Sonntag, 9. Oktober 2011

Sound Survivors - P.E.A.C.E. (Pure Energy Allows Constant Elevation)


Release Date:
23. September 2011

Label:
Rapublik Records / MKZwo Records

Tracklist:
01. The Arrival
02. P.E.A.C.E. (Feat. Shogun Of Dark)
03. 123
04. Ma Soul (Feat. Craig G)
05. Hold You
06. Weltkrieg V3.0 (Bonus)
07. Last Hill (Feat. Tos El Bashir)
08. Light Travel (Feat. Constant Elevation & 9th Scientist)
09. Who Can Help Us?
10. Gloomy Days (Feat. Aslaam Mahdi)
11. Lost Hill State Of Mind (Bonus)

Review:
Während in der heutigen Zeit viele Künstler vor der Entscheidung stehen, ein Album ausschließlich digital zu veröffentlichen oder CDs pressen zu lassen, haben die Sound Survivors die Eier, ganz gepflegt auf CDs zu pfeifen und ihr neues Projekt neben der digitalen Form lediglich auf Vinyl (als Anreiz fürs sammelnde Junkie-Zielpublikum sogar in spezieller, transparenter Form) zu veröffentlichen. So hielt man das schon bei den letzten beiden Veröffentlichungen, den ebenfalls auf Rapublik erschienenen "Tree Of Life" (mit Invincible Temple) und "Working Class Heroes", das neue "P.E.A.C.E." soll als die vorerst letzte (HipHop-)Platte in dieser Art erscheinen, für die übrigens Mitglied Marabou das Cover-Logo auf einer Reise nach China zeichnete.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Am Gemütszustand der deutsch-französischen Truppe hat sich kaum etwas geändert, auch Aufstellung und Aufgabenverteilung funktionieren so wie früher, beispielsweise auf "Boom Bap Blues". Tom Select schustert immer noch alle Beats und die bereits bekannte Blickrichtung, die aus dem Titel des eben genannten Albums ersichtlich ist, gibt noch immer den Ton an. Genau genommen soll "P.E.A.C.E." sowieso nur eine Art Überbrückung bis zum nächsten vollwertigen Album sein, weswegen es abzüglich der Bonus-Tracks fast EP-Format hat. Wie schon klar auf dem Cover zu erkennen begeben sich die Sound Survivors ins Feld der so beliebten Apronyme: "Pure Energy Allows Constant Elevation" ist die Devise, weswegen im Pressetext gleich einmal die innere Energie des Menschen an die physikalische Einheit angehängt wird. Das ist mäßig sinnvoll, doch mit esoterischen Blödsinnsweisheiten wird im Albumverlauf glücklicherweise niemand behelligt. Vielmehr regieren wieder Texte, die gesunde Belesenheit und überdurchschnittlichen Wortschatz zur etwas unfokussierten Grundaussage bündeln, welche schon vom eröffnenden Sample Howard Beales aus "Network" (das den Großteil von "Arrival" ausmacht) zusammengefasst wird: Die Massen sind dumm und unmündig, man befindet sich in einem Dämmerzustand. Zwar sehen sich die Sound Survivors als Weise, die jene Massen adressieren, Patentlösungen gibt es allerdings keine. Die innere Energie des Menschen hat nämlich nichts mit jener aus der Wärmelehre zu tun, wie die konstante Elevation zu erreichen ist, wird nicht klar. Doch dies nur nebenbei, denn abgesehen davon sind die Texte wieder einmal wesentlich unterhaltsamer als bei vielen anderen Künstlern. Dabei ist immer noch keiner der Akteure ein Rapper der Spitzenklasse, die gemächlichen Flows geben aber auch keinen Anlass zur Kritik. Was allerdings kritisiert werden kann ist der Umstand, dass auch die Beats in diesem gemächlichen Tempo ihren Boom Bap Blues spielen und die LP so teils etwas träge daherkommt: Der Titeltrack "P.E.A.C.E." dient hier als Beispiel, wobei Gast Shogun Of Dark ebenfalls keine Abhilfe schafft. Auch "Weltkrieg V3.0" ist nicht schlecht, aber produktionstechnisch nicht unbedingt lebendig genug, um es von der "Boom Bap Blues" für einen zweiten Auftritt hierauf zu bitten. Sich des Weiteren Ayatollah's "Hold You" auszuleihen ist gewagt und kann gegen das Masta-Ace-Original nicht bestehen, wenngleich man sich nicht schlecht schlägt. Jedenfalls besser als im trist produzierten "Ma Soul" mit Lou Sparks zu Beginn und standardmäßigen Salven gegen schlechte Rapper von Craig G. Mit der B-Seite wird das Album dann besser, vor allem "Light Travel", das sein langsames Tempo erstmals richtig ausnutzt, und das in seiner Drumline vom Rest der Scheibe gelungen abweichende "Who Can Help Us?" fahren Pluspunkte ein. Es stellt sich dann noch die Frage, wieso man mit "Lost Hill Sate Of Mind" Nas' Klassiker neu interpretieren musste, ansonsten kommt man zu einem Ende ohne weitere Fehltritte.

Das größte Problem, das die Sound Survivors selbst verschulden: "P.E.A.C.E." klingt streckenweise eher wie ein Mixtape. Da wird einmal ein Beat gejackt, ein Klassiker kopiert und ein Track vom "Boom Bap Blues"-Album ans Ende der A-Seite gesetzt (Bonus-Track hin oder her). Da außerdem bei den restlichen Beats keine Offenbarungen warten (sondern stattdessen an einigen Stellen Langeweile) und weder Sound Survivors noch Gäste als Rap-Lichtgestalten glänzen, verbleiben als größtes Aushängeschild die Lyrics, die selbst Battle-Raps interessant machen. Wer also genau darauf aus ist, der darf nach "P.E.A.C.E." Ausschau halten, alle anderen können das Werk als optionale Anschaffung betrachten, sollten aber im Zweifelsfall eher zu "Boom Bap Blues" greifen oder auf das nächste Album warten.

4.8 / 10

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