begleiteten "WikiLeaks" mit - man ahnt es - ein wenig Systemkritik - überschritten wird.

 Mit zehn Tracks und unter 40 Minuten hat das Album sein Ende schnell erreicht, doch das soll keineswegs heißen, dass MarQ Spekt und Kno nicht reichlich genug auftischen. Die Ankündigung von Kno, mit diesem Projekt ein wenig abseits seiner Norm zu spielen und die Sache etwas härter anzugehen, hält, was sie verspricht. Vor allem ist es allerdings der wesentlich unbekanntere MarQ Spekt, ein Rapper, den vor diesem Projekt niemand auf Kno's Beats gesetzt hätte, der mit seiner Art einen unerwartet frischen Wind in die Sache bringt und selbst die durchschnittlicheren Instrumentals (wobei sich derer ohnehin fast keine finden) aufwertet, der für viele Hörer die Überraschung des Albums sein wird. Für die ganz dicken Punkte fühlt sich "Machete Vision" an einigen Stellen noch zu sehr nach dem Sparring zweier Kumpels an, mit einer Energie, die beispielsweise "Oneirology" überholt, schrammt Spekt trotzdem nur knapp an den vier Kronen vorbei.

7.3 / 10

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