Donnerstag, 17. November 2011

Moongod Allah - Ten Tigers Of Kwantung


Release Date:
Mai 2001

Label:
Moonlight Records / Ringz & Partners Inc.

Tracklist:
01. Trial Of The Broken Blades (Feat. Origin & Fraze)
02. Instructor Of Death (Feat. Doc Blake & Coltrane)
03. Moon Warriors (Feat. Cilvaringz, Origin, Fraze, Magpie, Doc Blake & G.I. Samurai)
04. Dinasty Of Blood (Feat. Cilvaringz & Fraze)
05. Saviour Of The Soul (Feat. Cilvaringz & Doc Blake)
06. The Wong Masters (Feat. Cilvaringz & Origin)
07. Shaolin Handlock (Feat. Magpie)
08. Singing Killer (Feat. Cilvaringz, Fraze & G.I. Samurai)
09. A Taste Of Cold Steel (Feat. Cilvaringz)
10. Come Drink With Me (Feat. Origin & Magpie)
11. Science (Feat. Origin) (Bonus)

Review:
Wer sich mit dem europäischen Zweig der Wu-Tang-Familie befasst, der stößt nach Cilvaringz direkt auf Moongod Allah, eine von vielen Schattenfiguren im Wu-Universum, die sich stets im Hintergrund aufhielt. Moon wohnt in den Neunzigern wie Ringz in Holland und begegnet seinem späteren Partner erstmals auf dem Basketballplatz, wo die gemeinsame Liebe zum HipHop in erste Projekte mündet, die man mit einigen Gleichgesinnten zuerst als Henchmen und dann als Lin Brotherz aufnimmt, die aber großteils unveröffentlicht bleiben. Als dank Ringz dann die Aufnahme in den Wu-Kreis erfolgt, managt Moon RZA und Konsorten auf Tour und baut eine enge Freundschaft zum Abt auf, in der er laut eigener Aussage viel lernt. Parallel dazu nimmt der holländische Producer mit seinen Lokalkumpels weiteres Material auf, das u.a. 2001 in Form des sehr limitierten, ausschließlich übers Internet erhältlichen "Ten Tigers Of Kwantung" das Licht der Welt erblickt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Diese Scheibe markiert den ersten von drei Teilen aus der "Trilogy Of The Swordsmanship" (wobei der dritte, eine Kollabo mit Bronze Nazareth, zwar fertiggestellt aber nie veröffentlicht wurde), doch selbst ohne die Anmerkung sollte niemand auch nur die geringsten Probleme damit haben zu erraten, was ihn hier erwartet. Es ist kein Wunder, dass sich diese Bande Niederländer zum Wu-Tang Clan hingezogen fühlt, denn ganz offensichtlich wird die Liebe für Kung-Fu-Streifen geteilt, seinen Albumtitel leiht sich Moongod von einem Machwerk der Shaw Brothers und im Prinzip ist die ganze LP ein eigener Kung-Fu-Film, nur eben in Hörspielformat. Die Schauspieler sind dabei praktisch alle bisherigen Weggefährten: Mit Cilvaringz und Barrakjudah (alias Origin) von den Lin Brotherz sowie Fraze, Doc Blake (alias Ganz) und Magpie von den Most High Brotherz hat man fast schon das komplette Lineup zusammen. Die Mannschaft kommt zwar aus Holland, gerappt wird aber auf Englisch, und das ganz und gar nicht schlecht. Das hervorstechende Merkmal der Scheibe ist dabei jedoch trotzdem der Lo-Fi-Charakter, in seinen Grundzügen weckt das Album Erinnerungen an "Enter The 36 Chambers", die Ausführung aber ist natürlich eine ganz andere. Moongod wählt nicht nur eine kurze und in absichtlich unsauberem Asian-English vorgetragene Geschichte als Überleitung zwischen den Tracks, fast jeder Song klingt genau so, wie man sich den "Wu-Tang-Sound", der beim eigentlichen Clan nur selten dominiert hat, vor: Fernöstliche Samples, Flöten, Streicher oder diverse andere Instrumente, die teilweise einfach nur in den gewünschten Rahmen gerückt werden, dienen als Kulisse für die Geschichte um Bai Me, einen Martial-Arts-Schüler, der von Meister Kai Sing in die Welt hinausgeschickt wird und der sich einen deftigen Schlagabtausch mit den "Moon Warriors" liefert. Den Emcees ist dabei keine feste Rolle zugewiesen, Cilvaringz spielt beispielsweise einen der Moon Warriors, um später dann im mit großartigen Streichern bedeckten "Wong Masters" als früherer Rivale Hung Si Kwan aufzukreuzen und gemeinsame Sache mit Bai Me zu machen, wobei Ringz' Lines neben ihrer Plotgebundenheit außerdem mit Anspielungen auf diverse Figuren im Wu-Universum gespickt sind. Ansonsten nehmen sich die reimenden Kämpfer nicht viel, sogar der in "Saviour Of The Soul" selbst zum Mic greifende Moongod legt eine ordentliche Vorstellung hin. Cilvaringz treibt die Handlung voran und berichtet von der Suche nach dem Auserwählten (welcher den vernichtenden Streit beenden soll), der sich mit seinem Auftauchen aber Zeit lässt. So kommt man in den Genuss der "Shaolin Handlock"-Technik (erneut großartig inszeniert), die Bai Me und Hung als Antwort auf die "Singing Killer"-Technik (die von Ringz nochmals farbenfroh in "A Taste Of Cold Steel" angekratzt wird) lehren. Den Schlusspunkt setzt ein geheimnisvoller Fremder mit der Aufforderung "Come Drink With Me", was von Magpie und Origin mit einer Hook versehen wird, in der man glatt ODB vermuten könnte. Als kleinen und sehr feinen Zusatz gibt es noch einen von Origin produzierten versteckten (handlungsfremden) Track, der den Hörer mit seinen Streichern einfängt.

In Kennerkreisen hört man des Öfteren, dass ein weniger kommerzialisierter Wu-Tang Clan, wäre er um die Jahrtausendwende seinen ursprünglichen Prinzipien treu geblieben, genau so klänge wie dieses Album. Ganz im Unrecht sind diese Stimmen nicht, denn Moongod Allah und seine Mannen stehen für all das, was seit Jahren immer wieder auf Wu-Alben gewünscht und gefordert wird. Dass die Emcees dabei nicht ganz auf Augenhöhe mit beispielsweise den neun Generälen sind, versteht sich von selbst, trägt aber noch mehr zur Atmosphäre der Scheibe bei - die Synchro in den Shaw-Flicks war schließlich ebenfalls nie die beste (wobei die hiesigen Raps alles andere als schlecht sind). "Ten Tigers Of Kwantung" lebt einerseits von seinem überragenden Konzept, dank dem kein Track verloren wirkt, und andererseits davon, wie die Moonlight-Jungs als ursprüngliche Wu-Fans die Essenz und Grundidee ihrer Idole neu einkleiden und so ein Album erschaffen, das so klingt, wie man es insgeheim jedem neuen Album des Wu-Tang Clans wünschen würde.

8.2 / 10

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