Donnerstag, 20. Oktober 2011

Genelec & Memphis Reigns - Scorpion Circles


Release Date:
2002

Label:
HHI Recordings

Tracklist:
01. Firebombz
02. Elephantightus
03. Sunwheel
04. Anarchist Cookbook (Feat. Gamma Ray)
05. Move (Feat. Dan J)
06. Thunderbox (Feat. King 1)
07. Organisms
08. Prepare (Interlude)
09. Offerings
10. Sakura
11. Scorpion Circles
12. Chicken Soup
13. Give & Take

Review:
Direkt aus der HipHop-Metropole Santa Cruz, gelegen am schönen Highway No. 1 im Herzen des kalifornischen Küstenstreifens, bahnen sich diese zwei Herren mit Beginn des neuen Jahrtausends ihren Weg in die Szene. Genelec & Memphis Reigns sind keine feste Gruppe (eher ein Duo wie Meth und Red), arbeiten auch mit anderen Künstlern zusammen (so releast Genelec schon 1999 eine EP mit Master Kong) und hinterlassen der Welt faktisch nur dieses eine Album, wenngleich noch eine praktisch unauffindbare Demo-EP ("Lemme Make Love To You" aus dem Jahr 2000) existiert. Mit dieser EP bemustert man seinerzeit Hip Hop Infinity und erhält Spitzenwertungen, was in einem Label-Deal resultiert. Es folgt ein Track ("Ground Zero") auf der "Fishin' In Troubled Waters"-Compilation und ein Jahr später schließlich das Album "Scorpion Circles", mehr oder weniger die aufpolierte und um einige Songs erweiterte Version der "Lemme Make Love To You"-EP.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wenn es nicht schon der Herkunftsort zu einem absoluten Rätsel macht, was einen hier erwartet, sollte das Cover den Rest erledigen. Da hilft es auch nicht weiter, dass Genelec sämtliche Beats (auf seinem Computer) produziert. Es lässt sich jedoch wohl mit Sicherheit bemerken, dass "Scorpion Circles" nicht wie ein Album aus einer Surfer-Stadt südlich des Bays klingt. Viel eher wie eine Scheibe aus dem Umfeld der Atoms Family oder von Def Jux zu jener Zeit. Genelec und Memphis Reigns sind zu gleichen Stücken fähige Rapper, die ihre Hörer mit sehr aufgeweckten Flows und vielseitigen Zeilen fordern. Neben meisterhaften, mit messerscharfen Widerhaken gerüsteten Battle-Rhymes kommen auch die nachdenklichen Momente nicht zu kurz. Diese Mischung war (in guter Ausführung) noch nie verkehrt und trifft auf dieser Scheibe auf die Produktionen Genelec's, die man stellenweise gar nicht genug rühmen kann, denn was der Mann seinem Computer entlockt, schlägt nicht selten die Elite der Beat-Bastler. Der Charme der LP ist ein stets fühlbarer Lo-Fi-Flair, die Waffen sind ausgefallene Samples, die Genelec nicht nur aus den Sphären der westlichen Musikwelt zusammenträgt. Komplettiert werden die Instrumentals von rohen Drumlines, denen bei jedem Snare-Schlag noch ein wenig Blut aus den Sehnen tropft, was Stücke wie "Elephantightus" in munterem Tempo nach vorne dirigiert. Dabei merkt man Genelec und Memphis den Spaß am Rappen sofort an, es wird kein großer Wert auf besondere Konzepte gelegt (vertreten sind trotzdem einige), was die Qualität der Songs aber nicht schmälert. "Anarchist Cookbook" blickt aus der Sicht eines Staatsfeinds ("Master of disguise, change face at any pace / Rendezvous at any place, no existence of my state") zwischen appetitlicher Drumline und Streicher-Samples aufs Vaterland und wird vom meisterlich gescratchten Intermezzo Gamma Ray's vollendet. Bei den Tracks mit exotischen Samples ist ganz klar "Sakura" zu nennen, das mit seinem Wechselspiel aus Guqin und dichtem Streicher-Kopfnicker ganz großes Kino bietet, was nicht minder für "Sunwheel" mit perfekt eingebundener Sitar und unglaublichen Flow-Einlagen ("Following the energy, swallowing any entity unready for twenty second century / Miles above the middle ground with riddles that pound / Slippin' thick in the compositions, tricklin' down sound / This captain interacting with magic and mapping actions massively dramatic / None ready and not a single melody able to stable my fiery memory") gilt. Ein wenig Kritik lässt sich auch anbringen, so ist "Move" vielleicht einen Hauch zu entspannt und "Thunderbox" ein echter Durchhänger. Das war's dann aber schon, denn der Rest gibt sich keine Blöße, sei es nun das instrumentale Interlude "Prepare", der düstere Titeltrack, "Offerings" mit in ihren eigenen Gedankenwelten verlorenen Hauptdarstellern oder das wunderschöne, gitarrenunterlegte "Chicken Soup". Als ob man damit nicht genügend Hochkaräter beisammen hätte, findet sich in "Organisms" noch ein ganz besonderer Leckerbissen, ein Manifest der Klasse dieser zwei Emcees ("I'm awfully sorry for my rudeness, I ruined your flow / I had a bigger cypher during the better part of your show"), das von einem hypnotisierend-eindringlichen Orgel-Loop befeuert wird.

Die Begebenheiten nach Release der Scheibe sorgten dafür, dass dieses Album zum echten Geheimtipp wurde: Das Label, Hip Hop Infinity, vermeldete kurze Zeit später den finanziellen Ruin, Gen und Mem selbst, die zur Zeit der Aufnahmen gemeinsam auf der UC Santa Cruz waren, führte das Leben nach ihrem Abschluss in unterschiedliche Richtungen. Und so gerieten die vielen positiven Stimmen, die das Album kurz nach Erscheinen lobten, wieder in Vergessenheit und die HipHop-Welt vergaß um die beiden und ihr einziges Album. Zu Unrecht, denn was Genelec und Memphis Reigns hier auf die Beine gestellt haben, ist Underground-HipHop, wie er schöner kaum sein könnte, und selbst wenn "Scorpion Circles" nicht perfekt ist, so darf doch eine uneingeschränkte Empfehlung ausgesprochen werden.

8.0 / 10

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