Donnerstag, 20. Oktober 2011

Raekwon - Only Built 4 Cuban Linx...


Release Date:
01. August 1995

Label:
Loud Records / RCA

Tracklist:
01. Striving For Perfection
02. Knuckleheadz (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks & U-God a.k.a. Golden Arms a.k.a. Lucky Hands)
03. Knowledge God
04. Criminology (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks)
05. Incarcerated Scarfaces
06. Rainy Dayz (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks & Blue Raspberry)
07. Guillotine (Swordz) (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks, Inspectah Deck a.k.a. Rollie Fingers & GZA a.k.a. Genius a.k.a. Maximilian)
08. Can It Be All So Simple (Remix) (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks)
09. Shark Niggas (Biters)
10. Ice Water (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks & Cappadonna a.k.a. Cappachino)
11. Glaciers Of Ice (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks & Masta Killa a.k.a. Noodles, 60 Second Assassin & Blue Raspberry)
12. Verbal Intercourse (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks & Nas a.k.a. Nas Escobar)
13. Wisdom Body (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks)
14. Spot Rusherz
15. Ice Cream (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks, Method Man a.k.a. Johnny Blaze & Cappadonna a.k.a. Cappachino)
16. Wu-Gambinos (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks, Method Man a.k.a. Johnny Blaze, RZA a.k.a. Bobby Steels & Masta Killa a.k.a. Noodles)
17. Heaven & Hell (Feat. Ghostface Killah a.k.a. Tony Starks)
18. North Star (Jewels) (Feat. Popa Wu)

Review:
Man hätte vielleicht nicht sofort darauf getippt, dass nach dem charismatischen Method Man und dem durchgeknallten Ol' Dirty Bastard Raekwon der dritte aus dem neuneckigen Zirkel des Wu-Tang Clans sein würde, der ein Soloalbum releast. Doch der Chef, der schon auf "Enter The Wu-Tang" am präsentesten war, nimmt in RZA's Home-Studio seit Ende 1994 viel Material auf und hat auch schon die Vision für sein Album, das ihn endgültig vom Hustler-Leben in den Killa Hills, Staten Island wegbringen soll. Also schnappt er sich Ghostface Killah (der im nahegelegenen Somalia alias Stapleton residiert), mit dem er nicht erst seit Clan-Zeiten bestens vor und abseits des Mics harmoniert (im Spaß sehen sich die beiden als Zwillinge), und die zwei Tunichtgute konzentrieren sich auf die Musik, für die es Rae im Zuge der freien Label-Wahl zu Loud zieht, wo "Only Built 4 Cuban Linx..." Mitte 1995 erscheint.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Der Einfluss dieses Albums auf die Szene ist unleugbar und enorm, schon beim Titel und den Äußerlichkeiten geht's los: Der ursprüngliche Titel ist "Only Built 4 Cuban Linx Niggaz" und entspringt der Vorliebe von Rae und Ghost für seidene, glänzende, schicke Klamotten und Schmuck (der schon damals "Ice" genannt wird), unter die auch Kubaner fallen, die Ketten, die die beiden tragen und aus denen sich laut Rae ein Glied nur sehr schwer herausbrechen lässt. Über das Ausleben dieser Faibles kommt man zum nächsten essenziellen Punkt: Wo RZA in seiner Kindheit Kung-Fu-Flicks konsumierte, ist Rae außerdem mit der Mafia- und Mobster-(Film-)Szene vertraut und überträgt dies auf sein Leben in Park Hill, in dem er bereits mit jungen Jahren das volle Programm abbekommt. Als man mit Steve Rifkind den Grundstein zur HipHop-Popularität von Cristal legt, kommt Rae übrigens zu seinem Zweitnamen Lou Diamond, nach und nach wird auch die ganze "OB4CL"-Belegschaft mit speziellen Spitznamen versehen (GZA und Masta Killa beispielsweise sind zwei Charaktere aus "Es war einmal in Amerika"). Neben Rae, der zusammen mit Ghost in schillerndem Slang das Erlebte in so oft als Mafioso-Rap betitelter Form wiedergibt, fehlt noch ein grundlegender Faktor: der das komplette Album produzierende, mischende und masternde RZA. Der Mann, der während dieser Zeit praktisch in seinem Keller-Studio lebt, schraubt einen Klassiker-Beat auf den nächsten und findet trotzdem Zeit, direkt auf Rae einzugehen und ihm als Regisseur das zu schneidern, was er benötigt. So rahmen die LP Samples aus dem thematisch passend umgemünzten "The Killer" von John Woo ein, während Kung-Fu kaum vertreten ist und auch die Beats ein etwas anderes, nicht minder geniales Gesicht zur Schau stellen. Kurz gesagt ist das instrumentale Gerüst makellos, es übertrifft problemlos die beiden bisherigen Wu-Solos. Während Rae und Ghost in "Striving For Protection" noch davon reden, das Dealen hinter sich zu lassen, geht es in Tracks wie "Knowledge God" königlich zur Sache, wenn Rae in bildhafter Genauigkeit einen Kingpin namens Mike Lavonia portraitiert und RZA sich mit vielschichtiger, stimmungsschwerer Sample-Arbeit austobt. Trotzdem wäre die Arbeit des Abts wohl nur halb so gut ohne das Zusammenspiel der zwei glorreichen Halunken, egal ob man nun als junge "Knuckleheadz" kriminellen Machenschaften nachgeht oder Ghost sich im (produktionstechnisch dem Original ähnlichen) "Can It Be All So Simple"-Remix erinnert, wie schnell man sich in fremden Gewässern eine Kugel einfängt. Der lyrische Feinsinn ist dabei im Detail zu suchen, wenn Raekwon eine Szenerie filmreif genau beschreibt und die Figuren seiner Texte von oben bis unten einkleidet. An dieser Stelle spielen logischerweise Elemente wie die Erwähnung von Cristal oder Ghost's Liebe zu Wallabee Clarks eine Rolle, was beispielsweise zu einem Skit vor "Glaciers Of Ice" führt (bei dem ein KGB-Track im Hintergrund spielt), der nächsten Großtat, mit 60 Sec's treffsicherem Singsang als Abrundung. Selbst wenn die eigene Potenz betont wird (und Ghost seine Philosophie, seinen Damen nie Geld zu überlassen, kundtut), pochen RZA's Drumlines hart, tanzen rohe Klavierklänge mit einem klagenden Voice-Sample. Als einen der älteren Songs kennt der "Tical"-Fan das von Isaac Hayes inspirierte "Guillotine" (das mit jedem Schlag der Kick eine Staubwolke aufwirbelt) schon ansatzweise, hier ist es wieder einmal der Rebel INS, der im lyrischen Sparring der vier am Mic heiß laufenden Emcees eingangs die Türen aus den Angeln bläst. Rein zufällig landet auch Rae's Kumpel Nas (als erster auswärtiger Gast auf einer Wu-Scheibe) im Studio, um die tonnenschwere Kollabo "Verbal Intercourse" zu veredeln, für die RZA eine meisterhafte Übersetzung der Emotions in diesen Kopfnicker findet. Dabei ist nie Ghost's Rolle zu unterschätzen, schließlich sieht Rae dieses Album sowieso als Kollabo der beiden, weswegen auch "Wisdom Body" Sinn macht, das Ghost (mit Intro aus "The Mack") alleine bestreitet; erzählt wird von der Interaktion mit einer Dame. "Rainy Dayz" stellt Blue Raspberry als Inhouse-Sängerin vor, "Heaven & Hell" schildert die unausweichliche Hölle des Straßenlebens und "Ice Water" zerrt (nachdem der "Shark Niggas"-Skit unbekümmert Biggie als Cover-Biter andeutet) den frisch aus dem Bau entlassenen Cappachino in die Booth, um ihm einen der besten Verse seines Lebens über eines der rohsten Stücke Musik, die RZA je ins Gefecht schickte, zu entlocken. Als kleines Osterei spielt zu Beginn von "Spot Rusherz" der Song, den der Clan für St. Ides aufnahm, während "Incarcerated Scarfaces" als einer der wenigen Solo-Cuts den einsitzenden Homies gewidmet ist. Mehr Mafia-Gefühl gibt es mit den Streichern in "Wu-Gambinos", schlussendlich nimmt "North Star" mit langsamem, kinotauglichem Instrumental und den Worten von Wu-Mentor Popa Wu die Rolle des würdigen Abschlusses ein. Zu guter Letzt sei noch ein Zitat aus dem aufbrausenden "Criminology" (in dem RZA perfekt zwei Samples zusammenschnürt) vom heiß laufenden Tony Starks angehängt:

"Extravagant, RZA bake the track and it's militant
Then I react, like a convict, and start killin' shit
It's manifested, the Gods work like appliances
Dealin' in my cypher I revolve around sciences
The ninth chamber, you get trapped inside my hallway
You try to flee but you got smoked up by the doorway
No question, I send your ass back, right to the essence
Your whole frame is smothered in dirt, now how you restin'
"


Das Zielpublikum der Scheibe ist ganz klar die Straße, aufgrund der herausragenden Klasse der Gambinos geriet schon damals jeder, der dem Duo Diamond-Starks mit seinem extravaganten Geschmack und (noch) erträumten Lebensstil über Bobby Steels' sich erneut selbst neu erfindenden und bahnbrechenden Produktionen lauschte, ins Schwärmen. Selbst die Zeit konnte und kann diesem Meisterwerk nichts anhaben, dieses Debüt ist immer noch so messerscharf wie damals und obwohl es zweifelsohne der beinharten Schule New Yorks zuzurechnen ist, so ist es doch zugänglich genug, um für jeden HipHop-Interessierten nicht nur als Monument, sondern auch als überragende Platte in Frage zu kommen. Respekt gebührt Regisseur RZA, ohne den dieses Album nicht ansatzweise möglich gewesen wäre, aber auch Hauptdarsteller Lou Diamond und Co-Star Tony Starks, die "Only Built 4 Cuban Linx..." seinen einzigartigen Charakter einhauchen.

9.8 / 10

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