Montag, 23. April 2012

Murs - Love & Rockets Vol. 1: The Transformation


Release Date:
11. Oktober 2011

Label:
DD172 / BLUROC

Tracklist:
01. Epic Salutations
02. Remember 2 Forget
03. 67 Cutlass
04. Eazy-E
05. Hip Hop and Love (Feat. Tabi Bonney)
06. International
07. S-k-i-b-e-a-t-z (Feat. Locksmith)
08. Westside Love
09. Life and Time (Feat. AB-Soul & O.C.)
10. Reach Hire
11. Dream on (Feat. Dee-1)
12. 316 Ways
13. Animal Style

Review:
Nach einem kurzen Intermezzo in den Gewässern des Majors Warner ist Murs wieder independent und arbeitsfreudig wie eh und je: Manch einer hat vielleicht noch das Album mit 9th Wonder in Erinnerung, jüngst gab es ein (zugegebenermaßen sehr vergessenswertes) Projekt mit Terrace Martin. Die nächste Episode im Murs-Katalog beginnt, als der stets fröhliche Rapper aus LA über Tabi Bonney die Bekanntschaft von Dame Dash macht, welcher ihn auf die Frage, wieso er über sein DD172-Label noch keinen Westcoast-Künstler veröffentlicht habe, direkt ins Boot holt und die Idee eines Albums mit Ski Beatz in den Raum wirft. Also treffen sich die beiden in New York, schließen Freundschaft und nehmen auch noch ein Album auf: "Love & Rockets Vol. 1: The Transformation".


WRITTEN FOR Rap4Fame

 Zwar hat sich in Murs' Leben einiges geändert (verheiratet ist er schon seit einiger Zeit, kürzlich trennte er sich von seinen Dreads), er selbst ist jedoch immer noch derselbe: jemand, der sowohl die Backpacker- als auch die Gangster-Szene kennt und verkörpern kann und von seinem erstklassigen Storytelling lebt. Als verheirateter Mann lässt er es nicht mehr so bunt angehen (auch seine vogelwilden Weibergeschichten weichen logischerweise dem Eheleben), langweilig ist er deswegen noch lange nicht. Viel unsicherer ist die Frage, ob Ski Beatz und Murs zusammenpassen. Ersterer war mit dem Westcoast-Emcee vor dem durch Dame Dash initiierten Aufeinandertreffen komplett unvertraut und geht deshalb vollkommen unbefangen in das Album. Entscheidend war das als Faktor des Sounds wohl nicht, denn Ski Beatz' Beiträge klingen so oder so zu oft nach Fließbandarbeit, was bei den vielen Hochzeiten, auf denen der Produzent derzeit tanzt, nicht groß verwundert. "S-K-I-B-E-A-T-Z" ist eine von Bläsern angetriebene, thematisch breit gefächerte Stellungnahme, die nicht verkehrt ist, aber auch niemanden vom Hocker reißen wird. So ergeht es dem Großteil, wenn nicht der ganzen Scheibe: Wirklich schlecht ist nichts, was das Duo fabriziert, herausragend fast ebensowenig. Die Schuld daran trägt eindeutig Ski, denn Murs gibt sein Bestes, mit einem breiten Thementeppich aufzuwarten und zu unterhalten: "Remember 2 Forget" thematisiert und verarbeitet die eine Beziehung, die einen zu viele Nerven kostet ("Every little thing turned into an argument / We yell until we don't even remember what started it"), "International" gibt ein paar teils amüsante Gedanken zum Thema Tour-Leben und ausgiebigem Reisen preis ("My favorite flight is the one that goes home / Keep your family first, you can't do this alone / 14th flight, 3 weeks, jet lag, but I'm livin' my dream so I'm packin' my bag"). Ski ist zumeist mit weichen Drumlines zugegen und klingt in seiner grundsätzlichen Herangehensweise erstaunlich oft wie 9th Wonder, was dazu führt, dass auch seinen Instrumentals hin und wieder der Saft ausgeht und sie wie in "Reach Hire" nicht die ganzen drei Minuten interessant bleiben. Zumeist funktioniert das Duo aber ganz gut, es ist lediglich das Fehlen echter Highlights, das sich als größtes Problem herausstellt: Da wird in "316 Ways" die Industry attackiert, in "67 Cutless" eine lustige (Drogen-)Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt und in "Eazy E" die von Murs in New York entdeckte Ansicht, der Westen wäre lyrisch wenig wert, gerade gerückt; Ski verpasst jedoch die Gelegenheiten, aus Murs' Vorlagen die ganz großen Kopfnicker zu schneidern. Auch die thematisch ernsteren Nummern versäumen das: "Dream On", das sich Gedanken über Zukunft und Ziele macht, wird noch sehr treffsicher und nachdenklich illustriert, "Animal Style", das sich mit einer kleinen Geschichte dem Thema Homosexualität widmet, hätte sein hintergründiges Piano allerdings wesentlich besser in Szene setzen können.

Zusammenfassen lässt sich das alles ganz einfach: Murs ist nach wie vor ein hervorragender Storyteller und spielt das auch auf seiner neusten Platte sehr erfolgreich aus, mit seinem Produzenten hat er allerdings ähnlich viel Glück wie mit der inzwischen erschöpften Kollabo mit 9th Wonder: Ordentlich ist fast jeder Song, so richtig überragend ist keiner. Ski Beatz' Ausstattung für die LP ist wasserfest und solide, aber irgendwie klingt sie auch sehr allerweltsmäßig, einen eigenen Charakter entwickelt sie nicht. So ist "Love & Rockets Vol. 1" ein Album, das man wegen Murs' Lyrics durchaus anhören kann, das aber niemanden umwerfen wird und vom Must-Have weit entfernt ist.

5.7 / 10

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