Dienstag, 23. August 2011

Wu-Tang - Legendary Weapons


Release Date:
05. August 2011

Label:
E1 Music

Tracklist:
01. Start The Show (Feat. Raekwon & RZA)
02. Laced Cheeba (Feat. Ghostface, Sean Price & Trife Diesel)
03. Diesel Fluid (Feat. Method Man, Trife Diesel & Cappadonna)
04. Played By The Game
05. The Black Diamonds (Feat. Ghostface, Roc Marciano & Killa Sin)
06. Legendary Weapons (Ghostface, AZ & M.O.P.)
07. Never Feel This Pain (feat. Inspectah Deck, U-God & Tre Williams)
08. Angels Got Wings
09. Drunk Tongue (Feat. Killa Sin)
10. 225 Rounds (Feat. U-God, Cappadonna, Bronze Nazareth & RZA)
11. Meteor Hammer (Feat. Ghostface, Action Bronson & Termanology)
12. Live Through Death
13. Only The Rugged Survive (Feat. RZA)
14. Outro

Review:
Zwei Jahre nach Erscheinen darf man feststellen: So schlecht kann sich "Chamber Music" nicht gemacht haben, sonst hätten die Sesselfurzer bei E1 sicherlich nicht zugestimmt, dessen Konzept nochmals aufzugreifen und auf einem weiteren Projekt zu vermarkten. Die Parallelen sind in der Tat erschreckend: Wieder ist die Vorab-Promo eher gering, wieder hört man von Clan-Mitgliedern selber kaum etwas zum Thema, wohingegen E1 durch schwammige Beschreibung und Erklärung die Gutgläubigen zur Annahme verleitet, es mit einem neuen Wu-Tang-Album zu tun zu haben - als solches wird "Legendary Weapons" dann auf vielen Seiten auch angekündigt. Doch wir wollen nicht lange um den heißen Brei herumlügen: Dies ist ebensowenig ein neues Album des Clans wie "Chamber Music" eines war. Uninteressant ist die Geschichte bei den versammelten Emcees natürlich trotzdem nicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Bei einem tieferen Blick ins Projekt fallen noch mehr Analogien zu "Chamber Music" auf: Es war wohl wieder Bob Perry, der im Hintergrund die Fäden zog, während wieder RZA als Executive Producer beworben wird - die Beats sind natürlich trotzdem alle von anderswo, nämlich von der "Chamber Music"-Mannschaft: Noah Rubin, M.O.P.'s Lil Fame und Andrew Kelly, erneut mit der Komponente der Revelations, die via Live-Instrumentierung mitwirken. Und während immer noch nicht alle Clan-Mitglieder dazu gebracht werden konnten, ihre Beiträge in Bob Perry's Email-Postfach zu deponieren (GZA und Masta Killa fehlen), kommt einem die Liste der externen Gäste doch sehr bekannt vor. Der Schluss, es hier mit "Chamber Music 2" zu tun haben, liegt also weder fern noch ist er falsch. Damit drängt sich vor allem die Frage auf, ob aus den Fehlern des Vorgängers gelernt wurde. Bei der Gesamtspielzeit ("CM" hatte 36 Minuten zu bieten) konnte man sich zu einer hohnvollen Steigerung auf 37 Minuten durchringen, doch zumindest lässt man von der übertriebenen Anzahl Skits ab. Wer nun also mit "Legendary Weapons" glücklich werden will, der sollte sich vom Wu-Album-Gedanken vollkommen verabschieden. Der Sound hat kaum etwas mit dem im Pressetext propagierten, dichten Beat-Gestrüpp vergangener Wu-Tang-Tage zu tun, auch ein Gefühl der Kohärenz will bei aller Liebe nicht so recht aufkommen. Zu berechnend ist dafür die Herangehensweise bei den Instrumentals, zu erzwungen klingen die eingebauten Kung-Fu-Samples. Leider wirkt auch die Zusammenstellung der Emcees so natürlich, wie separat eingerappte und dann zusammengeschnipselte Parts dies vermuten lassen. Schlecht ist die Musik damit noch lange nicht, ganz im Gegenteil: Als Beispiel kann man da direkt "Legendary Weapons" nennen, das als gefährlicher Kopfnicker mit ambitionierter Leistung aller Beteiligten mehr New York ist als die meisten Alben aus dem Big Apple der letzten Zeit. Noch kompromissloser wird es in "Drunk Tongue" - die Wünsche vieler Wu-Jünger nach mehr Sin-Material scheinen erhört worden zu sein, denn nun, wo er endlich wieder auf freiem Fuß ist, bekommt er dieses trocken-minimalistische und zugleich messerscharfe Instrumental vorgeworfen, das er in kaltschnäuzigster Manier zerfleischt. Gegen diesen Hunger haben es selbst Ghost und Herr Marcberg (dem man in letzter Zeit wohl nicht entkommt) schwer, doch nicht zuletzt dank dieser Gourmet-Kombo wird das schlichte Piano-Stück "Black Diamonds" zum Genuss. Generell muss gesagt werden, dass die Gäste (fast) allesamt nicht von schlechten Eltern rappen - nur eben nicht immer perfekt harmonieren. Weniger erbaulich dagegen sind die Skits, die gegen den Compilation-Charakter chancenlos sind und die man sich somit hätte sparen können (lediglich "Played By The Game" ist für sich genommen schon hörenswert). Den eröffnenden und den Schluss-Track (beide mit RZA) bremst gleichermaßen mittelmäßige musikalische Untermalung, "Never Feel This Pain" fehlt der Antrieb und "Diesel Fluid" klingt trotz starker Besetzung zu sehr nach künstlichem E1-Konstrukt. Der Oberhammer ist "Meteor Hammer" ebenfalls nicht, Ghost und Action Bronson auf einen Song zu packen war trotzdem eine köstlich gute Idee, der selbst ein besser als normalerweise rappender Termanology nicht mehr viel hinzuzufügen hat.

Vielleicht liegt es daran, dass man dank "Chamber Music" schon genau wusste, was zu erwarten war, doch E1's zweite Runde des fröhlichen Ausschlachtens des Wu-Tang-Geists lässt sich doch recht gut genießen. Dafür muss man natürlich (wie schon bei Teil Eins) von gewissen Ansprüchen ablassen, denn es gehen nunmal keine Wu-Elements zu Werke, was man auch hört. Auch sollte man sich nicht fragen, wieso der Clan Zeit hat, hierfür Parts abzustellen. Fakt ist, dass die Gäste allesamt gut aufgelegt sind und hörenswert rappen. Große Konzepte waren nicht zu erwarten, da der Compilation-Charakter sowieso dominiert. Der ist es auch, der "Legendary Weapons" von besseren Wertungen abhält - zusammen mit einigen langweiligen Beats natürlich, da die Zielsetzung der simplen ostküstlichen Produktion nicht durchgehend ihr Ziel findet -, denn ein Gefühl von Geschlossenheit will leider nicht aufkommen. Doch wer (nur) eine Ansammlung teils überraschend guter Tracks von fähigen Künstlern sucht, der liegt hier goldrichtig.

6.3 / 10

DJ Absurd - Flying Colors


Release Date:
28. Juni 2011

Label:
Absurd Entertainment / Coalmine Records

Tracklist:
01. East Coast Assault (Feat. Ransom, Snype Lyfe & Cyssero)
02. Aint' Hard To Find (Feat. Dead Poets & Pacewon)
03. Flying Colors (Feat. Jaz-O, Copywrtie & Mela Machinko)
04. Slap Nerds (Feat. Craig G)
05. Audio Evolution (Feat. Joey Dynomite, A.U.R.C., Tone Live & Pryme Prolifik)
06. Life Is Hard (Feat. Armageddon, Trife Da God & Blaq Poet)
07. In My World (Feat. Termanology & Big Lo)

Review:
Irgendwann um die Jahrtausendwende fällt DJ Absurd ein, dass er neben seiner Tätigkeit als DJ auch ins Producer-Geschäft einsteigen könnte. Zu diesem Zeitpunkt kann er schon auf ein halbes Dutzend Jahre als Turntable-Dreher zurückblicken, ließ sich also schon recht früh von HipHop begeistern. In einer Zeit, in der jeder meint, Beats basteln zu können, hat er als Newcomer aus New Jersey alles andere als einen leichten Stand, weshalb man erstmal nichts von ihm hört. Für die lokale Crew Born Wreckless dreht er die Teller, ganz unbemerkt releast er fünf Teile der Street-LP-Reihe "The Resume" mit überraschend namhaften Gästen. Irgendwann kommt er dann bei Matt Diamond's label unter und darf seine Debüt-EP, "Flying Colors", veröffentlichen.

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"Eine EP, um sich von den typischen Producer-Werken abzusetzen" sagt der Promo-Text. Ein Blick auf die Trackliste bestätigt diese Aussage nur insofern, als auch eine gute Portion gänzlich unbekannter Namen (19 Künstler auf sieben Tracks ist sowieso keine schlechte Quote) mit von der Partie ist. Auch ansonsten entspringt eine solche Behauptung wieder einmal mehr Wunschgedanken als Fakten: DJ Absurd ist ganz ohne Zweifel einer von vielen - und das in vielerlei Hinsicht. Das muss natürlich noch nichts zwingend Schlechtes sein, doch Bonuspunkte für Kreativität kann sich Absurd abschminken: Die Handvoll Tracks ist Neo-BoomBap von vorne bis hinten und verlässt diesen Definitionsbereich keine einzige Sekunde. Immerhin fallen Tracks wie "Ain't Hard To Find" weder der Snowgoons-Krankheit anheim (schlagen also nicht zu sehr über die Stränge) noch sind sie zu langweilig gebaut: Pacewon, Tab und Renegade packen die Fäuste aus, laden, von Absurd schon kraftvoll unterlegt, den Hörer zu einem gepflegten Gespräch nach Jersey ein und haben sogar noch Zeit für eine gelungene und eingängige Hook. Letztere hätte man in ähnlich guter Form auch Craig G gewünscht, dem schon für den Titel des sich dem Verfall der Szene verschreibenden "Slap Nerds", entnommen aus der vollkommen zusammenhangslosen (und ganz am Rande auch recht einfallslosen) Zeile "If you don't agree with us, we'll have words / Craig G, DJ Absurd, we slap nerds", der Hintern versohlt gehört. Da wundert man sich doch, ob dem QB-Veteran überhaupt klar ist, was denn ein Nerd überhaupt ist. Den "Originator" Jaz-O für den Titeltrack zu rekrutieren war eine feine Idee, die Gesamtkomposition von "Flying Colors" will allerdings nicht so recht harmonisch klingen: Da gibt es die Bläser im Beat, die Speed-Raps und ein im Leeren hängender Chorus von Mela, Freunde sind die drei Elemente aber nur bedingt. Den Rest seiner EP bringt Absurd dafür gut über die Bühne. Die düsteren Streicher-Wogen in "East Coast Assault" spielen selbst durch die durchschnittlichen Raps hindurch kräftig auf, "In My World" geht mit dezentem Sax und weicher Ausstaffierung gut auf Termanology zu, der mit gedrosseltem Stimmchen überraschend gut die Übel der Welt adressiert. Ein Track, dem tatsächlich ein Konzept innewohnt, ist "Audio Evolution", für das die Gäste nacheinander aus der Sicht von Schallplatte, Tape, CD und MP3-Datei ihren Einfluss auf die Musik darlegen, nur um ihre Geschichte mit dem Verweis, dass mancherorts eine Rückkehr zum Vinyl stattfindet, zu einem runden Ende zu führen. Trotz unauffälliger Arbeit von Absurd und nicht wirklich herausstechendem Auftreten einer der Artists ist man somit gut unterhalten.

Es ist die alte Leier: Wem Standard-BoomBap schon aus den Ohren quillt, der sollte gar nicht erst daran danken, sich mit DJ Absurd zu beschäftigen. Abgesehen davon macht Absurd seine Sache gar nicht so schlecht, die Beats sind im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen doch recht schwungvoll. Trotzdem ist es anzuzweifeln, ob ein eventuell irgendwann erscheinendes vollwertiges Album von Absurd bestehen können wird, denn mit der Wahl seiner Emcees kann Absurd selbst auf sieben Tracks eine gewisse Austauschbarkeit nicht vertuschen, auch zusammenhängend ist das alles nicht so wirklich. Nichtsdestotrotz gibt es einige Punkte für die guten Einzelstücke, die hier zu finden sind und "Flying Colors" knapp vom grauen Durchschnitt abheben.

5.5 / 10

The Doppelgangaz - Lone Sharks


Release Date:
28. Juni 2011

Label:
Groggy Pack Entertainment, LLC.

Tracklist:
01. Happy Face
02. Nexium
03. Get Em
04. Doppel Gospel
05. Dumpster Diving
06. The Gods
07. Pack Kevorkian
08. Wench Rench
09. Rap $ Unemployment
10. Like What Like Me
11. Lush
12. NY Bushmen
13. At Night
14. Dead Already
15. Suppository

Review:
Ladies & Gentlemen, Sharks & Sharkettes, es ist Zeit, sich einem der wenigen Acts zu widmen, die 2011 noch nicht im Halbkoma dahindämmern. The Doppelgangaz alias EP und Matter Ov Fact stehen mit einem neuen Album vor der Tür. Das Ghastly Duo (oder auch Groggy Pack), beheimatet in "Parts Unknown" (in Wirklichkeit aber Orange County, NY) kennt sich schon seit geraumer Zeit - die Kindheitsfreunde basteln bereits seit über zehn Jahren gemeinsam an Tracks -, schwingt seinen Hintern aber erst relativ spät in den Pool der Rap-Szene: 2009 debütiert man mit einer EP und schiebt gleich im selben Jahr das kostenlose Album "2012: The New Beginning" hinterher. So erreicht man die Aufmerksamkeit einiger Hörer und auch Websites, veröffentlicht ein Jahr darauf mit "Beats For Brothels" ein großteils instrumentales, erstmals kostenpflichtiges Werk und macht kräftig Werbung für "Lone Sharks", das noch im Sommer 2011 (ganz ohne bei anderen Künstlern so übliche Verspätung) folgt.

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Eigentlich ist ihr Katalog dafür noch zu überschaubar, doch man darf trotzdem sagen, dass alles beim Alten bleibt: Eigenregie ist das Stichwort, EP produziert die komplette Scheibe, während das Duo die Raps brüderlich (bzw. doppelgängerhaft) aufteilt. Ihren Namen rechtfertigen sie übrigens nicht mit Äußerlichkeiten (der schwarze Matter Ov Fact rühmt sich gerne damit, doppelt so groß wie sein weißer Partner zu sein), sondern mit ihrer geistigen Verwandtheit. Die ist nicht zu leugnen, denn wenngleich sie stimmlich unschwer auseinanderzuhalten sind, sind Stil und vor allem Inhalt sehr ähnlich. Was die Musik der DGs mit sich bringt, erschließt man am besten über deren Klientel. Freudig dem Album entgegengeblickt hat wohl ausschließlich die Fraktion Eastcoast-Heads, die der Ansicht ist, dem minimalistischen Hardcore wurde noch nicht Genüge getan. Denn im Prinzip praktizieren EP und MoF genau das: staubtrockene Drumlines, bedächtig, dosiert und messerscharf eingesetzte Effekte und Samples sowie Raps, die sich nicht mit dem Klatsch und Tratsch der heutigen Szene aufhalten, sondern den Hörer in die eigentümliche Welt der Doppelgangaz ziehen. Eine Welt, in der man den "Black Cloak Lifestyle" lebt, der Müllcontainer-Tauchen als beliebte Sportart und Weg zur Beschaffung neuer Kleidung vorsieht und für den peinliche Andersartigkeit Trumpf ist: "He's used to hearin' three words: Go away, creep" beschreibt sich Matter Ov Fact so schön selbst. Doch man sollte seine Reise schön bei "Happy Face" beginnen, das in einer Welt, in der Rap-Intros zu sinn- und lieblos vergorenen Formalitäten verkommen sind, vorführt, wie man mit ein wenig verstaubtem Klavier und den weisen Worten von Nina Simone eine Atmosphäre aufbaut, wie man sie zumeist nur noch im HipHop-Museum vorfindet: Hier wird nichts überstürzt, jeder Takt genau an seinen Platz gesetzt, um schließlich eine perfekte Überleitung zu "Nexium" zu bilden, dem ersten Meisterwerk der Scheibe, das diese ruhige Stimmung so umwerfend weiterspinnt, dass man beim Einsetzen von Kick und Raps nur noch ekstatisch staunt. Sowas bringen in der Tat nur "The Gods" zustande, doch das Ghastly Duo denkt nicht im Traum daran, sich in bester Rapper-Manier selbst zu beweihräuchern, "Like What Like Me" adressiert die Auswahlkriterien für die Gefährtinnen der DGs und ist dabei wörtlich zu nehmen - das Hobby "Dumpster Diving" wurde ja bereits erwähnt und der Song selbst tropft mit jeder Sekunde so smooth-königlich von seinen satten Kicks, dass man nichts als Sympathie für die beiden Außenseiter empfindet. Ein wunderbares "Lush"-Interlude hat nicht vor, den Hörer aus dem Bann der Scheibe zu entlassen, andächtig ruhiges Klavier begleitet die als Outro hinter "Nexium" gespannten Sekunden, in denen Eddie Cantor zitiert wird - Balsam für die Seele, der auf dem Papier nicht unbedingt zusammenhängend klingt, in seiner Umsetzung aber so ungeheuer stark ist, dass selbst ein durchschnittliches "Pack Kevorkian" oder das im hinteren Teil der LP anzutreffende, schwächere (aber immer noch gelungene) "Dead Already" kaum Kritik bedarf. Instrumentale Outros an einigen Songs, rohe Stimmen, die anscheinend nur für ein solches Projekt kreiert wurden, bei den Doppelgangaz passt einfach alles zusammen, und zu allem Überfluss setzt es dann regelmäßig Hochkaräter: "Rap $ Unemployment" ("I'm sellin' the god's daughter, ain't no tellin' where I bought her") zerknuspert mit seiner Kick den wildesten Synthie-Banger, während hier vor allem EP seinen illustren Wortschatz zu präzisen Sätzen formt, die unter dem schwarzen Mantel hervorgeschossen werden. (Flow-)Technische Spielereien werden hier nicht nur nicht vermisst, sie hätten gar nicht ins Bild gepasst. Songs wie "Get Em" (großartig mit MF-Grimm-Voicecut) oder "Suppository" halten nichts von Hektik, sondern treffen mit eleganter Coolness punktgenau ins Schwarze. Mehr muss an dieser Stelle nicht gesagt werden, doch wer noch einmal in einem Song all das vereint haben will, wofür die Doppelgangaz stehen, dem sei zu "Doppel Gospel" geraten.

Bei dem, was die Doppelgangaz zelebrieren, bekommt der Begriff "Sharking" eine ganz neue Bedeutung. EP und Matter Ov Fact geben sich selbst als Antihelden, pfeifen darauf, sich selbst als die Obermacker darzustellen und nehmen lieber die Rolle der zwielichtigen Gestalten an, um die man in der Regel lieber einen Bogen macht. In diesem Fall wäre das allerdings ein großer Fehler, denn wem auch nur ansatzweise etwas an gutem Eastcoast-HipHop liegt, der sollte, der darf sein Jahr 2011 nicht ohne "Lone Sharks" verbringen. Dieses Album ist für die Leute, die letztes Jahr bei Roc Marciano feuchte Augen bekamen, doch wenngleich es hier genau dieser Rap für Erwachsene ist, wohnt ihm gleichzeitig der obskure Charakter inne, den die Doppelgangaz als relativ junge Künstler zu ihrem Markenzeichen erkoren haben - und die Symbiose funktioniert erstaunlich gut. Wer nun immer noch nicht überzeugt ist, dem ist nicht zu helfen, alle anderen dürfen sich über eines der Highlights (und einen Geheimtipp) des Jahres 2011, das nicht perfekt, aber doch verdammt gut geraten ist, freuen.

8.2 / 10

Decipher 73I - I Of The Heavens


Release Date:
01. Januar 2011

Label:
Insane Asylum Recordings

Tracklist:
01. Becoming One With Nature
02. Dominant Genes
03. Fuck A Plan B
04. Travel Wit Us (Feat. Atun Sen Geb)
05. Love That Never Was
06. Sodom & Gomorrah
07. The Source
08. Godz Handz (Feat. Rhetoric, Gamblez & Gage-One)
09. 999 (Interlude by Dr. Malachi Z. York)
10. Put The Mic Down
11. Gotta' Be Heard (Feat. Frantik)
12. Books Of The Pyramids
13. Strugglin'
14. Meditating On Pain
15. Red, Black & Green
16. Right Knowledge (Interlude by Dr. Malachi Z. York)
17. Never Did
18. Sluts, Hoes & Bitches
19. Life Goes On
20. Caramelanin (Feat. Aslaam Mahdi & Tos-El Bashir)
21. Mantra Jaba
22. Everything Is For A Reason
23. Awaken The Mind (Feat. Sick Since, Ill-Mega & Jon Murdock)
24. Curse Of Allah
25. One Love (Interlude by Dr. Malachi Z. York)

Review:
Die Affinität zum Andersartigen findet sich nicht nur in großen Metropolen: Decipher 73I stammt aus Port St. Lucie in Florida und weckt schon mit seinem Namen Assoziationen zu den Lost Children Of Babylon. Wen wundert es da noch, dass er auch tatsächlich unter dem Banner von LCOB Productions agiert. Doch seine eigentliche Crew ist die Insane-Asylum-Bande, eine unbekannte Truppe (u.a. mit Frantik als Kopf) aus der Nachbarschaft. Decipher selbst zählt sich darüber hinaus zum Rastafari-Zweig der Bobo Ashanti und agiert als Produzent und Emcee. Indem er einige Beats absetzt (u.a. für Outerspace, RA EL), fasst er Fuß, über Insane Asylum kann er mit "I Of The Heavens" ein erstes nennenswertes Lebenszeichen von sich geben.

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Man muss leider feststellen, dass sich die Zahl der Künstler, die sich dem LCOB-Umfeld zurechnen, immer weiter anschwillt, was teils schon an den guten alten Wu-Tang Clan erinnert. Parallel zu den Abläufen in der Wu-Fam gibt es auch bei den LCOB eine zu große Zahl Möchtegern-Künstler, die sich ein bekanntes Logo auf ihr Album klatschen, aber eigentlich absolut nichts zu bieten haben und somit gutgläubigen Fans die kostbare Zeit stehlen. Decipher unterlässt diese Werbung zumindest auf dem Cover, selbiges drängt die Assoziation mit den Rap-Astronauten aus Philly jedoch geradezu auf. Jegliche Vermutungen dieser Art werden gleich im Opener in einer Art und Weise dick unterstrichen, wie man es kaum für möglich gehalten hätte: "Becoming One With Nature" legt mit afrikanischen Drums los, schickt den Hörer mit seiner Sound-Kulisse irgendwo ins Nildelta und stellt einen Decipher vor, der so unverschämt nach dem Rasul Allah der frühen 2000er klingt, dass man annehmen muss, dass Decipher sich genau dort für seinen Flow inspirieren hat lassen. Das Albumkonzept ist natürlich ebenfalls in ähnlichen Gefilden zu suchen: 73I meint das dritte Auge Gottes, "I Of The Heavens" demnach also (wie unschwer zu erraten) die "Third Eye Vision", Gottes und damit die höchste aller Perspektiven, von der aus Decipher beobachtet und seine Schlüsse in Albumformat zur Erde sendet. Da er auch seine Beats selbst bastelt, kann er in einer Weise zu Werke gehen, die vollständig seinen Vorstellungen entspricht, munter loslegt und die man von dem Rastafari kaum erwartet hätte. 75 Minuten reine LCOB-Kopie erwarten einen trotzdem nicht, denn Decipher deckt sowohl soundtechnisch als auch inhaltlich ein größeres Spektrum ab - als Beispiel sei das seichte "Love That Never Was" genannt, in dem zu leicht verdaulichen, mehr oder weniger trauernden Klängen einer verflossenen Liebe nachgetrauert wird. An dieser Stelle klingt Decipher dann auch nicht mehr wie Rasul und entwickelt seinen eigenen Charakter, der sowohl stimmlich als auch technisch eher unauffällig gerichtet ist. Stört aber nicht, Decipher schafft es gut, seine Botschaften an den Mann zu bringen - "Strugglin'" (ein eher frohsinnig gestrickter Kopfnicker) findet ihn im alltäglichen Kampf, der Welt die Wahrheit näherzubringen. Letztere setzt sich für 73I neben seiner Bobo-Ashanti-Zugehörigkeit aus der Lehre der Five Percenter, den Dogmen des Nuwaubianismus, afrozentrischen und gen Afrika blickenden Ansätzen sowie dem "Islam" (zumindest der eigenen Affassung davon) zusammen. Marcus Garvey, Emmanuel Charles Edwards oder Haile Selassie sind die entsprechend verehrten Repräsentanten dieser Strömungen. So lassen sich die meisten Track recht gut einem dieser Einflüsse zuschreiben: Da wird in "Red, Black & Green" Afrika- und Naturverbundenheit bekundet, das Piano-untermalte "Sluts, Hoes & Bitches" bedient sich der Einteilung in niedere Huren und Königinnen, die in afrozentrischen und pseudoislamischen Bewegungen gepflegt wird. Zur Abgrenzung vom Rest betont Decipher mehrmals seine Zugehörigkeit zu den Fünf-Prozentern, warnt vor den teuflischen zehn Prozent und nutzt viel zu oft die (altbekannte) Wortneuschöpfung "overstand". Positiv fällt die Produktion auf, die einerseits relativ breit gefächert ist (irgendwo zwischen den herkömmlicheren Sounds der Insane-Asylum-Kollegen und besagter nahöstlicher Einflüsse ist der Mittelwert zu setzen) und teils echte Perlen abwirft: "Godz Handz" schwebt mystisch-düster vorbei, "Put The Mic Down" ("If you don't know the 5%, put the mic down" - den Rest kann man selbst dazudichten) punktet wieder mit Klavier und "Books Of The Pyrammids" sowie "Mantra Jaba" gefallen als erstklassige LCOB-Nachahmungen der "Words From The Duat"-Ära. Kaum verwunderlich, dass mit Atun Sen Geb sogar ein echtes verlorenes Kind Babylons vorbeischaut. Schlussendlich noch zu erwähnen sind drei Interludes, in denen der Ober-Nuwaupu-Priester und Kinderschänder Dwight York selbst spricht und unter anderem mit haarsträubender Numerologie unterhält.

Das größte Problem, mit dem Decipher auf der Platte zu kämpfen hat, ist die Länge. Mit 75 Minuten ist sein Album stattlich ausgerüstet und kann produktionstechnisch auf diese Länge dann doch nicht ganz bestehen. Die Handvoll schwacher Tracks bekommt so zusätzliches Gewicht, das Album als Ganzes verliert an Schwung und Geschlossenheit. Darüber hinaus ist Decipher selbst kein Ausnahme-MC und ebenfalls nicht unbedingt für solche Spielzeiten geschaffen. So wird ein Album, das eigentlich positiv überrascht, unnötig anstrengend und verliert einiges des Kredits, den es durch seine Highlights erspielt hat. Denn exzellente Momente hat Decipher einige, sei es nun mit ägyptischen Flöten oder BoomBap. Unterm Strich verbleibt mit "I Of The Heavens" ein interessantes Werk mit guten Ansätzen, einigen leicht behebbaren Mängeln und deshalb viel Luft nach oben. In diesem Fall darf attestiert werden: Wer die Lost Children Of Babylon schätzt, der ist bei Decipher 73I, der knapp die höheren Wertungsränge verpasst, gut aufgehoben.

6.2 / 10

Black Samurai - The Struggle Continues


Release Date:
2000

Label:
Black Foundation Recordings

Tracklist:
01. Ghetto God Blessed - Malik Allah, Lord Laing, Cipher Allah & Black Ravage
02. Symphony Of Destruction - Black Ravage, Black Nemesis & Cipher Allah
03. Believer - Justice & Black Ravage
04. Black Cracker Suite - Yogi, Radix, Lord Laing & Malik Allah
05. Life To Freedom, Death To The Debt - X-Factor, Yogi, Lord Laing & Black Ravage
06. Worries - Black Nemesis, Dark Az Night, Yogi & Fameless
07. Life Is A Struggle - Adante, X-Factor & Black Ravage
08. Respect From The Street - Cipher Allah, Rukkus, Force Of Macabe & Urban Monk
09. Jackin' The Black - Black Nemesis, Rawality, Venom & Fameless
10. Samurai Jamming - Fameless, Rukkus & Urban Monk
11. Justice / Kill 'Em All - Justice & Black Ravage
12. StreetGamesDevilsBluesAndPopo - Cipher Allah, Venom, Mack 10, Lord Laing, Malik Allah & Black Law
13. Everybody Must Dead - Rawality, Hussain, Rukkus, Lord Laing & Yogi
14. Out Of Darkness - Cipher Allah, Fameless, Black Nemesis, Lord Laing & Black Ravage
15. Black Is Jah Colour - Black Ravage, Fameless & Yogi
16. New Jack Millenium Sting - Black Samurai, Black Ravage, Fameless & Black Nemesis
17. Street Things, Ghetto Things - Malik Allah, Venom, Black Law & Cipher Allah
18. No Unity - Rukkus

Review:
Lange dauert es nicht, bis wieder die ganze Mannschaft zusammenkommt. Um die Jahrtausendwende kann ein vorwiegend britisches Kollektiv die Untergrundszene mit einem recht eigentümlichen Release verblüffen: "Life As A Struggler" dient als Plattform für weit über ein Dutzend Emcees, die ihrer Unmut Luft machen und dabei ihre Weltansicht, geprägt vom Leben in den Ghettos der Midlands und Londons, darlegen. Kommerziell besonders erfolgreich war das in Eigenregie veröffentlichte Werk sicherlich nicht, doch Black Samurai, eine der Schlüsselfiguren der gleichnamig betitelten Truppe, liegt viel daran, den Emcees aus seinem Umfeld eine Möglichkeit zu geben, gehört zu werden (was für ihn selbst den Verzicht auf Luxusgüter mit sich bringt). Da sich an der Einstellung nichts geändert hat, ist es also nur logisch, den Zweitling "The Struggle Continues" zu taufen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Viel hat sich auf den ersten Blick nicht geändert - noch immer prangt der Samurai auf dem Cover und bekommt Gesellschaft von einem zweiten, der mit einem Schwert (als Metapher für die scharfe Zunge) ausgerüstet ist. In der Tat scheint es, als habe man mit "The Struggle Continues" vor, der britischen Obrigkeit noch vehementer zu Leibe zu rücken, was für den Hörer weitere furiose Raps bedeutet. Ansonsten gibt es im Lineup keine nennenswerten Änderungen zu vermelden, die Gästeliste ist wohl sogar noch ein wenig gewachsen. Hinter den Boards ist die Abwesenheit von Baby J, der "Life As A Struggler" noch zur Hälfte befeuerte, zu vermelden, erstaunlicherweise vermisst man ihn jedoch kaum. Sorge dafür tragen neben Black Samurai und Cipher Allah (eine weitere Namensvariation des Moorish-Delta-Künstlers) einige neue Gesichter, allen voran Urban Monk, aber auch 76, Brothers Of "M" oder Stix. Man merkt schon, der bunte Salat noch nie gehörter Namen ist auch hier sehr präsent, die alten Bekannten vom Vorgänger gibt es aber auch: Yogi ist wieder mit von der Partie, ebenso zwei Drittel von MD7, Fameless (unauffällig aber gut) und auch Nemesis, die hier als Black Nemesis auftritt. Mit Rawality, Adante und Justice haben es sogar noch drei weitere Damen aufs Album geschafft, was gelungene Abwechslung ins Spiel bringt. Den Anfang macht jedoch "Ghetto God Blessed" mit erfrischendem Lo-Fi-Drumkit, packenden Streichern und einem Cipher, der die Essenz der Scheibe gleich aufsummiert:

"Allah help me, cause I'm trapped in the wilderness
The land of the man who's constantly killing us
It seems like life's a movie where the black man dies first
Righteous path, I try my best not to divert
[...]
2000, what's your new year's resolution?
Resurrect the dead, free slaves and start a revolution
[...]
Mark my words, devil's gonna die
But right now I gotta hustle to survive, I ain't gonna lie
"



Der Charme der Scheibe besteht weiterhin nicht in technischer Perfektion (wenngleich einige der Emcees weit oben mitspielen), sondern im gemeinsamen Anliegen, dem die Beats ein Gesicht geben und das die Unmenge an Rappern überhaupt erst möglich und erträglich macht - jede Stimme genau zuordnen wird sowieso niemand können. Dabei lässt sich die Scheibe recht gut in die schwungvolleren Wutreden und die melancholischen Blicke in die schwarze Realität der Darsteller, die in einigen Tracks ganz besonders gut gelingt, einteilen. Zur ersten Kategorie zählt "Life To Freedom, Death To The Debt" als Kampfaufruf an die Dritte Welt, auf der es zudem mit X-Factor den einzigen französischen Beitragenden zu hören gibt. In verwandten Gewässern tummelt sich das furiose "StreetGamesDevilsBluesAndPopo", dem das geradezu andächtige "Justice / Kill 'Em All" vorausgeht. Etwas aus der (düster gestrickten) Reihe tanzen "Symphony Of Destruction" und "Black Cracker Suite", Qualitätseinbußen sind trotzdem nicht zu verzeichnen. Die Krönungen dieser Scheibe warten trotzdem anderswo: Für "Jackin' The Black" stöpselt Monk aus Klangpartikeln, die er weiß Gott wo ausgegraben hat, ein unfassbar schmutziges Instrumental (das noch unfassbarer gut ist) zusammen, in dem sich vor allem Nemesis und Rawality überragend dem Rassismus in England widmen ("Y'all jackin' the Black, but there ain't no black in the Union Jack / The colours reflect the hatred that the system projects", das ebenfalls der Rassenthematik verschriebene "Black Is Jah Colour" trumpft ähnlich stark auf und arbeitet noch ein perfekt in die Szenerie passendes Voice-Sample ein. Ganz großes Kino ist auch die Gitarre in "Out Of Darkness", während "Everybody Must Dead" ein bitteres Schluchzen hinter einer knochigen Drumline verlauten lässt. Mehr Melancholie gibt es im minimalistischen "Worries", "Believer" dagegen langt (neben dem ebenfalls ein wenig farblosen "Life Is A Struggle") mit seinem exzessiven (und irgendwie leicht unpassenden) Gesang als einziger Song etwas daneben. In Anbetracht der das Album abschließenden Kracher (vor allem "No Unity" walzt den Hörer nochmal platt) lassen sich diese Schönheitsfehler allerdings mehr als verkraften.

Wahrscheinlich ist es dem kurzen zeitlichen Abstand zum Release des Debüts zu verdanken, dass hier nicht etwa die Qualität verloren geht, sondern direkt an "Life As A Struggler" angeknüpft werden kann. Der Sound klingt dabei ein wenig sauberer ausproduziert, wenngleich zu jeder Zeit verdorben genug, um dem Album sehr zur Freude des Hörers seinen rohen Charakter zu bewahren. Die Vielzahl der Emcees, die wieder gut zusammenarbeitet, nimmt weiterhin kein Blatt vor den Mund und konzentriert sich noch mehr auf die politischen und sozialen Missstände auf der Insel. Für die Zahl der Tracks ist die Quote der weniger berauschenden Songs sehr gering und wird problemlos verkraftet, was "The Struggle Continues" insgesamt nur minimal hinter das Debüt setzt und in jedem Fall zu einem Spitzenalbum macht.

8.4 / 10

Street Reportas - America Undercover


Release Date:
02. August 1999

Label:
Rugged Legend Records

Tracklist:
01. Intro
02. Desert Sands
03. Live By The Mic (Feat. Scorpion)
04. Hunger
05. Big Cats
06. Street Meet (Interlude)
07. Only The Good Die Young (Feat. Kiesha)
08. Long Hot Summer

Review:
Die beiden Herren, die auf dieser EP zusammenkommen, sehen sich selbst als Veteranen und waren schon an diversesten Projekten beteiligt - meist eher im Hintergrund. Gennessee stammt ursprünglich aus Brooklyn, zieht aber irgendwann in die Bay Area, wo er mit L*Roneous" als Double Life ein wenig Wirbel machen kann, wenngleich der Zusammenschluss nicht allzu lange hält (zu einem Album kommt es nie). Während er sich mit einem gewissen Paul Nice (den es ebenfalls aus dem Raum New York herverschlagen hat) die Miete teilt, lernt er den Frisco-Freestyler Bazooka Joe Gotti kennen, der zu jener Zeit schon sein eigenes Label, Rugged Legend, betreibt. Nachdem man sich dazu entschlossen hat, als Street Reportas gemeinsame Sache zu machen, veröffentlicht man im Sommer '99 die EP "America Undercover".

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Weitere nennenswerte Releases oder gar ein Album folgten nicht, weswegen dieses kleine Werk so ziemlich der einzige Beweis für die Existenz eines heute fast vergessenen Zusammenschlusses ist. Propagiert wird er im Pressetext als transkontinentales Projekt zweier Reporter, die zusammenkommen, um ihre Stories zu erzählen. Bei der Produktion geht man bedingt selbst zu Werke, während u.a. Paul Nice (der sich mit Gennessee regelmäßig Beat-Battles lieferte) für drei Einsätze vorbeischaut. Der verfolgte Sound badet ganz klar in ostküstlichen Gewässern, was nicht groß verwundert, wenn man bedenkt, dass sogar Bazooka Joe eine Schwäche für die Großen der Ostküste hat. Mit einem typischen 08/15-Release hat man es trotzdem nicht zu tun, wobei die Zeit um die Jahrtausendwende sowieso keine so klare Signatur wie die Jahre davor kennt. In jedem Fall lässt sich sagen, dass die Street Reportas für ihren Jahrgang sehr edles Material bieten. Darüber hinaus sind auch die beiden Emcees keinesfalls von schlechten Eltern: Bazooka Joe vermag zwar nicht wirklich große Akzente zu setzen, stellt aber eine exzellente Ergänzung für Gennessee dar, dessen helle Stimme in einen nicht enden wollenden Flow eingefasst ist, der die "investigative reports compiled by the two MCs from years of working as street journalists" schwer hörenswert macht. Da darf man auch gleich mit dem absoluten Highlight der Scheibe anfangen, dem unwahrscheinlich guten "Desert Sands", für das Paul Nice einen Gitarren-Loop mit Voice-Samples zu einem melancholischen Kopfnicker schnürt, durch den Gennessee alias GenStar (der hier praktisch einen Soloauftritt absolviert) königlich flowt. Der Thementopf der EP ist zwar keine Offenbarung, doch gerade in "Desert Sands" glänzen prägnante Lines. Ein ähnlicher Brecher, der vom überragenden Flow der beiden (vor allem Gennessee) profitiert, ist "Hunger", das von Sonic Translator als schnörkelloses Street-Juwel inszeniert wird. Dieses Niveau hält nicht jeder Track, vor allem "Only The Good Die Young" ist mit Kiesha's Gesang etwas seicht (und in gewisser Weise ein sehr typisches Beispiel für R'n'B-beeinflusste Tracks jener Zeit), wenngleich keinesfalls schlecht. "Live By The Mic" lädt den zweiten Gast, den Karibik-Flair spittenden Scorpion - ein einziger Fremdkörper auf dieser EP, den es absolut nicht gebraucht hätte. Glücklicherweise besinnen sich "Big Cats" und "Long Hot Summer" wieder aufs Wesentliche, vor allem letzterer Track zieht den Hörer mit seinen Streichern direkt in die hitzige Atmosphäre der sommerlichen Nachbarschaft der Street Reportas.

Was Gennessee und Bazooka Joe abliefern ist sicherlich keine Gegenüberstellung der Straßen von Brooklyn und San Francisco, was sie dafür sehr wohl praktizieren ist sehr, sehr ordentlicher HipHop. Es ist schade, dass zum neuen Millenium nicht mehr Releases einen ähnlichen Pfad einschlugen, denn die Street Reportas sind die '99er Version von astreinem Street-Rap New Yorker Prägung und klingen dabei in keinster Weise altbacken. Hinzu kommt das Talent der beiden und vor allem die bestechende Performance von Gennessee. Dass sich sowohl Gen als auch Joe danach ähnlich wenig Beachtung erhaltenden Soloalben zuwandten, half dem Bekanntheitsgrad von "America Undercover" nicht gerade weiter, was diese EP zu einem echten Geheimtipp macht.

6.9 / 10

Grieves - Together / Apart


Release Date:
21. Juni 2011

Label:
Rhymesayers Entertainment

Tracklist:
01. Lightspeed
02. Bloody Poetry
03. Falling From You
04. On The Rocks
05. Sunny Side Of Hell
06. Tragic (Feat. Brother Ali)
07. Boogie Man
08. Pressure Cracks
09. No Matter What (Feat. Krukid)
10. Vice Grip
11. Heartbreak Hotel
12. Speak Easy
13. Prize Fighter
14. Wild Thing
15. Growing Pains
16. Against The Bottom

Review:
Der Weg, den Grieves hinter sich hat, scheint von glücklichen Zufällen geprägt: Nach seinem impulsiv motivierten Umzug nach Seattle startet seine Karriere: Er lernt lokale Künstler kennen, baut über Onry Ozzborn den ersten Draht zu Rhymesayers auf, nimmt zuerst sein Debüt und mit Kumpel und Produzent Budo dann sein zweites Album auf und erlebt einen ersten Hype. So richtig ins Rollen kommt der Stein aber erst, als er dank P.O.S. an Rhymesayers-CEO Sadiq weitergeleitet wird, der "88 Keys & Counting" rereleast (parallel dazu erscheint außerdem die "Confessions Of Mr. Modest"-EP). Es folgt eine größere Tour, Budo und Grieves wohnen inzwischen in New York und arbeiten am offiziellen Debüt für das Qualitäts-Label aus Minneapolis, das 2011 - inzwischen ist Grieves als jüngste Addition der Rhymesayers-Familie schon wesentlich bekannter - in Form von "Together / Apart" erscheint.

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Es mag also so aussehen, als sei Grieves bisher alles in den Schoß gefallen, doch hinter seinem Werdegang steckt harte Arbeit, die wohl einen beachtlichen Teil seines Privatlebens gefressen haben muss, denn die Abhandlung u.a. genau solcher Themen ist es, mit der Grieves sich an seine Hörer heranwagt. Damit passt er nicht nur auf dem Papier perfekt zu seinem neuen Label. Doch es kommt noch besser: Budo, der an fast jedem Beat der Platte beteiligt ist (oder ihn voll zu verantworten hat), ist kein stinknormaler Produzent: Er spielt mehrere Instrumente selbst und wo "88 Keys" noch teils Sample-basiert war ist bei "Together / Apart" alles selbst eingespielt. Genau an dieser Stelle ist Vorsicht geboten, denn (während sich unter beschriebener Prämisse schon einige Hörer demotiviert abgewendet haben werden) solche Projekte tendieren dazu, in langweiligem Gedudel zu enden, das zwar wunderbar unabhängig dasteht, aber ohne Ecken und Kanten zu einer überemotionalen Runde Gefühlsaustausch lädt und letztendlich als Baldrianersatz endet. Diesem Problem müssen auch Grieves und Budo an einigen Stellen ins Auge blicken, doch führen sie ihre Songs zielsicher und hörenswert an selbigen Abgründen vorbei. Denn was diese beiden zu bieten haben hört sich in der Tat gut an: Die oft von Klavier dominierte instrumentale Untermalung ist großteils als leichte Kost zu klassifizieren und wird je nach Thema des jeweiligen Songs in ihrer Stimmung angepasst, während Grieves mit seiner recht tiefen Stimme in so ziemlich jeder Hinsicht ein typisches Bild eines Rhymesayers-Emcees abgibt, denn im Gegensatz zu früheren Projekten konnte Budo ihn außerdem dazu bewegen, viele der Hooks selbst zu singen, während sein Flow ohnehin schon sehr weich geartet ist. Im stimmigen Opener "Lightspeed" stellt sich Grieves allen neuen Hörern vor: von der Geburt über seine verschiedenen Stationen, den Start seiner Karriere in Seattle und die Probleme, die ihm das Touren bescherte. Ab dann kann man den Cocktail, den Grieves uns anbietet, eigentlich schon überblicken. Natürlich sind da die melancholischen Tracks, die sich dem Beziehungsleben widmen (allen voran "Falling From You") und ebenso selbstverständlich ist es, dass man über die introvertierten Nummern stolpert, welche diverse persönliche Probleme verarbeiten. Das klingt zwar etwas zu absehbar und für den durchschnittlichen Rap-Hörer eher unattraktiv, doch Grieves kriegt fast jedes Mal die Kurve. Im Schlosshundheulen überbietet sich hier niemand. Lediglich "Bogieman" rutscht mit seinem ermüdend-weinerlichen Thema zu sehr in diese Sparte ab, während der Vortragsstil im zu belehrenden "Wild Thing" (das "God help us" in der Hook hätte man sich ebenfalls schenken können) stark an Slug erinnert. Budo und Grieves wurden schon mehrmals mit Atmosphere verglichen, was bei hiesiger Musik gar nicht komplett aus der Luft gegriffen ist, wobei Grieves weniger oft den unbeteiligten Beobachter gibt: "Vice Grip" behandelt seine eigenen (Alkohol-)Süchte, "Pressure Cracks" bricht dem Titel gemäß über Grieves herein und für "On The Rocks" zeigt sich der Emcee als ganz normaler Typ, der mit genug Problemen zu kämpfen hat. Bei den gut gelaunten Tracks findet sich "No Matter What" (eine Widmung an alle, die an Grieves gezweifelt haben) sowie auch "Tragic", wenngleich der Titel wieder albumübliche Themen abspult. Weitere Gewinner des Albums sind "Sunny Side Of Hell", das "Speak Easy"-Instrumental, das klavierintensive "Bloody Poetry" sowie der abschließende, klischeehafte Kopf-hoch-Track "Against The Bottom", der nochmal mit sehr schönem Gesang aufwartet.

Die Zeit, in der man solche Alben für ihren Inhalt bewundert, sind vorbei. Hinzu kommt, dass Grieves alles andere als ein Ausnahmetalent am Mic ist - streckenweise erinnert er übrigens an Geologic von den Blue Scholars. Mit seinen (gut) gesungenen bzw. gecroonten Hooks verleiht er vielen Songs einen netten Flair, die Themen, die ihm auf dem Herzen liegen, bringt er an den Mann, ohne zu sehr im Schwammbad der Gefühle zu zergehen. Dazu kommt das von Grieves und Budo arrangierte Sound-Bild, das niemandem (zu keinem Zeitpunkt) wehtut, das aber trotzdem einen runden und vor allem geschlossenen Eindruck vermittelt. "Together / Apart" ist nicht der große Wurf eines zukünftigen Szene-Stars, aber doch ein gelungenes (knapp gutes) Album einer sinnigen Addition zum Rhymesayers-Roster.

6.6 / 10

Bumpy Knuckles & Statik Selektah - Lyrical Workout


Release Date:
14. Juni 2011

Label:
Showoff Records

Tracklist:
01. Still Got It
02. Animalistic
03. Lyrical Workout (Feat. Noreaga)
04. Beats On 'Em
05. Not What I Say
06. Don’t Do Fake
07. Blast Yourself
08. Beat It Up
09. Pen Game
10. Who Did The Beat?!
11. Rock Solid
12. Ambition
13. For You
14. The Grand Finale

Review:
Was einen dazu bringt, sich jahrelang im Nirgendwo herumzutreiben, um nur dann und wann für einen Feature-Auftritt sowie für zwei "The OG"-Mixtapes aufzutauchen und dann innerhalb kurzer Zeit zwei vollwertige Projekte auf den Markt zu werfen, weiß wohl nur Freddie Foxxx selbst. Während diejenigen, die sich noch für den Veteranen aus der Gang Starr Foundation, der inzwischen wohl dauerhaft als Bumpy Knuckles unterwegs ist, interessieren, eigentlich noch auf das vor einigen Jahren angekündigte "Amerikkan Black Man" warten, schlägt Bumpy einen anderen Pfad ein. Im Endeffekt war es wohl Zufall, dass "Royalty Check" mit KRS ebenfalls jetzt veröffentlicht wird (anscheinend war nur ein kanadisches Label dazu bereit), denn jenes Album existiert schon seit Längerem. Darüber hinaus konnte Freddie auch mit Statik Selektah anbandeln und ihn für hier vorliegendes "Lyrical Workout" gewinnen.

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Ehrlich gesagt (und von Äußerlichkeiten geleitet) muss man zugeben, dass dieses klangheimlich und ausschließlich digital über Showoff veröffentlichte Album nicht den interessantesten Eindruck macht - Statik hat in der letzten Zeit sowieso einen dermaßen hohen Output, dass man von grundauf skeptisch sein muss. Hinzu kommt die geringe Promotion, die dieses Werk erhielt, was nicht unbedingt dafür spricht, dass Statik hier sein Top-Material verbraten hat. Dem ist auch nicht so, wenngleich es ebenso verkehrt wäre, das Release komplett unter den Teppich zu kehren. Denn wenngleich Freddie Foxxx schon immer zu der Sorte Emcee gehörte, die an ihrem Style wenig ändert, die nichts von Experimentierfreude hält und die wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Karriere am rohen Haudrauf-Charakter festhalten wird, hat er wegen seiner energiegeladenen Schimpftiraden einige sehr denkwürdige Songs auf dem Kerbholz. Und Grund, seinem Unmut Luft zu machen, hat Bumpy immer noch reichlich, laufen heutzutage doch mehr Fakes und Punks durch die Landschaft als je zuvor. Deshalb bestimmt dieses Thema die Platte maßgeblich, um nicht zu sagen ausschließlich. Die eigentliche Frage, die darüber entscheidet, ob dieses Album überhaupt in irgendeiner Weise seine Zeit wert ist, ist die nach Verträglichkeit zwischen Bumpy und Statik, denn der Produzent aus dem Brick-/ Showoff-Umfeld ist nicht unbedingt für die etwas härteren Beats, die ein Bumpy definitiv braucht, bekannt. Statik's eigene Alben zeichneten sich vor allem dadurch aus, einen Querschnitt des Eastcoast-Sounds abzugeben, wobei seit jeher das Problem war, den Fängen des sehr präsenten Qualitätsdurchschnitts zu entfliehen. Eine Erleuchtung ist auch "Lyrical Workout" sicherlich nicht, doch man darf vermelden, dass Statik zweifelsohne auf seinen Partner zugegangen ist und ihm simple aber meist sehr rohe Produkte vorwirft. Damit ist diese Scheibe auf gewisser Ebene ein Selbstläufer, denn zum richtigen Zeitpunkt ist ein wenig Aufs-Maul-Logik von Bumpy nie verkehrt. Mit Lines wie "I'm like water in your toilet nigga, I seen your shit first" ist man immer noch bestens unterhalten, wenngleich das rasante Feuerwerk der aberwitzigen Punchlines, das man von früher kennt, großteils verflogen ist. "Lyrical Workout" ist berechnendes Jogging um einen See voller Fakes, von denen Freddie sich mit "Don't Do Fake" glasklar distanziert. "Still Got It" sprüht mit seinem Dre-Voicecut zwar nicht vor Kreativität, verrichtet aber den Job, Bumpy auf Touren zu bringen. Den Großteil der LP passiert nicht wirklich viel (gilt auch für den Auftritt des einzigen Gasts Noreaga), was aber nicht unbedingt schlecht zu deuten ist: Bumpy spricht aus dem Veteranenmodus, begleitet von Beats, die ihm zumeist genügen und teilweise sogar richtig gut sind: "Who Did The Beat?" überrascht mit gefühlvollen Streichern und Q-Tip-Sample, "Rock Solid" ist als schlichter Kopfnicker ohne weitere Mängel. Dazwischen amüsiert Bumpy mit Tracks wie "Not What I Say", in dem nur die Gedanken, die man normalerweise für sich behält, ausgesprochen werden. Das "Grand Finale" beschließt Bumpy damit, zu entspanntem Piano-Geklimper ein wenig über sich selbst und seine Stellung im Game zu plaudern.

Es wird wenige Heads gegeben haben, die, falls sie überhaupt je Wind von diesem Projekt bekommen haben, ohne unheilvolle Vorahnungen und vor allem vernichtende Vorurteile an dieses Werk herangegangen sind: Zu wahllos sieht die Kombo aus, zu sehr riecht es nach einem Versuch eines weiteren Veteranen, wieder Anschluss zu finden, zu wahrscheinlich war es, dass Statik Selektah, der sowieso mit allem kollaboriert, was nicht bei Drei einen Baum erklommen hat, das Projekt mit einer Palette 08/15-Beats abfertigt. Doch das Duo arbeitet hörbar zusammen, stimmt sich aufeinander ab und schafft es, dieses Album zu einer gemütlichen Runde Foxxx-Talk zu machen. Dabei werden natürlich keine Bäume ausgerissen, die Überbrecher (man denke an gewisse Tracks von "Industry Shakedown") gibt es ebenfalls nicht, doch ohne Aussetzer und dafür mit einer befriedigenden Anzahl gelungener Tracks sowie einer netten Grundstimmung kann man 2011 wesentlich schlimmere Wahlen als "Lyrical Workout" treffen.

5.9 / 10

Montag, 8. August 2011

DJ JS-1 - Ground Original 3: No One Cares


Release Date:
21. Juni 2011

Label:
Ground Original / Fat Beats Records

Tracklist:
01. Halftime Radio Intro (Feat. DJ Eclipse)
02. Pre-Show Warm Up (Feat. Rise)
03. Boom Slap (Feat. KRS-One & Rahzel)
04. Reppin' NY (Feat. Lil Fame, Joell Ortiz & Freddie Foxxx)
05. Compositionz (Feat. Eternia & Ras Kass)
06. Side Streets (Feat. Illa Ghee, Nutso & Guilty Simpson)
07. Do My Thing (Feat. C-Rayz Walz & A.G.)
08. Block 2 Block (Feat. Sadat X, Akil The MC & Freestyle)
09. Doin' This (Feat. Akrobatik, Punchline & iCON The Mic King)
10. How We Think (Feat. Sick Jacken, Slaine & Sabac Red)
11. Dont Look Down (Feat. Torae, Bekay & Shabaam Sahdeeq)
12. Hung Over (Feat. Brown Bag Allstars)
13. Goin' Out (Feat. Von Pea, Homeboy Sandman & Ilyas)
14. Life…Word (Feat. O.C.)
15. No Fool (Feat. Craig G)
16. Puttin' Words Together (Feat. Dominion (Pack FM + Substantial & Mecca))
17. Real Speak (Feat. Sav Killz, Steven King & L.I.F.E. Long)
18. Murder The DJ (Feat. Ill Bill, Blaq Poet & Ruste Juxx)
19. Hold Ya Breath (Feat. Blacastan, Kool G Rap & Kaleber)
20. Science (Feat. Jeru The Damaja)
21. Last to Know (Feat. Tonedeff)
22. No One Cares (Feat. Jak D)

Review:
Man hat sie ja schon fast vermisst, die (wortwörtlich) fetten Producer-Alben mit so vielen Gästen, dass man schon beim Zählen Probleme bekommt, denn die Zeiten, in denen alle zwei Wochen eine Scheibe dieser Sorte erschien, haben sich wohl verabschiedet. Um die 50 Einträge in der Trackliste sind es geworden, als JS-1 zu seinem jüngsten Kaffeekränzchen gerufen hat um damit für den dritten Teil seiner Reihe nochmal voll auf die Kacke zu hauen. Beeindrucken lässt sich davon heutzutage trotzdem kaum jemand, weswegen der New Yorker DJ, der seit über zehn Jahren nicht nur mit seinen Fähigkeiten an den Turntables, sondern auch als Produzent für Szenen-Schwergewichte auf sich aufmerksam macht, die ausgesprochen originelle Idee hatte, sich die Rückkehr zum einzig wahren HipHop, dem Bummtschack-HipHop, auf die Fahnen zu schreiben. Ob "No One Cares" damit besser promotet ist, bleibt anzuzweifeln.

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Wer die ersten beiden Teile - vor allem den wesentlich jüngeren zweiten - der "Ground Original"-Serie kennt, selbst derjenige, der sie nicht kennt, sollte sich nicht schwertun, zu erraten, was hier Sache ist. Als Inbegriff eines zusammengewürfelten Produzentenalbums hat man von "No One Cares" kein Meisterwerk zu erwarten, doch wer sich an "No Sell Out" erinnert, dem sollte doch der eine oder andere dope Track durchs mentale Ohr ziehen. Ein Problem des Vorgängers war ganz klar seine Länge und in dieser Hinsicht hat JS-1 rein gar nichts gelernt, mit 22 Anspielstationen befindet man sich hinsichtlich der Maßstäbe für ein solches Projekt immer noch jenseits von gut und böse - das Auffüllmaterial ist praktisch vorprogrammiert. Auf Seiten der Musik selbst hat niemand vor, aus dem einfach absteckbaren Erwartungsquadrat auszureißen - es wird der "reale" HipHop bis zum Erbrechen gepredigt und den guten alten Zeiten, in denen Baggys (als Kontrast zu den verhassten "skinny jeans") noch der modische Trend waren und sowieso alles besser war, wird nachgetrauert, alles natürlich auf maßgeschneiderten BoomBap-Untersätzen wie eh und je. Zuerst gibt es jedoch ein als Interview aufgezogenes "Intro", das anscheinend lustig-satirisch die Reizüberflutung und die daraus resultierende kurze Aufmerksamkeitsspanne der Massen gegenüber allem und jedem (vor allem JS-1) karikieren soll - nachdem 20 Fragen mit "no one cares" quittiert wurden, geht es dann endlich los. Soll es zumindest losgehen. Doch im "Pre-Show Warm Up" klingt der eigentlich fähige Rise wie ein tölpelhafter Amateur. Die Kombo aus JS-1, KRS und Rahzel, die an den Erfolg von "Essentials" anknüpfen und der Hörerschaft einen "Boom Slap" verpassen soll, versagt ebenfalls auf ganzer Linie. Nach einem so demotivierenden Start mag man schon das Handtuch werfen, und leider stellt sich im weiteren Verlauf heraus, dass die Suche nach Highlights mühsam verläuft. Anwesend sind sie durchaus, allerdings umgeben von viel Langeweile: Man fragt, wann die Rapperschaft müde wird, Tracks wie "Block 2 Block" aufzunehmen, das nicht zum für die Hook engagierten Sadat passt, Akil ganz schlecht aussehen lässt und instrumental sowieso nichts hergibt. "Side Streets" reiht sich ein und ist mit "Real Speakz" (unpassender als Sav Killz hätte ein Gast schwerlich sein können), dem stinklangweiligen "Science" (Jeru's "wissenschaftliche" Zeilen bleiben an dieser Stelle lieber unerwähnt), dem sauer aufstoßenden "Going Out" oder dem unnatürlich hart klingenden "Murder The DJ" in bester Gesellschaft. Dass die Zusammensetzung der Gäste pro Track nicht selten falsch klingt, kommt noch hinzu. Mit einem Seufzer kämpft man sich weiter und findet nach einiger Zeit dann doch echte Lichtblicke: In "Do My Thing" passen die beiden Emcees einerseits zueinander und vor allem zum sehr guten Beat, der als nüchterne Brise vorführt, wie's geht. Auch Eternia und Ras Kass bilden ein gegensätzliches, aber funktionierendes Paar, das aus dem simplen "Compositionz" erstaunlich viel herausholt. Die New Yorker Fraktion in "Reppin' NY" (abgesehen vom blutleer ausgelutschten Konzept) geht in Ordnung, Dominion (der Gruppenname ist wesentlich unbekannter als die Mitglieder selbst) bedanken sich mit einer gelungenen Performance für das überdurchschnittlich gute Instrumental, O.C. muss nicht geskippt werden und im sehr sauber produzierten (und auf die Gäste zugeschnittenen) "Hold Ya Breath" legt ein bärenstark aufgelegter Blacastan vor, um selbst G Rap die Butter vom Brot zu nehmen. Achja, wie war das noch gleich mit dem Albumkonzept? Zu später Stunde scheint man sich doch noch daran zu erinnern, denn Tonedeff legt mit "Last To Know" ("Looks like little Ms. Know-It-All gave up the booty to Mr. Told-You-So ") das lyrische Highlight vor und widmet sich mit gewohnter Bissigkeit und einem Augenzwinkern dem schnellen Zugang zu Wissen für jedermann, weswegen sich Tone in einer Welt der Besserwisser wiederfindet. Auch Jak D will sich im Titeltrack mit gehaltvollen Texten absetzen und schweift u.a. über die Gleichgültigkeit der (US-)Welt gegenüber politischen Vorgängen zugunsten der neusten Boulevard-News.

Vor allem schade an diesem Album ist die Tatsache, dass man mit dem Titelthema durchaus eine Art Vorgabe an alle Tracks gehabt hätte, was JS-1 hätte nutzen können, um vom ungebundenen Sampler zu einem echten Album zu gelangen. Doch JS-1 zieht es vor, eine direkte Kopie von "No Sell Out" anzufertigen, mit dem kleinen Unterschied, dass die Zahl der Anspieltipps nochmal ein wenig abgenommen hat. Wäre alles absolut nicht nötig gewesen, denn wenn man die Zahl der Tracks auf ein vernünftiges Maß reduziert, die Songs selbst mit zueinander passenden und auf den Beat abgestimmten Emcees besser durchdacht hätte und schließlich für einen roten Faden egal welcher Art gesorgt hätte, dann wäre durchaus einiges drin gewesen, denn es ist nicht so, als hätte JS-1 das Produzieren komplett verlernt. So kommt "No One Cares" seinem Titel unfreiwilligerweise recht nahe, lässt sich zwar durchaus großteils anhören, wirklich behaltenswert ist aber nur eine Handvoll Songs, womit JS-1 noch knapp ins Mittelmaß rutscht. Zum Glück ist nach diesem Teil Schluss.

5.1 / 10

Qwazaar & Batsauce - Style Be The King


Release Date:
05. Juli 2011

Label:
Fifth Element Online / Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Run It
02. To The Death
03. I Remember
04. Mind Murder
05. Summer Fly By
06. Rule (Feat. Chefket)
07. Shake
08. Still Hurts
09. Style Be The King

Review:
Diese zwei Herren haben sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten Blick gar nichts miteinander zu tun, was sie nicht davon abhält, gemeinsam Musik zu veröffentlichen. Qwazaar dürfte dem einen oder anderen als furioser Spitter vom Chicagoer Rennstall Galapagos 4 bzw. von den Typical Cats oder Outerlimitz bekannt sein. Gehört hat man von ihm als HipHop-Fan über die letzten Jahre relativ wenig, denn neben einem generell gemäßigten Output unternimmt er in seiner Motivation, nie auf der Stelle zu treten, zusammen mit Silence als Dirty Digital Ausflüge in diverse Crossover- und Randgefilde des Genres. Außerdem ist er viel mit Touren, u.a. in Europa, beschäftigt. Auf einer solchen Tour wird ihm eine gewisse Lady Daisey empfohlen, eine Sängerin aus Jacksonville. Am meisten begeistert Qwa deren Produktion, die von Batsauce, der zusammen mit Daisey und Paten Locke die Smile Rays bildet, stammt. Das liegt jedoch auch schon zwei bis drei Jährchen zurück, weswegen manch einer die angekündigte und sich nun in Form der "Style Be The King"-EP manifestierende Zusammenarbeit schon wieder vergessen hat.
 
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Vergessen werden sollte dieses kleine Ding aber keinesfalls, denn wenn ein Qwazaar sich schon mal dazu aufrafft, einen wildfremden Produzenten, dessen Produktionsstil verglichen mit Qwa's bisheriger Diskographie doch eher in die Sparte "herkömmlicher BoomBap" einzuordnen ist, anzuhauen, dann sollte man die Ohren spitzen. Qwa hat nämlich seine Gründe, dass seine Machenschaften mit den Typical Cats die letzten Bestrebungen in diese klassischen Gefilde darstellten - mit irgendeinem austauschbaren Standard, der wie ein Premo-Ripoff klingt, fängt er nämlich gar nicht erst an. Wer nun denkt, bei so viel Attitüde ist die EP eine einzige Predigt, der liegt falsch (und hat außerdem den Titel vergessen). "Style Be The King" soll Spaß machen, gleichzeitig aber nicht im dummen Einheitsbrei schwimmen, gegen den Qwa gerne mal den einen oder anderen Seitenhieb verteilt. Es ist also die Mixtur, die man bei ihm schon kennt und die sich mit seinem unglaublichen Reimtalent, das immer noch schwer präsent ist, mischt. Wesentlich überraschender wird für die meisten wohl die Produktion sein, denn wider allem zu Erwartenden erinnert Batsauce's Stil beizeiten an DJ Natural und dessen TC-Backdrops. Der Opener "Run It" tuckert mit hauchdünnem Drum-Kleidchen bekleidet vorbei und gibt Qwa genau den Platz, den er braucht, um sich all jenen, die ihn noch nicht kennen, vorzustellen. Seine Gabe, auch unauffällige Tracks zu tragen und zu veredeln, scheint direkt durch, sein steter, rasanter und vor allem melodischer Flow ist immer noch eine Hörenswürdigkeit, in dessen Genuss bis heute viel zu wenige Hörer gekommen sind. Doch mit diesem Werk wird eine perfekte Einstiegsmöglichkeit geboten, denn wenngleich "To The Death" zwischen seinen Riffs in der Hook noch etwas sperrig daherkommt, sollte die erste Single "Shake" bei jedem das Stimmungsbarometer in die Höhe schießen lassen, vereint der Track doch aberwitzig gute Raps (inklusive einer Anspielung auf Rubberoom) mit rohem HipHop, der darüber hinaus noch in einem Club funktionieren würde. "Summer Fly By" ist eine entspannte Nummer zum Durchatmen, "I Remember" schlägt in eine ähnliche Richtung, ergeht sich dabei aber noch über den Verfall der Tugend, sich nur auf die Bühne zu trauen, wenn man auch etwas zu bieten hat. Zwei ernstere Stücke finden sich ebenfalls im Mix, "Rule" ruft zur Eigeninitiative bei der Selbstverwirklichung auf, meistert die multilinguale Kollabo und legt noch eine hervorragende Hook obendrauf, "Still Hurts" dagegen wird seinem Titel mit einem noch besseren, wehmütigen Instrumental von Batsauce gerecht, was Qwa zu nachdenklichen Zeilen über den vielbesungenen Struggle antreibt. Abschließend gibt es dann noch den etwas schwächeren Titeltrack.

Kurz und knackig ist diese EP konzipiert und geht in ihrer kurzen Spielzeit dafür voll auf. 25 Minuten ohne Aussetzer zeigt Qwazaar, dass er ein vielseitiger Emcee ist, der einerseits in der obersten Liga mitspielt, dessen Veröffentlichungsfrequenz andererseits aber so gering ist, dass man ihn zu Unrecht schnell vergisst. Batsauce, der bisher sowieso ein vollkommenes Schattendasein geführt hat (erwähnenswert ist lediglich seine Arbeit für Mr. Lif's "I Heard It Today"), wird sich hiermit fraglos einige neue Fans sichern, denn er versteht es bestens, auf Qwazaar zuzugehen und ihn richtig in Szene zu setzen. Mit zwei nicht ganz so guten Tracks und einer Laufzeit, in der man nicht dazu kommt, voll in das Projekt einzutauchen, ist "Style Be The King" zwar nur so etwas wie eine ausgiebige Vorspeise und erhält dafür kleine Abzüge, insgesamt ist dieses Projekt trotzdem uneingeschränkt empfehlbar.

7.1 / 10

Pete Rock & Smif-N-Wessun - Monumental


Release Date:
28. Juni 2011 (US) / 22. Juli 2011 (D)

Label:
Duck Down Music

Tracklist:
01. Intro
02. Monumental (Feat. Tyler Woods & Pete Rock)
03. Prevail (Feat. Raekwon)
04. That's Hard (Feat. Sean Price & Styles P)
05. Top Of The World (Feat. Memphis Bleek)
06. Feel Me (Feat. Rock & Bun B)
07. Roses (Feat. Freeway)
08. Fire
09. This One (Feat. Top Dog & Jahdan Blakkamoore)
10. Do It (Feat. Hurricane G)
11. Nighttime (Feat. Pete Rock & Buckshot)
12. (I'm a) Stand Up Guy (Feat. Black Rob)
13. Go Off
14. Time To Say

Review:
Als endlich alles im Kasten ist und Pete Rock und Smif-N-Wessun ihre Album-Release-Party feiern, ereignet sich ein nachrichtenträchtiger Zwischenfall: Die Polizei stürmt den Laden und macht der Party auf brutale Art ein Ende (Louieville Sluggah musste angeblich ins Krankenhaus) - eine typische Aktion, wie Steele danach meint. Damit das NYPD sich diesen Spaß überhaupt erlauben kann, bedarf es eines längeren Vorlaufs: Nach dem Reinfall, den sich Tek und Steele mit "The Album" erlaubten, will man, zumal Duck Down sein 15-Jähriges feiert, mit dem fünften Album etwas Besonderes auf die Beine stellen. Beim Abwägen in Frage kommender Produzenten stolpert man immer wieder über Pete, der, nachdem gefragt, auch sofort dabei ist. Soweit zur Geburt des Albums, die Verwirklichung dauert dann natürlich ihre übliche Zeit, im Sommer 2011 steht "Monumental" allerdings in den Läden.

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Als Ausweg zur Nullnummer, die "The Album" nunmal war, scheint eine komplette Palette Beats von Pete Rock wie der siebte Himmel. Im Zuge der ganzen Senioren-Kollabos, die in letzter Zeit vonstatten gingen und auf die Duck Down wie ein Magnet zu wirken scheint, steht diese Zusammenarbeit trotzdem nicht unter dem besten Stern, denn sowohl SNW als auch Pete Rock haben im Vergleich zu ihren Glanzzeiten kräftig abgebaut, ganz zu schweigen von der derzeitigen Qualitätsdichte bei Duck Down. Pete Rock's Herangehensweise, das Feeling von "Dah Shinin" mit einem Soul-Brother-Touch zu versehen, ist in der Theorie immerhin nicht verkehrt. Leider erschaffen sich die drei Protagonisten selbst ein Problem, das beim Zusammentreffen zweier Veteranen dieses Schlags und bei diesem Titel sehr wohl absehbar war: Man scheint sich zu sehr der Tatsache gewiss, wie monumental diese Kollabo sei, die Inszenierung seitens Pete Rock fängt bereits mit einem gänzlich nichtigen "Intro" an, das den Hörer wohl auf das folgende Hauptgericht vorbereiten und einstimmen soll. Der Titeltrack liefert dann allerdings erstmal bittere Ernüchterung, mit einem wohlbekannten Sample und etwas schleppend reicht "Monumental" höchstens für die Salattheke (ganz zu schweigen vom unnötigen Tyler Woods). Mit diesem Problem hat das Album an vielen Stellen zu kämpfen, denn den Hardcore-Sound, zu dem Tek und Steele nunmal so gut passen, enthält Pete Rock dem Publikum großteils und verköstigt stattdessen mit dem, was man dieser Tage vielerorts an der Ostküste hört - der etwas müde Sonntagsspaziergang von Rap-Rentnern, möchte man schon bissig anmerken. Streckenweise kommt man dann aber doch ganz gut in die Gänge: "That's Hard" trägt mit einem Gast wie Styles zwar nicht gerade zu seiner Einzigartigkeit bei, lebt dafür von Pete's Kombination aus harter Snare und Streichern. Den Höhepunkt erreicht das Gespannt mit "Roses", das es perfekt versteht, ein Voice-Sample ins anderweitig rohe Drum-Bass-Gerüst einzubauen, und so klassischen Smif-N-Wessun-Flair versprüht. Dazu kommt der dosierte und überraschend treffsichere Einsatz von Freeway in der Hook und man hört, wie dieses Album am besten durchgehend geklungen hätte. Keine Offenbarung dagegen sind Tracks wie das akzeptable "Prevail", das seinem Charakter mit dem Hinzuziehen des überall anzutreffenden Raekwon keinen Gefallen tut. Gleiches gilt für Namen wie Bun B, Memphis Bleek oder Black Rob (dessen Signing bei Duck Down sowieso unverständlich bleibt). Die Auftritte sind nicht schlecht, doch helfen sie dem Album nicht weiter. Da hätte man lieber einen schönen BCC-Posse-Cut gesehen. Eine sehr erwartungsgemäße Komponente sind die Lyrics, die immer noch dasselbe abhandeln wie schon vor 15 Jahren: SNW alias die PNC halten zusammen im harten Hood-Alltag. Etwas anderes erwartet hat niemand, markante Lines finden sich aber kaum welche, was bedeutet, dass die Aufmerksamkeit ungebrochen auf dem Zusammenspiel zwischen Raps und Beats liegt, was Tracks wie "Stand Up Guy" oder "Go Off" ins farblose Mittelmaß zwingt. Denn monumental ist das von Pete Geleistete keinesfalls, für einige gute Momente ist das Schokoladenjungenwunder dagegen immer zu haben: "Fire" ist interessant (und hat ausnahmsweise auch ein Konzept), "Night Time" ist wieder sehr schlicht gehalten und passt deshalb perfekt zu Tek und Steele und das abschließende "Time To Say", in dem das unzertrennbare Tag-Team dem Hörer noch einige Ratschläge mit auf den Weg gibt, umgibt ein ähnlicher Vibe wie einst "P.N.C." (genauso gut ist der Track deshalb natürlich bei weitem nicht).

Wenn diese Kollabo vor 15 Jahren stattgefunden hätte und das Ergebnis dieses gewesen wäre, hätte man nur maßlos enttäuscht sein können. Doch die Zeiten haben sich geändert, Erwartungshaltungen an Menschen wie Smif-N-Wessun sind irgendwo beim Halbwert angelangt, denn letzten Endes sind Leute wie Tek und Steele eben keine Virtuosen, denen beim morgendlichen Toilettengang frische Ideen kommen. Die Umsetzung von "Monumental" ist zwar nicht so miserabel wie die des Cover-Artworks, doch wenn man bedenkt, dass Pete Rock den rohen Street-Sound einst spielend beherrschte, muss doch angemerkt werden, dass an zu vielen Stellen dieses ruppige Element, das man von "Dah Shinin" kennt und das sich wohl Pete selbst zum Ziel gesetzt hat, fehlt. Die meisten Songs sind sauber produziert, etwas Besonderes (wie etwa "Roses") ist viel zu selten rausgekommen, weswegen sich "Monumental" gut anhören lässt, aber nicht das Must-Have ist, das diese beiden Namen vielleicht suggerieren.

5.5 / 10