Freitag, 25. November 2011

Ghost - Seldom Seen, Often Heard


Release Date:
20. März 2006

Label:
Breakin' Bread / Musicforheads

Tracklist:
01. Part Of My Life Intro
02. Seldom Seen, Often Heard (Feat. Verb T, Kashmere & Asaviour)
03. Basic Instinct (Feat. Abstract Rude)
04. Make A Difference (Feat. Lowkey)
05. Music (Skit) (Feat. Disorda a.k.a. Johnny Zig Zag)
06. The Pay Off (Feat. Verb T & Asaviour)
07. Valley Of The Legends (Feat. Kashmere)
08. Talk To Me (Feat. Debbie Devorah)
09. Invisible Inc (Feat. Verb T, Kashmere & Asaviour)
10. Alien Invasion (Feat. Finale)
11. On The Right Track (Feat. Asaviour)
12. Through The Hills (Feat. Mudmowth)
13. Music For The People (Skit)
14. Learn Respect (Feat. Dubbledge)
15. Better Tomorrow (Feat. Asaviour & Verb T)
16. Round Trip
17. Seldom Seen (Outro)

Review:
Er taucht 2002 in der Szene in Großbritannien auf und ist seitdem als Geheimtipp kaum mehr wegzudenken: Ghost unterschreibt 2003 bei Breakin' Bread und veröffentlicht zwei EPs und einige Singles, die sogar kommerziell (für einen Neuling aus dem Untergrund) überdurchschnittlich gut laufen. Der Produzent und DJ hat eine wöchentliche Show bei Itch FM und verbringt als das Arbeitstier, das er ist, den Großteil seiner überschüssigen Zeit im Studio - daher übrigens auch der Name, denn Frischluft wird abschnittsweise nur dann konsumiert, wenn Essen oder Gras alle sind. Trotzdem lässt er sich für sein Albumdebüt Zeit, plant genau, was zu hören und wer beteiligt sein soll, setzt sich dann mit einer Auswahl nicht nur britischer Künstler zusammen und kann 2006 "Seldom Seen, Often Heard" präsentieren.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Im Gegensatz zu seinen späteren Alben ist das Debüt zumindest hinsichtlich des Aufbaus ein Producer-Album, wie man es von unzähligen anderen Beat-Klempnern ebenfalls kennt. Damit hat man die Parallelen zu anderen Producer-LPs aber auch schon komplett aufgelistet. Das sonstige, stupide Aneinanderreihen von Tracks mit möglichst illustren Gästen sollte man hier gar nicht erst erwarten. Ghost hat in Verb T, Asaviour und Kashmere drei feste Freunde und Brüder im Geist gefunden, die auch hier den Kern der vertretenen Emcees bilden, dazu kommen einige präzise gewählte und vor allem ins Konzept passende Gäste - die Zeit, die sich Ghost vor Aufnahme des ersten Tracks genommen hat, um sein Album erst einmal zu durchdenken, war gut investiert. Die Grundbotschaft, die er transportiert, ist die Musik selbst, der Weg ist das Ziel der Reise, die dieses Album bietet. Ghost's Stil zu beschreiben, fällt gar nicht so leicht, denn wenngleich sich typische BoomBap-Elemente finden, pflegt er in allen seinen Werken einen ganz eigenen Charakter, der sich vor allem durch die jedem Song innewohnende Ruhe auszeichnet. Die wird grundlegend durch intensives Arbeiten mit Samples erreicht, im Speziellen jedoch mit der Wahl und Zusammenstellung jener Samples: Wo man auf anderen Scheiben einen Teil der Samples kennt und sofort die Brücke zu verwandten Platten schlägt, schafft Ghost es tatsächlich, einen eigenen Sound zu etablieren. Seine Waffen sind dabei vereinzelter Klaviereinsatz, viel Akustikgitarre, im Hintergrund arbeitende Streicher, Flöte und ein allen Songs als gemeinsamer Nährboden dienender, etwas angestaubt klingender Vibe, der die LP wie Kleister zusammenhält. In "Make A Difference" kommt sogar eine Harfe (wie immer bei Ghost wird diese jedoch nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt) zum Einsatz. Es ist kaum verwunderlich, dass Ghost seine großen Momente in besonnenen Tracks feiern kann, die den Hörer dazu einladen, den Geist treiben zu lassen: Das eröffnende "Seldom Seen, Often Heard" braucht für seine magische Atmosphäre nicht viel mehr als zwei Piano-Loops und das ferne Rauschen von perfekt eingesetzten Rasseln, die den Hörer wie Nebelschwaden im ersten dichten Klangerlebnis einfangen. Dass sich dazu noch die wichtigsten Emcees der Platte vorstellen, ist nur rechtens. Alle drei profilieren sich noch mit weiteren Tracks: "The Pay Off" berichtet von der harten Arbeit, die man in seine Tätigkeiten steckt, "Better Tomorrow" erklärt sich praktisch selbst, "On The Right Track" (mit schönen Cuts von DJ IQ) trägt lose einige von Asaviour's Ansichten zusammen und lebt dabei weitesgehend vom relaxten Outfit, das Ghost bereitstellt, und "Invisible Inc" führt nochmal die gesamte Truppe zusammen. Dazu kommen einige weitere Gäste, vom ebenfalls eng mit Ghost zusammenarbeitenden Dubbledge über die gut eingebaute Sängerin Debbie Devorah bis hin zu zwei Amis: Ein (zu jener Zeit) gänzlich unbekannter Finale aus Detroit bekommt einen perfekt auf ihn und seinen halb genuschelten Flow zugeschnittenes Instrumental, Abstract Rude wird in die unendlichen Weiten, die in "Basic Instinct" von verträumtem Flötenspiel ausgebreitet werden, geschickt und referiert darüber, was ihn und seine Mitmenschen antreibt. Bevor das stimmungsschwere Instrumental "Round Trip" (mit Biscuit's Flöte als Abrundung) den Hörer auf einen letzten Trip schickt und einen Vorgeschmack gibt, was auf "Freedom Of Thought" ausführlicher geboten sein wird, findet sich außerdem noch ein putzmunterer Mudmowth, der sich im von Glockenspiel begleiteten "Through The Hills" pudelwohl fühlt:

"I was nine when I started rhymin' and cypherin'
Aspiring, to be the king of punchlining
Working on my timing, strugglin' and strivin'
A ten year old with Shakespeare-style writing
And I'm still shining with such diverse flows
My piss stream does cart wheels in toilet bowls
"



Die große Stärke von Ghost ist, dass er sich nicht strikt einer Schublade zuordnen lässt, weswegen er potentiell auch für jeden interessant ist, wobei er dieses potentielle Interesse durch die gebotene Qualität nicht nur rechtfertigen, sondern sogar doppelt unterstreichen kann. Außerdem tut er das einzig Richtige, was man auf einem Producer-Album machen kann: Er wählt seine Gäste sorgfältig, achtet darauf, dass jeder Gast auch wirklich an seinen Platz passt und dort nicht wegen seines Names sitzt, er wählt eine überschaubare Anzahl und baut auf einem Dreierkern (Asaviour, Kashmere und Verb T) auf. Rechnet man nun noch seine eigenständige, oft überragende Produktionsarbeit ein, kommt man mit "Seldom Seen, Often Heard" auf ein stimmiges Album, das zwar nicht zu jeder, aber fast jeder Sekunde begeistert.

7.8 / 10

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