Freitag, 22. Juli 2011

Virtuoso - World War One: The Voice Of Reason


Release Date:
28. August 2001

Label:
Omnipotent Records

Tracklist:
01. I'm Virtuoso
02. Beatdown (Feat. T-Ruckus & Jedi Mind Tricks)
03. Guaranteed
04. All We Know (Feat. Casual & Del The Funky Homosapien)
05. One
06. Interlude
07. Slicin' Your Wrists
08. Provoke Me (Feat. Reks)
09. Keep The Time
10. Show Respect
11. Orion's Belt (Feat. Esoteric & Mr. Lif)
12. Want Me (Feat. Iyadonna)
13. Omnipotence
14. Smash Ta' Piece Theater
15. What We Live (Feat. Jaz-O & K.T.)
16. Interlude
17. Incinerator
18. Remember (Feat. Nancia)

Review:
Mit einem Vater, der in einem Musikstudio arbeitet, wird Virtuoso der Draht zur Musik praktisch in die Wiege gelegt. In recht jungen Jahren erfolgt dann der Zugang zur Bostoner Musik-Szene, weswegen es nicht verwundert, dass der aus Cambridge stammende Virtuoso im Alter von 17 Jahren schließlich selbst sein erstes Vinyl releast. Sein weiterer Werdegang ist dann kein außergewöhnlicher und führt ihn über die lokale Battle-Szene, wo er sich ordentlich Respekt erarbeiten kann. Genug jedenfalls, um in die Reihen der ursprünglichen Army Of The Pharaohs aufgenommen zu werden, was für jeden andeuten sollte, mit welcher Sorte Rapper man es hier zu tun hat. Das eigene Debüt lässt dann auch nicht mehr lange auf sich warten, 2001 ist die Zeit reif für "World War One".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wenn nicht die Feature-Liste, dann stellt spätestens das Produzenten-Lineup klar, dass Virtuoso schon in äußerst feinen Kreisen verkehrt und halb Boston auf seiner Platte versammelt. Zusammen mit seinem Auftreten am Mikro, das sehr vom messerscharfen Flow und der schneidigen Stimme profitiert, ergibt sich ein interessantes Bild, das nicht etwa als halbgarer JMT-Ripoff abgetan werden sollte. Natürlich finden sich Schnittstellen, doch im Großen und Ganzen deckt "World War One" ein wesentlich breiteres Feld ab, was nicht zuletzt dem bunten Producer-Aufgebot zuzuschreiben ist, das von Molemen's Panik über den mehrmals engagierten Beyonder bis hin zu Clinton Sparks reicht. Auch bei seinen Inhalten kuckt Virt das eine oder andere Mal über den kantigen Battle-Rap-Tellerrand hinaus und entscheidet sich zu diversen weitergehenden Themen: "Slicin' Your Wrists" ist mit einem (schon damals) recht herkömmlichen Instrumental nicht der beste Track, nimmt sich aber des Themas der gestiegenen Gewaltbereitschaft - verpackt in eine schöne Kurzgeschichte - bestens und mit ehrenwerter Einstellung ("In life there's many situations, which can lead to confrontation / Take the time for contemplation, try to end it with a conversation") an, was zu einem sehr hörenswerten Ergebnis führt. So sehr es löblich ist, dass Virtuoso sich um Abwechslung bemüht, sind es doch die düsteren Stücke, in denen er - wie sollte es mit einer solchen Stimme anders sein - aufgeht: Die eigene Vorstellung in "I'm Virtuoso" schreitet mit einer gewöhnlichen Drumline und überragenden Hörnern ein und avanciert schnell zur persönlichen Hymne ("I cut you up into cubes over the groove / So don't be grimmin' like you got somethin' to prove") und zum unbedingten Kopfnicker. Typischen BoomBap-Flavor mit schönem Streicher-Outfit bietet dann "Guaranteed", eine weitere kleine Geschichte über Gangster-Machenschaften und Rache, in der kein Platz für ein Happy-End ist. Auch soundtechnisch wird die ganze Eastcoast-Palette abgedeckt, vom furiosen "Beatdown" (mit einem noch sehr hörenswerten Vinnie) bis zu den vollkommen entspannten Klängen von "One", das zu verantwortungsvollem Umgang u.a. mit Nachwuchs und Natur aufruft. Sogar für einen Party-Track ("Want Me") wird Platz eingeräumt, der mit seiner platten Hook allerdings weder ins Konzept passt noch besonders begeistert. Wesentlich besser gefällt da doch ein gehaltvoller Brecher wie "Smash Ta' Piece Theater" oder der Boston-Gipfel im Streicher-befeuerten "Orion's Belt". Dank gemeinsamen Tourens versteht man sich außerdem mit der Hiero-Crew, was dem Hörer das ansehnliche "All We Know" beschert. In keiner dieser Kollabos muss Virtuoso sich verstecken, stets wird das Ruder in der Hand behalten; so auch mit Newcomer Reks oder den alten Hasen K.T. (einst Teil der Concrete Click) und Jaz-O im mäßigen "What We Live". Als weitere Anspieltipps sind Panik's "Omnipotence" und natürlich die erste Single, "Incinerator", zu nennen, die Virtuoso ganz in seinem Element vorfinden, während auch das abschließende "Remember" (mit gelungener Hook) als Widmung an Freunde und Familie seriös und ansprechend über die Bühne gebracht wird.

Die Rezeptur, mit der Virtuoso erfolgreich ist, umfasst zum Großteil ostküstliche Hardcore-Kost, doch auch Spuren von damals noch nicht ganz so alltäglichem frischem Neo-BoomBap sind zu finden. Außerdem ist Virtuoso zwar ein erstklassiger Battle-Rapper, lässt es sich jedoch nicht nehmen, auch ein paar ehrenwerte Anliegen auf seinem Album zu adressieren, was ihm hoch anzurechnen ist. Erstaunlich ist, dass die kunterbunte Mischung bei den Produzenten funktioniert, denn letzten Endes klingt dieses Debüt ganz und gar nicht zusammengewürfelt. "World War One" ist zu Unrecht in der Versenkung verschwunden, denn wenngleich es kein Überalbum ist, gibt es sowohl für AOTP-Fans der damaligen Zeit als auch für gemäßigtere Ostküstenanhänger sehr viele empfehlenswerte Tracks.

7.0 / 10

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