Montag, 8. August 2011

DJ JS-1 - Ground Original 3: No One Cares


Release Date:
21. Juni 2011

Label:
Ground Original / Fat Beats Records

Tracklist:
01. Halftime Radio Intro (Feat. DJ Eclipse)
02. Pre-Show Warm Up (Feat. Rise)
03. Boom Slap (Feat. KRS-One & Rahzel)
04. Reppin' NY (Feat. Lil Fame, Joell Ortiz & Freddie Foxxx)
05. Compositionz (Feat. Eternia & Ras Kass)
06. Side Streets (Feat. Illa Ghee, Nutso & Guilty Simpson)
07. Do My Thing (Feat. C-Rayz Walz & A.G.)
08. Block 2 Block (Feat. Sadat X, Akil The MC & Freestyle)
09. Doin' This (Feat. Akrobatik, Punchline & iCON The Mic King)
10. How We Think (Feat. Sick Jacken, Slaine & Sabac Red)
11. Dont Look Down (Feat. Torae, Bekay & Shabaam Sahdeeq)
12. Hung Over (Feat. Brown Bag Allstars)
13. Goin' Out (Feat. Von Pea, Homeboy Sandman & Ilyas)
14. Life…Word (Feat. O.C.)
15. No Fool (Feat. Craig G)
16. Puttin' Words Together (Feat. Dominion (Pack FM + Substantial & Mecca))
17. Real Speak (Feat. Sav Killz, Steven King & L.I.F.E. Long)
18. Murder The DJ (Feat. Ill Bill, Blaq Poet & Ruste Juxx)
19. Hold Ya Breath (Feat. Blacastan, Kool G Rap & Kaleber)
20. Science (Feat. Jeru The Damaja)
21. Last to Know (Feat. Tonedeff)
22. No One Cares (Feat. Jak D)

Review:
Man hat sie ja schon fast vermisst, die (wortwörtlich) fetten Producer-Alben mit so vielen Gästen, dass man schon beim Zählen Probleme bekommt, denn die Zeiten, in denen alle zwei Wochen eine Scheibe dieser Sorte erschien, haben sich wohl verabschiedet. Um die 50 Einträge in der Trackliste sind es geworden, als JS-1 zu seinem jüngsten Kaffeekränzchen gerufen hat um damit für den dritten Teil seiner Reihe nochmal voll auf die Kacke zu hauen. Beeindrucken lässt sich davon heutzutage trotzdem kaum jemand, weswegen der New Yorker DJ, der seit über zehn Jahren nicht nur mit seinen Fähigkeiten an den Turntables, sondern auch als Produzent für Szenen-Schwergewichte auf sich aufmerksam macht, die ausgesprochen originelle Idee hatte, sich die Rückkehr zum einzig wahren HipHop, dem Bummtschack-HipHop, auf die Fahnen zu schreiben. Ob "No One Cares" damit besser promotet ist, bleibt anzuzweifeln.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wer die ersten beiden Teile - vor allem den wesentlich jüngeren zweiten - der "Ground Original"-Serie kennt, selbst derjenige, der sie nicht kennt, sollte sich nicht schwertun, zu erraten, was hier Sache ist. Als Inbegriff eines zusammengewürfelten Produzentenalbums hat man von "No One Cares" kein Meisterwerk zu erwarten, doch wer sich an "No Sell Out" erinnert, dem sollte doch der eine oder andere dope Track durchs mentale Ohr ziehen. Ein Problem des Vorgängers war ganz klar seine Länge und in dieser Hinsicht hat JS-1 rein gar nichts gelernt, mit 22 Anspielstationen befindet man sich hinsichtlich der Maßstäbe für ein solches Projekt immer noch jenseits von gut und böse - das Auffüllmaterial ist praktisch vorprogrammiert. Auf Seiten der Musik selbst hat niemand vor, aus dem einfach absteckbaren Erwartungsquadrat auszureißen - es wird der "reale" HipHop bis zum Erbrechen gepredigt und den guten alten Zeiten, in denen Baggys (als Kontrast zu den verhassten "skinny jeans") noch der modische Trend waren und sowieso alles besser war, wird nachgetrauert, alles natürlich auf maßgeschneiderten BoomBap-Untersätzen wie eh und je. Zuerst gibt es jedoch ein als Interview aufgezogenes "Intro", das anscheinend lustig-satirisch die Reizüberflutung und die daraus resultierende kurze Aufmerksamkeitsspanne der Massen gegenüber allem und jedem (vor allem JS-1) karikieren soll - nachdem 20 Fragen mit "no one cares" quittiert wurden, geht es dann endlich los. Soll es zumindest losgehen. Doch im "Pre-Show Warm Up" klingt der eigentlich fähige Rise wie ein tölpelhafter Amateur. Die Kombo aus JS-1, KRS und Rahzel, die an den Erfolg von "Essentials" anknüpfen und der Hörerschaft einen "Boom Slap" verpassen soll, versagt ebenfalls auf ganzer Linie. Nach einem so demotivierenden Start mag man schon das Handtuch werfen, und leider stellt sich im weiteren Verlauf heraus, dass die Suche nach Highlights mühsam verläuft. Anwesend sind sie durchaus, allerdings umgeben von viel Langeweile: Man fragt, wann die Rapperschaft müde wird, Tracks wie "Block 2 Block" aufzunehmen, das nicht zum für die Hook engagierten Sadat passt, Akil ganz schlecht aussehen lässt und instrumental sowieso nichts hergibt. "Side Streets" reiht sich ein und ist mit "Real Speakz" (unpassender als Sav Killz hätte ein Gast schwerlich sein können), dem stinklangweiligen "Science" (Jeru's "wissenschaftliche" Zeilen bleiben an dieser Stelle lieber unerwähnt), dem sauer aufstoßenden "Going Out" oder dem unnatürlich hart klingenden "Murder The DJ" in bester Gesellschaft. Dass die Zusammensetzung der Gäste pro Track nicht selten falsch klingt, kommt noch hinzu. Mit einem Seufzer kämpft man sich weiter und findet nach einiger Zeit dann doch echte Lichtblicke: In "Do My Thing" passen die beiden Emcees einerseits zueinander und vor allem zum sehr guten Beat, der als nüchterne Brise vorführt, wie's geht. Auch Eternia und Ras Kass bilden ein gegensätzliches, aber funktionierendes Paar, das aus dem simplen "Compositionz" erstaunlich viel herausholt. Die New Yorker Fraktion in "Reppin' NY" (abgesehen vom blutleer ausgelutschten Konzept) geht in Ordnung, Dominion (der Gruppenname ist wesentlich unbekannter als die Mitglieder selbst) bedanken sich mit einer gelungenen Performance für das überdurchschnittlich gute Instrumental, O.C. muss nicht geskippt werden und im sehr sauber produzierten (und auf die Gäste zugeschnittenen) "Hold Ya Breath" legt ein bärenstark aufgelegter Blacastan vor, um selbst G Rap die Butter vom Brot zu nehmen. Achja, wie war das noch gleich mit dem Albumkonzept? Zu später Stunde scheint man sich doch noch daran zu erinnern, denn Tonedeff legt mit "Last To Know" ("Looks like little Ms. Know-It-All gave up the booty to Mr. Told-You-So ") das lyrische Highlight vor und widmet sich mit gewohnter Bissigkeit und einem Augenzwinkern dem schnellen Zugang zu Wissen für jedermann, weswegen sich Tone in einer Welt der Besserwisser wiederfindet. Auch Jak D will sich im Titeltrack mit gehaltvollen Texten absetzen und schweift u.a. über die Gleichgültigkeit der (US-)Welt gegenüber politischen Vorgängen zugunsten der neusten Boulevard-News.

Vor allem schade an diesem Album ist die Tatsache, dass man mit dem Titelthema durchaus eine Art Vorgabe an alle Tracks gehabt hätte, was JS-1 hätte nutzen können, um vom ungebundenen Sampler zu einem echten Album zu gelangen. Doch JS-1 zieht es vor, eine direkte Kopie von "No Sell Out" anzufertigen, mit dem kleinen Unterschied, dass die Zahl der Anspieltipps nochmal ein wenig abgenommen hat. Wäre alles absolut nicht nötig gewesen, denn wenn man die Zahl der Tracks auf ein vernünftiges Maß reduziert, die Songs selbst mit zueinander passenden und auf den Beat abgestimmten Emcees besser durchdacht hätte und schließlich für einen roten Faden egal welcher Art gesorgt hätte, dann wäre durchaus einiges drin gewesen, denn es ist nicht so, als hätte JS-1 das Produzieren komplett verlernt. So kommt "No One Cares" seinem Titel unfreiwilligerweise recht nahe, lässt sich zwar durchaus großteils anhören, wirklich behaltenswert ist aber nur eine Handvoll Songs, womit JS-1 noch knapp ins Mittelmaß rutscht. Zum Glück ist nach diesem Teil Schluss.

5.1 / 10

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