Dienstag, 20. Dezember 2011

Roc Marciano & Gangrene - Greneberg


Release Date:
19. Juli 2011

Label:
Decon Records

Tracklist:
01. Roc Marciano - Momma Told Me
02. Roc Marciano - Hoard 90
03. Roc Maricano - Jet Luggage (Feat. Gangrene)
04. Gangrene - Papercuts
05. Gangrene - New Shit
06. Gangrene - Sewer Gravy (Feat. Roc Marciano)
07. Roc Marciano - Jaws (Digital Bonus)

Review:
Da ist sie auch schon, die erste Folge von Decon's heiß begehrtem Neu-Signing - eine Kollabo-EP mit einem der bisherigen Aushängeschilder des Labels, nämlich Gangrene, dem Zusammenschluss von The Alchemist und Oh No, der 2010 sein überwiegend positiv aufgenommenes Debüt präsentierte. Auch für Roc Marciano war 2010 ein bedeutsames Jahr, schließlich erfolgte der Schritt vom Veteranenschattendasein in den Zirkel der angesagten Szenenlieblinge. Um letzterem Image auch weiterhin dienen zu können, soll noch dieses Jahr das Decon-Debüt "Reloaded" kommen, ebenso wollen Gangrene noch im Herbst mit "Vodka & Ayahuasca" nachlegen, als Vorgeschmack entschied Decon sich, die drei auf eine digitale EP zusammenzupacken, die nun sogar noch ein Vinyl-Release erhalten soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Was der Sinn dahinter sein bzw. wo der Vinyl-Kaufanreiz liegen soll, wenn der digitalen iTunes-Version ein Bonus-Track beigefügt wird, entzieht sich bei einem Kundenkreis, in dem es eher umgekehrt hätte sein sollen, zwar meiner Kenntnis, doch sei's drum, viel gespannter darf man natürlich ob der gebotenen Musik sein, die durchaus ein Vorgeschmack dessen sein dürfte, was es auf den beiden Longplayern dann zu hören gibt. Außerdem sind alle drei Beteiligten sowohl Produzenten als auch Rapper, eine nicht alltägliche Begebenheit, die darin resultiert, dass jeder der Emcees mindestens einen Beat beisteuert. Was aber nicht überhört werden kann, ist der Umstand, dass man sich weniger an "Gutter Water" als an "Marcberg" orientieren wollte - oder besser gesagt an dem minimalistischen, rohen Grown-Man-Sound, für den Marcy's 2010er Großtat stand. Dabei gibt es jedoch einige Faktoren, die einem ähnlichen Erfolg im Weg stehen. Mit ihren 22 Minuten (inkl. Bonus-Track) verabschiedet sich die EP dafür viel zu früh, außerdem ergibt die Fusion der verschiedenen Produktionsstile ein eigenwilliges Ergebnis, das beileibe nicht immer ins Schwarze trifft. Schon der einzige von Marc produzierte Track "Momma Told Me" lässt ein wenig den Antrieb vermissen (hätte übrigens nie und nimmer auf "Marcberg" gepasst), ist gegen das vorab ausgekoppelte "Jet Luggage" aber noch harmlos. Hier versucht man mit bassigem Wummern und Bläsereinsatz nämlich auf Teufel komm raus, hart und böse zu klingen - und scheitert in anstrengender Art und Weise. Hinzu kommt, dass Alchemist immer noch kein weltbewegender MC ist, darüber hinaus ist die Kombo aus Gangrene und Roc nett, aber keinesfalls eine, auf die die Welt gewartet hat. Was soll dann also "Sewer Gravy", das den Beat vom Gutter Water"-Titeltrack wiederverwertet? Dass über alles und nicht viel geredet wird, hilft da auch nicht weiter. Wesentlich ansehnlicher sind die "Solo"-Cuts von Gangrene, "Papercuts" beispielsweise ist ein smoothes und arschcooles Stück, von dessen Schlag man auf "Vodka & Ayahuasca" gerne mehr hören würde, und auch "New Shit" zaubert den lässigen, aber doch kantigen Sound aus dem Hut, der ALC und Oh No am besten zu Gesicht steht. Zweiterer sollte lieber die Finger von einem Track wie "Jaws" lassen, welcher verzweifelt versucht, so blutig-roh als nur irgend möglich dem eiskalten Flow des Manns aus Hempstead gerecht zu werden. Wesentlich weniger aufgesetzt klingt da schon "Hoard 90", bei dem Alchemist solche Späßchen unterlässt und Marcy einen soliden Kopfnicker unterschiebt.

Fazit: Immer dann, wenn Gangrene versuchen, ihrem Kollabo-Partner etwas Hartes zu schneidern, geht das Projekt nach hinten los. Auf der anderen Seite lässt Marciano selbst bei seinem einzigen komplett selbst arrangierten Beitrag den Antrieb vermissen. Man kann also nur hoffen, dass er der Versuchung widersteht, "Reloaded" mit Gastproduzenten vollzupflastern und stattdessen seine eigenen Juwelen dafür aufhebt. Gangrene dagegen mach auf ihren beiden eigenen Tracks eine hervorragende Figur und geben damit hoffentlich einen Ausblick auf ihr Album, das dann "Gutter Watter" in der Gosse stehen lassen könnte. "Greneberg" hingegen, der Zusammenschluss dieser drei Personen zur phantomähnlichen Mafia-Gestalt des Covers, der mehr wie eine Doppel-Single anmutet, erweist sich in keinster Weise als notwendig und wird hoffentlich als die Zweckgemeinschaft, die er ist, begraben.

6.0 / 10

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