Freitag, 23. September 2011

Royce Da 5'9" - Success Is Certain


Release Date:
02. September 2011 (D) / 09. August 2011 (US)

Label:
Gracie Productions

Tracklist:
01. Legendary (Feat. Travis Barker)
02. Writer's Block (Feat. Eminem)
03. Merry Go Round
04. Where My Money
05. ER (Feat. Kid Vishis)
06. On The Boulevard (Feat. Nottz & Adonis)
07. I Ain't Coming Down
08. Security
09. Second Place
10. My Own Planet (Feat. Joe Budden)
11. I've Been Up, I've Been Down

Review:
Vor einigen Jahren hätte wohl niemand mehr damit gerechnet, dass sich die Situation für Royce Da 5'9" noch großartig bessern könnte. Im Clinch mit Eminem und von den Massen vergessen galt er weithin als Talent, das sich seinen Weg selbst verbaut hatte. Inzwischen allerdings war das Slaughterhouse-Projekt so erfolgreich, dass man einen Major-Deal bei Shady landen konnte, was folglich bedeutet, dass man sich auch mit dem Mentor wieder versteht. So gut sogar, dass man vor kurzem endlich den Bad-Meets-Evil-Zusammenschluss in einem ersten größeren Projekt zelebrierte und sämtliche Kritiker überraschte. Da Royce darüber hinaus die Politik verfolgt, immer so viele Projekte wie möglich am Laufen zu haben, schiebt er kurzerhand (während "Hell: The Sequel" noch in den Charts sitzt) sein nächstes Solo hinterher, "Success Is Certain".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Das Anliegen könnte klarer nicht sein: Während man sich 2004 noch darauf einigen konnte, dass nur der Tod sicher sei und Royce an Erfolg gar nicht zu denken vermochte, scheint er sich dessen inzwischen sehr sicher. Ebensowenig verwunderlich also, dass der Großteil der Scheibe davon handelt, denjenigen, die Royce schon abgeschrieben hatten, den Stinkefinger unter die Nase zu halten. Um das angemessen zu tun braucht Royce nicht viele Gäste, wohl aber ein dickes Producer-Lineup, in dem sich Streetrunner, Mr. Porter, Alchemist, Nottz oder DJ Premier wiederfinden. Wer nun denkt, diese Rahmenbedingungen klingen mehr nach einigen guten Songs als nach einem geschlossen guten Album, der liegt goldrichtig, denn Kohärenz ist nicht die Stärke dieser elf Songs. Im Anfangsteil geht es ausschließlich ums Titelthema, hauptsächlich auf voluminös getrimmte Beats untermalen das Gehabe, in dem sich Royce ergeht. Die Spitze dieses eröffnenden Speerstoßes ist "Witer's Block", für das Eminem in der Hook zwei bis drei Wörter verliert und das gut und gerne auch auf "Hell: The Sequel" vertreten hätte sein können. Doch auch "Legendary" gibt sich ordentlich wuchtig und macht zum Glück nicht den Fehler, Travis Barker zwischen dem hervorstechenden E-Gitarren-Geschrammel in unnatürlich auffälliger Art einzubauen. Technisch ist der Einstieg seitens Royce so stark wie schon auf der Bad Meets Evil und macht den Track zum richtigen Zeitpunkt definitiv hörenswert. Doch spätestens wenn es auf "Where My Money" dann "I been fucking with this game for a long time, and I'm impatient / I'ma kill somebody if somebody don't make me real rich this year" heißt, hat man's verstanden. Zu diesem Zeitpunkt fällt Royce dann leider nicht mehr bahnbrechend viel ein. Da der Langspieler trotz verschiedener Produzenten großteils einen gleich gestrickten Sound, der etwas orientierungslos wirkt, fährt, entwickelt sich das zum leichten Problem. In "ER" Royce als den Doktor, der das Genre auf dem OP-Tisch liegen hat, zu hören ist dabei genauso wenig kreativ wie die austauschbare Geschichte in "On The Boulevard". Royce geht in die Vollen und trotzdem fehlt seiner Musik die Seele. Was genau er falsch gemacht hat ist zudem nicht klar ersichtlich, doch alleine die Tatsache, wie sehr Premo's "Second Place" wie ein Fremdkörper wirkt (vor allem verglichen mit einem "Death Is Certain"), spricht Bände. Denn der Track an sich ist wieder eine Granate und knüpft an die Tradition dicker Premo-Royce-Kollabos an, wenngleich thematisch wieder nicht viel passiert - der eigene Werdegang wird (wie auch auf nicht wenigen anderen Tracks) in aller Ausführlichkeit breitgetreten. Zu diesem Thema hätte "Security" ausgereicht, das emotional den Verlust von Proof und Royce's Stellung zu D-12 abhandelt, dabei aber wiederum nicht optimal (und schon gar nicht der Stimmung gerechtwerdend) produziert ist. Damit fehlt noch ein poppig angedachtes (und dafür gar nicht so verkehrtes) "My Own Planet" sowie ein unnötiger Abschluss in Form von "I've Been Up, I've Been Down", das dem Hörer das bereits durchgekaute Titelthema nochmals um die Ohren watscht.

Was genau Nickel Nine bei diesem Album geritten hat, lässt sich nicht genau sagen. Nicht, dass sein Album ein Reinfall wäre, denn das ist es nicht. Die Wortspiele sind erste Sahne, es gibt eine ganze Palette denkwürdiger Einzeiler und in Sachen Flow ist Royce ebenfalls so fidel wie möglich unterwegs. Das Verwunderliche ist dabei eher, dass er es trotzdem nicht schafft, aus den elf Songs ein Album zu schnüren, dass ein roter Faden komplett fehlt und dass viele Songs zwar ganz nett, aber ohne echten Langzeitspaßfaktor sind. Das mag daran liegen, dass er bei den Aufnahmen nur von einem Song zum nächsten denkt, doch auf früheren Alben funktionierte es schließlich auch ein wenig besser. "Success Is Certain" ist ein Album, das Royce in der Tat etwas mehr Erfolg bescheren kann, das aber nicht dafür taugt, am Stück gehört bzw. genossen zu werden. Seine Momente hat es trotzdem.

5.3 / 10

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