Freitag, 25. November 2011

Bronze Nazareth - School For The Blindman


Release Date:
13. September 2011

Label:
ihiphop Distribution

Tracklist:
01. Intro
02. Jesus Feet
03. The Road (Feat. Masta Killa & Inspectah Deck)
04. Fire Implanters (Feat. LA The Darkman)
05. Instrumental Interlude
06. The Bronzeman 2 (Feat. Canibus) (Additional Vocals By Raekwon)
07. King Of Queens
08. Instrumental Interlude
09. Fourth Down (Feat. Salute, Kevlaar 7 & Phillie)
10. Fresh From The Morgue (Feat. RZA)
11. Malcolm School Skit
12. Pictures (Stem Cells)
13. Records We Used To Play
14. The Letter
15. Gomorrah (Feat. Killah Priest)
16. Instrumental Interlude
17. Reggie (Feat. Rain The Quiet Storm)
18. Farewell (Feat. Willie The Kid)
19. Cold Summer (Feat. Salute & June Megalodon)
20. Worship (Feat. Salute, Kevlaar 7 & Phillie)

Review:
Wer sich anschaut, was Bronze Nazareth über die letzten fünf Jahre getrieben hat, der bekommt bestätigt, dass der Produzent und Rapper aus Detroit derzeit der aktivste Beat-Bastler aus dem Kreis der Wu-Elements ist. Nicht nur für diverse Cats aus dem Wu-Universum (letztes Jahr arrangierte er das Album von 60 Sec Assassin, jüngst konnte er einen Beat auf Raekwon's Album landen und produzierte einen großen Teil von Timbo's Debüt), sondern auch für verschiedenste Leute aus dem Untergrund (die "Wu-Tang Meets The Indie Culture"-Platte wird dabei sicher eine Hilfe gewesen sein) schraubte er Beats, lässt sich sogar von 67 Mob für ein komplettes Album anheuern. Außerdem etabliert er seine eigene Truppe, die Wisemen, und arbeitet beständig an dem von Fans heiß erwarteten und schon seit Jahren angekündigten "School For The Blindman".

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wie schon "Children Of A Lesser God" erscheint die LP über ihiphop, anscheinend hat Chuck Wilson die Jungs nach dem Babygrande-Exodus also von seiner neuen Vertriebs-Idee überzeugen können. Am Sound der Platte rüttelt das jedenfalls nichts, man merkt, dass Bronze seinen eigenen Kopf und seine Ideen durchgesetzt hat, die fast eine komplette Produktion von ihm vorsehen und als Gäste fast ausschließlich Herren aus der Wu-Tang-Familie. Wer mit "The Great Migration" im Hinterkopf in dieses Album spaziert, der mag zuerst vor den Kopf gestoßen sein, denn wie schon "Children Of A Lesser God" seinen eigenen Sound hatte, herrscht auch auf "Blindman" ein spezieller Vibe - einer, der dem Album eine heute seltene Eigenschaft verleiht: Es wird von Mal zu Mal besser. Wer also zuerst nicht so recht weiß, was er mit diesem Album anfangen soll, der sei ermutigt, noch etwas Zeit zu investieren, denn Bronze hat sich nicht umsonst so viel Zeit gelassen. Bereits das letzte Wisemen-Album hatte eine gewisse Blues-Note, die Bronze auch hier anpeilt und in die sein Album getränkt ist - das Endergebnis klingt trotzdem anders als vorige Releases. "Great Migration" beispielsweise lebte von den ungefilterten, rohen Ambitionen eines weisen Jungspunds, was zu dicken Drumlines und direkt in die Einschlagskraft investierter Energie führte, der Nachfolger ist besonnener, erwachsener und etwas subtiler, kanalisiert die Energie in etwas unterschwelligerem HipHop-Blues, der natürlich trotzdem die üblichen Samples (vorwiegend der 60er) in einer Art flippt, wie man sie nur bei Bronze hört. "Jesus Feet" ist dafür das Paradebeispiel, für das ein eher zierliches, aber sehr treffsicheres Streicher-Sample die Grundlage bildet, auf der Bronze zeigt, dass er auch an seinen ohnehin seit jeher unterbewerteten Raps gefeilt hat. Das frühere Verlangen nach mehr Wu-Generälen hat jetzt erst recht keinen Nährboden mehr, trotzdem lädt Bronze einige ein: "The Road" mit einem Sample der (echten) Diplomats harmoniert vor allem mit dem High Chief, während der Rebel INS solide, aber nicht auf Höchstform (der er wohl seine ganze restliche Karriere hinterherlaufen wird) performt. Selbst nach mehrfachem Anhören fällt zwar auf, dass Bronze die Klasse seines Debüt nicht erreicht, Spaß macht sein Album deshalb trotzdem. Wie er in Tracks wie "King Of Queens" (auf dem er sich an eine Ex erinnert) oder "Records We Used To Play" mit den Samples umgeht, diese in knackige Drums verpackt und dabei den angestaubten Flair nicht verliert, ist eine Wonne, die er nur auf dem eigenen Album in dieser Intensität darlegen kann. Der Überhammer wartet dann in einem typischen, zum Überlaufen mit Soul gefüllten "Fresh From The Morgue", auf dem sich auch Mentor RZA zuhause fühlt. "The Bronzeman" mit Intro von Raekwon wäre dagegen ohne den zu bissigen Canibus besser dran gewesen, die restlichen Gäste passen dafür ins Bild. Die Wisemen zeigen sich als harmonierende Einheit (lediglich der wie Sean Price klingende June Megalodon muss sich noch eingliedern) und LA The Darkman (ebenso wie sein Bruder Willie The Kid) ist hier sowieso besser aufgehoben als bei einem DJ Drama. Schönheitsfehler der Platte umfassen "Gomorrah", bei dem sich Bronze's Gesang in der Hook nicht als die beste Entscheidung herausstellt, während im eigentlich erstklassigen "Farewell" komplett übersteuerte, den Track stark in Schieflage bringende Drums für Unverständnis sorgen. Ansonsten lässt sich zwischen Interludes, einem "Letter" an einen vom rechten Weg abgekommenen und verstorbenen Freund, Storytelling über "Reggie" und Weed-Konversationen mit "Pictures" (u.a. vom Großvater) aber wenig bemängeln.

Die Schule für den Blinden soll sowohl die geistig Umnachteten aufhellen als auch einem Blinden die Möglichkeit geben, etwas von Bronze's Weisheiten mitzunehmen. Das gelingt wieder einmal, Bronze lässt sich nicht von anderen beeinflussen und realisiert seine eigenen Vorstellungen, welche die Umschreibung "HipHop-Blues" an dieser Stelle noch ein weiteres Mal fordern. Die beteiligten Emcees sind auf einer Wellenlänge, die Beats (wenngleich drei Stück von auswärts stammen) folgen dem roten Faden, den Bronze vorgibt. "School For The Blindman" ist in erster Linie ein (zusammenhängendes) Album, zusätzlich eines, das sich nicht sofort öffnet. Man mag ob der Klasse von "Great Migration" und der kleinen hier auftretenden Makel enttäuscht sein, letztendlich legt Bronze aber eines der besten Alben des Jahres vor.

7.1 / 10

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