Freitag, 25. November 2011

MED - Classic


Release Date:
28. Oktober 2011

Label:
Stones Throw Records

Tracklist:
01. INT'L
02. Where I'm From (Feat. Aloe Blacc)
03. Too Late
04. War & Love (Feat. Oh No)
05. Classic (Feat. Talib Kweli)
06. Get That (Feat. POK)
07. JWF
08. Roll Out (Feat. Planet Asia & Kurupt)
09. Blaxican
10. Outta Control (Feat. Hodgy Beats)
11. Flying High
12. Medical Card
13. 1 Life 2 Live
14. Mystical Magic

Review:
Selbst ein Laden wie Stones Throw hat seine Mitläufer bzw. Emcees der zweiten Reihe. Denn Mitläufer ist MED nicht wirklich, eher ein langjähriger Begleiter von Madlib und Konsorten, einer von vielen aus dem Talent-Pfuhl Oxnard, der es eben erst 2005 zu seinem Solodebüt gebracht hat. Über seine ganze Karriere hinweg war Medaphoar sowieso eher für Gastauftritte bekannt - weswegen es nur verständlich ist, dass er mit einem zweiten Album den erneuten Versuch startet, an diesem Image etwas zu ändern. Zum Warmwerden veröffentlicht er dafür (natürlich mit Stones Throw im Rücken) den dritten Teil der "Bang Ya Head"-Reihe in nahezu albumreifer "Special Edition" und lässt "Classic" Ende Oktober folgen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
All jene, bei denen MED nur am Rande ihres Wahrnehmungsfeldes entlanggezogen ist, werden sich vielleicht wundern, wenn sie seine Stimme und seinen Stil trotzdem wiedererkennen - so viel haben "Push Comes To Shove" und/ oder die vielen Gastauftritte dann doch erreicht. Trotzdem gibt es aus der jüngeren Zeit nicht viel über den Herrn zu berichten, weswegen man direkt dem Album seine Aufmerksamkeit schenken darf: "Classic" und damit zeitlos, von Jung bis Alt jedermann ansprechend soll es sein. Alles andere als bescheidene Vorsätze, die mit Madlib im Rücken zumindest nicht völlig außer Reichweite sind. Dass MED seinem Albumtitel nachkommt, war jedoch von Anfang an mehr als fragwürdig und tritt dann auch nicht ein, ganz gleich, ob Madlib zehn der 14 Songs produziert. Denn ebenso sehr, wie man MED's Stimme zuordnen kann, ist sie kaum in der Lage, den Hörer über eine fehlerfreie Darbietung hinaus zu fesseln. Gerade nach dem Anfangsteil verliert er sich hin und wieder in Madlib's (der ab dem sechsten jeden Track produziert) Sound-Welten, die im Falle "JWF" sowieso nicht berauschend sind, wenn dann aber einen schillernderen Emcee brauchen - dass der Titel für "just wanna fuck" steht, beerdigt nämlich zudem Hoffnungen auf inhaltliche Offenbarungen. Wesentlich besser macht sich "Where I'm From", das vom frisch gebackenen Star Aloe Blacc mit dezenten Vocals ungemein aufgewertet wird. Das kann man über Hodgy Beats nicht behaupten, dessen Anwesenheit lediglich mit dem momentanen OFWGKTA-Hype zu erklären ist - eine logische Addition zu der ohnehin schwachen Madlib-Drumparty ist er jedenfalls nicht. Leider scheinen auch einige andere Komponenten des Albums etwas austauschbar, allen voran Madlib's Beats. Dass als Einleitung des recht mittelmäßigen Weed-Tracks "Medical Card" das gleiche Sample wie schon bei SAS' (wesentlich besserem) "Cheeba Cheeba" eingespielt wird, sollte alles sagen. Nur an wenigen Stellen ist die Vertrautheit, mit der Madlib's Beats durchs Geschehen schlendern, erfreulich: "Flying High" ist so smooth, dass es auch den letzten Madlib-Übersättigten entspannt; an dieser Stelle harmoniert MED dann auch am besten mit 'Lib, ganz im Gegensatz zum holprigen "Roll Out", in dem die Gäste allerdings nicht viel besser aussehen. Madlib's beste Tat sitzt im Anfangsteil: "Too Late" ist wieder ein gut gelauntes Instrumental, das optimal zu MED's feiernden Zeilen passt. Mit zweieinhalb Minuten ist dieses Highlight allerdings viel zu kurz, wenn man bedenkt, welche anderen Tracks wesentlich länger laufen dürfen. Gleiches gilt nämlich auch für den viel zu kurzen, unangefochtenen König der Platte: "Classic" ist ein passender Titeltrack und trägt seinen Namen zu Recht, denn was Karriem Riggins hier aus dem Hut zaubert, ist nicht nur ein kleines Meisterwerk, es fängt auch als einziger Song dieses "Classic"-Gefühl ein, das MED wohl für sein ganzes Album plante. Noch dazu erweist sich Kweli als das passend gewählte i-Tüpfelchen ("These dudes try'nna be new, instead of classic / You represent your block, my crew's intergalactic"). Unnötig zu erwähnen, dass nach dem Potential, das dieser Song (zudem schon längere Zeit vor Album-Release erschienen) aufweist, der Rest der LP eine kleine Enttäuschung ist.

Ist "Classic" deshalb ein Fehlschlag, weil es seiner Single nicht gerecht werden kann? Mitnichten. Ein Klassiker ist es aber ebensowenig. MED's Plan, Madlib bei der Produktion die Hauptarbeit leisten zu lassen und noch einige weitere Bekannte (u.a. Oh No und Alchemist) dazuzuwerfen, mag auf dem Papier gut aussehen, funktioniert aber nicht so recht, denn was der Beat Konducta beisteuert klingt zu selten auf MED abgestimmt und leidet teils unter dem unmenschlichen Output, den Oxnard's Ausnahmeproduzent pflegt. Also ist das erste Drittel ganz nett, der Rest bleibt in Madlib-Mittelmaß stecken, was immerhin noch sehr gut hörbar ist, aber nicht gut genug, um von MED, der als Persönlichkeit einfach keiner der Großen ist (was auch nicht durch etwaige Inhalte oder Konzepte austariert werden kann), zu einem bemerkenswerten Album aufgewertet zu werden.

6.3 / 10

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