Donnerstag, 17. November 2011

Prince Ali - Curb Side Service


Release Date:
09. Oktober 2007

Label:
Hiero Imperium / eye5 Recordings

Tracklist:
01. The Marquee
02. Way of the Warrior
03. The Path (East Bay Remix) (Feat. Rakaa Iriscience & Pacific Sonz)
04. Whom I'm Being
05. Floating Lotus
06. Side Show
07. 3 Kings (Feat. Sonz of Adam)
08. California Cliff Notes (Feat. Pep Love)
09. The Majors (Feat. Casual, Planet Asia & Keith Murray)
10. Honor Code
11. The Building (Interlude)
12. Stay Chopped
13. War Wounds (Feat. James Monroe Iglehart)
14. Same Struggle
15. The Soiree
16. Coordinate (Feat. Israh)
17. Hug Doves (Feat. Roy Butterfields Project & Reggie Steele)
18. Breach Birth (Feat. A-Plus & Tajai)
19. Iron Clad (Feat. J2)
20. Polyphonic Monarchs (Feat. Planet Asia)

Review:
Rapper schießen vielerorts aus dem Boden, selten allerdings haben sie einen Master von der NYU bzw. der Tisch School of the Arts. prince ALI kann genau das von sich behaupten, kommt dabei aber von Amerikas anderer Seite, nämlich aus Hayward im Golden State. HipHop-Fan wird er 1984 mit Run-D.M.C., 22 Jahre später gründet er das Indie-Label eye5 Recordings und beginnt mit einigen Gleichgesinnten, erste ernsthafte Tracks aufzunehmen. Resultat ist noch im gleichen Jahr das "Corner Ensemble"-Mixtape, das nicht viel, dafür aber durchwegs positiv geartete Aufmerksamkeit erhält. Unter anderem auch vom Hiero Imperium, dem Quasi-Nachbarn aus Oakland, das ALI glatt in seine Riege neuer Künstler aufnimmt und ihm für sein Debütalbum "Curb Side Service" mit Fontana im Rücken einen wesentlich besseren Vertrieb verschafft.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Sich als praktisch gänzlich unbekannter Künstler gleich mit 20 Tracks vorzustellen, kann Gefahren bergen, zumal ALI seine Beats von diversen Quellen bezieht. Hauptproduzenten sind jedoch die Destruments, eine dreiköpfige Gruppe (und Live-Band) aus L.A., weitere Namen umfassen Skavenger (mehr oder weniger Destruments-Mitglied bzw. aus dem erweiterten Kreis), CHIII oder Roy Butterfields. Immerhin ist das von ALI gebotene Gesamtpaket nicht unbedingt im eingerosteten Standard so vieler Kollegen gefangen, denn wenngleich man beständig unter der Kategorie "Backpacker-Mucke" fährt, haftet PA der unverkennbare Westcoast-Flavor an, der dank seiner Produzenten eine recht persönliche Note erhält. Auf ALI selbst muss natürlich auch noch eingegangen werden, denn als Emcee klebt er ebenfalls nicht zu sehr an der Norm: Zunächst fällt die tiefe Stimme auf, die gepaart mit einem energischen Flow sofort im Gedächtnis eincheckt. So legt "Way Of The Warrior" auch gleich mächtig los und stellt dieses Album mit mystisch an- und abschwellendem Instrumental vor, dem der sehr wortgewandte ALI ("Walk a narrow road between Avalon and Babylon") gekonnt aufsitzt und sich nicht etwa als Neuling, sondern als Graurücken, der schon so einiges gesehen hat, präsentiert. Im Endeffekt ist es aber die Delivery und nicht der Kontext, mit der dieser Rapper sich hervorhebt und Aufmerksamkeit auf sich lenkt, denn wirkliche Themen-Tracks sind nicht seine Stärke, vielmehr finden sich überall einzelne starke Lines. Da gibt es dann natürlich die Erwähnung der eigenen Heimat in "California Cliff Notes", die aber zugleich aufzeigt, dass ALI nicht auf jede Karosserie passt und auf dem lockeren Piano-Loop von Pep Love eben mal so in den Schatten gestellt wird. Großteils scheint der Prinz allerdings sehr gut realisiert zu haben, in welchen Gefilden er gut funktioniert, weswegen es wohl ganz und gar nicht alltägliche Tracks wie das von IDE großartig produzierte, eigentümlich-mystische "Whom I'm Being" mit spirituell angehauchtem Wortgeflecht aufs Album geschafft haben. In ähnlichem Gewand zeigt sich das etwas düster gezeichnete "The Path" im Remix (hier fühlt sich ALI dann wesentlich wohler als ein Rakaa) oder das weniger auffällige "Side Show", in dem lediglich ALI's flotte Rap-Einlage von Interesse ist. Richtiges Desinteresse stellt sich dann erst im Schlussteil ein, wo sich herausstellt, dass man das Album nicht so lang hätte machen dürfen: "Hug Doves" passt nicht zu ALI, "Breach Birth" und "Polyphonic Monarchs" könnten langweiliger kaum sein. Also wieder zurück in die erste Hälfte, denn dort warten die besten Tracks: "Floating Lotus" ist ein fernöstlich klingendes Stück und wird zur ergiebigen Rap-Meditation genutzt, "3 Kingz" stellt ALI's Crew (die Pacific Sonz) in einem melancholisch-stimmungsvollen Song vor und schließlich ist da noch das Zugpferd "The Majors", das mit prunkvoller Besetzung und starker Rückendeckung des Destruments-Beats ein ordentlich Spaß machendes Zusammenspiel abgibt.

ALI hat einen eigenen Stil, sowohl raptechnisch als auch bzgl. der Wahl seiner Instrumentals, was immer eine gute Voraussetzung ist, um sich als Neuling in der Szene einen Namen zu machen. Trotzdem unterlaufen dem Jungspund aus Cali einige Anfängerfehler. Der geringste ist dabei noch, sich hochkarätige Gäste auf Tracks einzuladen, die wesentlich besser zu den Gästen als zu ALI selbst passen und ihn somit alt aussehen lassen. Darin versteckt liegt schon das nächste Problem, denn prince ALI ist mit seinem Stil nicht auf jedem seiner Tracks zuhause. Zu guter Letzt ist es die Länge, die diesem Projekt die höheren Noten verwehrt, denn vor allem am Schluss schleicht sich schlichtweg unnötiges Füllmaterial ein, das man mit einer kleineren Track-Anzahl hätte vermeiden können. "Curb Side Service" hat trotzdem überwiegend hörenswertes Material sowie einige waschechte Highlights parat und ist trotz der nicht überragenden Gesamtwertung eine vielversprechende Vorstellung.

6.1 / 10

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