Montag, 23. April 2012

Pitch Black - Pitch Black Law


Release Date:
10. Februar 2004

Label:
Universal Motown Records / Travio Records

Tracklist:
01. Pop Off
02. Shake That
03. It's All Real
04. Recognize
05. Geechy
06. To Be The Best
07. My Life
08. R You Ready 4 This (Feat. Busta Rhymes)
09. Go Hard Play Hard
10. Got It Locked (Feat. Foxy Brown)
11. Good Times (Feat. St. Juste)
12. Stop My Team
13. N.Y.C. (Bonus)

Review:
Die Geschichte von Pitch Black klingt fast so, als wäre sie erfunden: Bereits 1994 begründen Zakee, Devious, G.O.D., Fast und D.G. aus Bushwick bzw. Gowanus (Brooklyn) nach einer Cypher die Gruppe und nehmen mit einem gewissen Rick Black erste Tracks auf. Der ist mit den Beatminerz unten, was man unleugbar in einem Track wie dem 1995er "Hold Me Down" hört. Zwei Jahre später kann man mit einer Geldspritze das eigene Label Travio gründen und weiter am Ball bleiben - neben einigen Singles eröffnen PB vor allem Shows für die ganz Großen der Szene und knüpfen dementsprechend reihenweise Kontakte. So landet man 2002 bei Universal, wo von Unterstützung allerdings erst einmal nicht die Rede sein kann. PB nehmen ihr Album selbst auf und drehen sogar ein Video in Eigenregie. Erst als dieses mit viel Glück in der BET-Rotation landet und ordentlich Wellen schlägt, interessieren sich die Chefs bei Universal für das Quintett. Doch zu früh gefreut: Label-interne Streitigkeiten zwischen den Universal-Köpfen und Motown-CEO Kedar Massenburg, der quasi für PB bürgt, sorgen dafür, dass die fünf pünktlich zum Release von "Pitch Black Law" und der zweiten Single den Rückhalt und die Promo verlieren.


 WRITTEN FOR Rap4Fame

 Das mag nicht zuletzt ein Grund sein, wieso das Album heute kaum noch Erwähnung in den HipHop-Annalen findet, denn an den restlichen Komponenten auf dem Papier kann's kaum gelegen haben. Genau genommen ist das, was die fünf dank ihrer jahrelang gesammelten Connections hier zusammentrommeln, ein Lineup, bei dem 2004 eigentlich dem Großteil der Rap-Gemeinde (gemessen am Bekanntheitsgrad der Truppe) Augen und Ohren aufgehen sollten: Unter den wenigen Gästen finden sich Busta Rhymes und Foxy Brown, hinter den Pulten dürfen Größen wie DJ Premier, Nottz oder Swizz Beatz mischen. Die oben erwähnte Vorab-Single, die mit ihrem schönen Video den Hype erst ermöglichte, ist übrigens das vom Premo produzierte "It's All Real", im Jahr 2003 nochmal ein aufbäumendes Meisterwerk und fraglos in jüngerer Zeit eine der besten Arbeiten des legendären Produzenten (natürlich mit dem klassischen zusammengecutteten Chorus), die vier der fünf Emcees mit so lebendigen Rhymes versehen, dass man zu Recht hoffen konnte, hier ein belebendes Element in Sachen New-York-Streetrap vor sich zu haben:

"They gon' have to mention me among the best eventually
Pitch Black's the group of the century
I ain't tryin to see death, disease or the penitentiary
When the smoke screens fade, the charade's played
Nothing remains but the foundation we layed, it's real
Destroy and build, my feelings: kill or be killed
Play around, we spraying rounds, I lay you down
No doubt you don't know what it's about
You think you're spitting game but the game spit you out
So you ain't innovating you're regurgitating
Poisonous thoughts, doing dirty work for Satan
I leave you so scarred, your corpse rock hard
Your arms are too short to box with God
And it's all real
"


 Große Töne werden da also gespuckt, die der Rest des Albums leider kaum rechtfertigen kann. Anscheinend hat man das Album ja ohne Zutun der bösen Geier in den oberen Etagen aufgenommen, doch wahrscheinlich meldete sich Kedar Massenburg das eine oder andere Mal mit einem guten "Ratschlag", denn das kompromisslose und verhoffte Street-Album ist das sicherlich nicht: Was beispielsweise die arg müde bouncende Party-Nummer "Geechy" zu erreichen gedenkt, bleibt ein Rätsel. Dann sollte man doch eher schon zu "Shake That" greifen, das man in bester Swizz-Manier (inklusive konstanten Zwischengelabers und Hook) entweder verabscheut oder akzeptiert. Die fünf Emcees selbst machen in jeder Lage keine schlechte Figur, wenngleich keiner je zum Solostar werden könnte, denn das Auseinanderhalten fällt selbst nach intensiver Auseinandersetzung schwer (lediglich D.G. setzt sich stimmlich klar ab). Auf dem lyrischen Plan steht die übliche Kost, von Punchlines zum zu erwartenden Alltag in den Straßen Brooklyns. Dazu gehört auch eine Nummer wie das softe "Good Times", das wie schon Cube's "It Was A Good Day" wunderbar ans Ende eines Tages passt und zudem von St. Juste noch gefühlvoll abgerundet wird. Das lässt sich leider nicht jedem Song attestieren: Im eröffnenden "Pop Off" passiert herzlich wenig, die Ausführungen über "My Life" sind Beat-technisch keine von Teddy Riley's Glanztaten, genau am selben Fleck ordnet sich das ähnlich platte "Go Hard Play Hard" ein und das grauenhafte "Recognize" (das mal wieder demonstriert, wie schlecht Hooks im HipHop-Genre sein können) gewinnt todsicher nirgends einen Blumentopf. Auf der anderen Seite wirft sich ein gut aufgelegter und hypender Busta Rhymes in die Waagschale und "To Be The Best" demonstriert, wie ungeschmückter und doch griffiger Street-Sound sich angemessen mit den selbstbewussten Rhymes des Quintetts hätte paaren können. Schließlich ist da ja außerdem noch Premier mit seinem zweiten Beitrag, der zeigt, dass der Meister es wirklich gut mit den Jungs gemeint haben muss, denn "Got It Locked" ist wieder ein Volltreffer, der mit seinen Streichern direkt an die ausgehenden 90er erinnert, genauso gut klingt und mit einer rauchig spittenden Foxy bestens besetzt ist.

Der zweite Grund, warum dieses Album langfristig so unbekannt blieb, ist schlichtweg in der fehlenden Klasse der Scheibe begründet. Man muss es mit viel Enttäuschung feststellen, da man den Jungs nach ihren Entbehrungen auf Universal von ganzem Herzen einen durchschlagenden Erfolg gewünscht hätte, doch Pitch Black kränkeln mit ihrem Debüt mit denselben Symptomen wie viele NY-Releases jener Zeit. Beizeiten mag man sogar denken, hier sei nur ein Album um die Erfolgs-Single "It's All Real" aufgebaut worden, doch für einige weitere Leckerbissen hat es dann doch noch gereicht. Erwähnenswert ist noch, dass die Qualitätsvarianz recht hoch ist, es also vor allem Nieten und Treffer gibt. Letztere bieten dann auch wirklich den schönen Klang der Straßen Brooklyns, den man auf "Pitch Black Law" gerne durchgehend gehört hätte.

5.0 / 10

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