Montag, 19. September 2011

L.I.F.E. Long & Big Ape - Crossing The Globe


Release Date:
26. Juli 2011

Label:
Fly Definition Music

Tracklist:
01. Begintro
02. The Motive
03. Travelin (Feat. Respect Tha God & Sip Liq)
04. Carnival Carnivore Flow Attraction
05. The Journey
06. Skit 1 (Feat. Impress Tru, Aneeway, Sneaker Sandy & Iomos Marad)
07. Crossing The Globe (Feat. Rae)
08. Samurai Code Of Honor (Feat. Prince Po & UG)
09. Snake Charmer
10. Kick It (Feat. Melodic Yoza)
11. Skit 2 (Feat. Infinito 2017, Twin Towers & DJ Connect)
12. Nhomadz (Spit 16) (Feat. Rise, Breez Evahflowin, Swave Sevah & Shabaam Sahdeeq)
13. Sativa
14. Caravan (Feat. Crown A Thornz)

Review:
2004 kreuzen sich erstmals die Internetpfade von L.I.F.E. Long und Big Ape - in einer Zeit, als der Stronghold-Emcee noch kein offizielles Album veröffentlicht hat und die Elite Fleet, Crew des Produzenten Ape, noch praktisch gänzlich unbekannt ist. Doch es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen dem New Yorker und dem Schweden, die durch Ape's Amerikabesuch gestärkt wird und schließlich zu dem Plan führt, nicht nur einen Song, sondern ein Album zusammen aufzunehmen, das in Form von "Crossing The Globe" und nachdem aufgrund von Ape's Umzug nach Amsterdam und Pause eingelegt wurde eine halbe Ewigkeit später (und als letztes der von L.I.F.E. angekündigten und dann ewig verschobenen Projekten) doch noch seinen Weg an die Öffentlichkeit findet.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Die Arbeitsaufteilung ist so simpel wie sie naheliegend ist (entgegen der NY-Elite-Fleet-Combo aus IDE und DJ Connect): Big Ape kümmert sich um die Produktion, L.I.F.E. um die Raps, wobei er sich dabei noch einige Gäste aus dem weiteren Umfeld ins Boot holt. Die nächste Frage ist die nach einem Konzept, was bei Cover und Titel durchaus naheliegt. Leider stellt sich heraus, dass "Crossing The Globe" keineswegs eine musikalische Reise um die Welt ist und dass auch inhaltlich kein derartiges Konzept durchgezogen wird. Klingt also ganz danach, als ob man ein typisches, in keiner Weise auffälliges Album vor sich hätte, das wie schon "The Waiting Game" die Rückkehr zum HipHop der Golden Era stolz auf der Brust trägt, dabei aber in den Fluten der vielen Gleichgesinnten untergeht, zumal europäische Produzenten für genau diese Sorte selten überragenden HipHop sowieso einen speziellen Hang haben. Doch es kommt etwas besser als man denkt. Klar, vor Überraschung vom Sitzfleisch gerissen wird hier niemand, bei L.I.F.E. setzt es BoomBap New Yorker Prägung, doch die Art und Weise, mit der Big Ape auftritt, ist mindestens eine positive Überraschung. Ape klingt nicht so altbacken wie so viele seiner Kollegen. Treibende Fanfaren begrüßen den Hörer im "Begintro" und entfachen ein Feuer, das bis zum Ende am Leben gehalten wird: "Start your engines, set it off, let's begin / Started crossing the globe in NY, ended up in Sweden / Big Ape on the MPC, chopping loops and percussions, while I'm ahead in the rap race, MCs I'm dustin". So geht es auch direkt weiter, "The Motive" ist mit reichhaltigem Hörnereinsatz ebenfalls frischer Wind, der zudem wunderbar zu L.I.F.E.'s ganz eigenem Flow passt. Abgerundet wird die Mischung durch Cuts in der Hook. Irgendwie ist der thematische Nährboden der Tracks dann sogar ein wenig das Titelthema, zumindest findet es in vielen Tracks Erwähnung, natürlich und vor allem im Titeltrack, aber auch etwa in "Caravan". Highlights wie "Samurai Code Of Honor" sind nicht nur herzhaft guter BoomBap, sie tragen in der Tat eine Note Retro-Flair in sich. Und wenn in diesem Fall noch Po und UG vorbeischauen, sollte man definitiv die Ohren spitzen. Sogar die Skits erhalten nette Instrumentals, wodurch die Shoutouts durchaus hörenswert werden. Da stört dann der eine oder andere mittelmäßige Song nicht, denn zu keinem Zeitpunkt wirkt das Gespann ideenlos, "Carnival Carnivore Flow Attack" ist dünn besaitet, bietet L.I.F.E. dafür umso mehr Platz (den der Strongholder auch nutzt), "Kick It" klingt leicht nach Ennio Morricones "Cheyenne", "Sativa" stellt sich als echtes Juwel heraus, das L.I.F.E. verdammt gut in Szene setzt und zudem noch dessen Ansichten zu jeglichen Rauschmitteln schön verpackt. Damit verbleibt noch "Snake Charmer" als Geschichte über eine Bekannte namens Stacey, mit begleitenden Geigen ebenfalls sehr ansprechend inszeniert.

Selbst Pessimisten, die L.I.F.E. Long seit "Longevity Vol. 1.5" ins Fach der angestaubten Sichselbstkopierer gesteckt haben, könnten mit diesem Projekt noch überrascht werden, denn es erhebt starke Ansprüche auf das beste Album, das der MC bis dato veröffentlicht hat. Der Grund ist Big Ape, der ganz einfach zu seinem reimenden Partner passt. Wieso allerdings genau der Schwede L.I.F.E. wieder und wieder zu so guter Form motiviert, wieso hier praktisch durchwegs gelungene Instrumentals gepickt wurden, bleibt ein Rätsel. Klar hat das nicht übermäßig viel mit dem Lo-Fi-Stil der frühen Stronghold-Mixtapes zu tun, doch das will man eigentlich auch gar nicht. "Crossing The Globe" jedenfalls ist (wenngleich mit kleinen Schönheitsfehlern) ein großer Schritt in die richtige Richtung, da es einen Produzenten findet, der auch zu L.I.F.E. Long passt, da es harmonisch klingt und selbst ohne strikten roten Faden nicht zusammengekleistert klingt. Mit diesen Eigenschaften zieht die Scheibe an den meisten Konkurrenten des Jahres schon vorbei.

6.6 / 10

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