Donnerstag, 20. Oktober 2011

Wise Intelligent - The Talented Timothy Taylor


Release Date:
17. Juli 2007

Label:
Shaman Work Recordings

Tracklist:
01. Another Chance @ Life
02. I'm Him
03. Skit
04. Sensi Party (Feat. Somer Lane)
05. Skit
06. Go With Me
07. Youth & Thugs (Feat. Popula)
08. John Kerry (Interlude)
09. A Genocide
10. Alex Jones (Interlude)
11. Ganja Smugglin
12. Skit
13. Police Can Do
14. Skit
15. Passing Tha Time
16. Still Black
17. Mama Cry
18. Summer In Da Jects
19. Barnes & Noble (+ Lesson)
20. This Is Love (Feat. Tye Austin)
21. Intelligent Wise
22. Set U Free
23. Cold World

Review:
Es schien ganz danach, als würde die Poor Righteous Teachers ein ähnliches Schicksal wie viele andere Helden der Neunziger ereilen - Funkstille bis auf versprengte Gastauftritte, die niemand wirklich mitbekommt. Doch einer der drei Five-Percenter aus Trenton stellt sich der Aufgabe, ein ganzes Jahrzehnt später noch Relevanz zu beweisen. Wie aus dem Nichts wird das Mixtape "Blessed Be The Poor?" selbst veröffentlicht und Wise Intelligent, der bekannteste der drei PRT, ist elf Jahre nach seinem ersten und bis dato einzigen Soloalbum wieder da. Nicht nur irgendwie, sondern gleich 100%: Der Plan ist, eine siebenteilige Albumserie zu veröffentlichen, deren erster Teil "The Talented Timothy Taylor" ist, für das Wise bei Shaman Work unterschreibt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Der Zutatentopf der Themensuppe sollte niemanden groß überraschen, denn vor dem PRT-Hintergrund wäre alles andere als eine starke Konzentration auf politischen Kommentar eine Überraschung. Dazu kommt der Albumtitel, der bereits nahelegt, dass es das Anliegen dieser Scheibe ist, noch einen etwas persönlicheren Pfad einzuschlagen. Genau so kommt es dann auch und da der talentierte Timothy Taylor mehr als genug zu erzählen hat, sieht sich der Hörer auf dieser Scheibe mit einer inhaltlichen Dichte konfrontiert, die er kaum gewohnt sein wird. Weitaus interessanter ist natürlich, inwiefern sich Wise Intelligent als Rapper gehalten oder verändert hat - schließlich bauen die meisten Bars-Stapler mit der Zeit eher ab. An dieser Stelle wartet Wise allerdings (zumindest für jene, die sein Mixtape nicht gehört haben) mit einer großen Überraschung auf, denn raptechnisch ist er nicht nur auf der Höhe von früher, sondern sogar noch ein wenig fideler unterwegs. Damit hält er auch nicht lange hinterm Berg, schon "Another Chance @ Life" zeigt, wie verdammt flowstark dieser Mann ist. Und weil er die Zeit seiner Hörer schätzt, wird auch nicht lange heiße Luft produziert, sondern gleich mal analysiert, was man in einem zweiten Leben alles besser machen könnte - und Wise würde glatt die halben Probleme der Menschheit beheben: "Let Jadakiss ask 'Why', I'm here to provide the answers" ist das Motto, unter dem Wise wohl gar kein Rapper geworden wäre, sondern Schulen gebaut und der Entstehung von Straßengangs durch ordentliche Bildung entgegengewirkt hätte. Der leicht verdauliche Piano-Loop (mit überflüssigem, gepitchtem Roger-Sanchez-Sample) eignet sich dabei als guter Einstieg, doch zum Thema Produktion müssen doch ein paar Worte mehr verloren werden: Einen renommierten Partner hat Wise für dieses Album nicht, er verlässt sich ganz auf Masada (mit dem bereits zusammengearbeitet wurde), Paul Little Jr. und sogar Oh No, der dreimal vorbeischaut. Die Herren sorgen für einen recht zeitlosen Sound, der sich stellenweise zu richtigen Highlights auswächst, an nicht wenigen Stellen aber leicht unreif klingt. Das ist natürlich schade, denn es gibt keinen einzigen Track, in dem Wise selbst nicht überzeugt oder nichts zu sagen hat. So portraitiert "Barnes & Noble" einen Player, der sein heißes Date in einen Buchladen ausführt, auf instrumentaler Ebene ist der Song jedoch vollkommen für die Tonne; an der "Sensi Party" ist alles hölzern, hier passt fast gar nichts zusammen. "Mama Cry", "A Genocide" oder auch "Still Black", die sich wie viele andere Stücke mit der unausweichlichen Misselage der schwarzen Bevölkerung beschäftigen, klingen da schon wesentlich besser, wenngleich man das Gefühl hat, dass man bei der Produktion wesentlich mehr hätte rausholen können. Zurück zu Wise, der erfreulicherweise nicht mehr allzu sehr gegen den weißen Teufel hetzt, während auch der Ragga-Einfluss nur noch an einigen Stellen präsent ist: "Youth & Thugs" lädt sich mit Popula einen entsprechenden Gast ein und "Ganja Smugglin'" schreit gerade danach: Aus dem Piano-Sample von Procol Harum wird ein überragender Kopfnicker mit Ragga-Vibe geschustert, dem Wise eine präzise erzählte Geschichte über die Freuden und Leiden des Dealer-Lebens verpasst. Außerdem auf dem Album zu finden sind systemkritische Skits, natürlich ein Song für die Polizei, eine Tempo machende Aufklärung für HipHop-Banausen ("I'm Him"), in Form von "Set U Free" mehr mäßig produziertes Material, ein schönes "Intelligent Wise", das zur Abwechslung mal Prahlereien mit dem eigenen IQ betreibt, und schließlich noch "Cold World", eine Auflistung diverser Statistiken, die die von Wise angeprangerte Rassenungleichheit nochmals in vollen Zügen darlegt.

Wise Intelligent's Rückkehr aus dem musikalischen Jenseits mag nicht die höchsten medialen Wellen geschlagen haben, doch bei Betrachtung des abgelieferten Materials muss man ihm zugestehen, dass er seine Fähigkeiten am Mic nicht nur gehalten, sondern sogar weiter verbessert hat. Nicht nur das, er bringt es auch noch fertig, trotz einer Trackzahl, die eigentlich zu hoch ist, jeden Song inhaltlich interessant und gehaltvoll zu gestalten. Sein einziges Problem sind - wie es so oft bei fähigen Rappern der Fall ist - die Beats. Masada und Paul Little Jr. verrichten zwar meist solide (und selten sehr gute) Arbeit, doch zu oft fühlt man sich, als würden die nur halb fertig produzierten Tracks dem MC Wise in keinster Weise gerecht. Dass "The Talented Timothy Taylor" trotzdem hörenswert ist, ist einzig und allein Wise Intelligent zuzuschreiben.

6.7 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen