Freitag, 22. Juli 2011

V/A - Angels & Insects



Release Date:
2002

Label:
Mondrian Sound Network

Tracklist:
01. Plead The 5th - Buggin'
02. Tomek - Instrumental
03. Delta - An Angel's Entomology
04. Kasm & Cannibal Ox - A & I
05. T1 - Instrumental
06. Impervious - Mosquito Bit
07. Aesop Rock - Bad Karma
08. Tomek - Instrumental
09. Shrug & Eudai - Wing Split
10. T1 - Instrumental
11. Blueprint, Manifest, Inkwell & Illogic - Wings Earned
12. Sub Conscious & Mojo - The Angel And The Insect
13. T1 - Instrumental
14. Alaska, Cryptic One & Windnbreeze - 32 Perspectives
15. Maliks - Instrumental

Review:


Manche Künstler haben es besonders gut geschafft, mit ihren Alben komplett in der Versenkung zu verschwinden. Noch leichter geschieht das mit Compilations - mit dieser zum Beispiel. Verantwortlicher ist ein kleines Label, das offensichtlich einige gute Kontakte pflegt und so ein Aufeinandertreffen von Gleichgesinnten initiiert. Mondrian Sound ist der Name, das Label hat einige fast gänzlich unbekannte Künstler unter Vertrag stehen, von diesen aber noch nichts veröffentlicht. An dieser Stelle kommt "Angels & Insects", eine "Konzept-Compilation", ins Spiel, denn als Debüt-Release des Labels und mit einigen bekannteren Namen möchte man der Welt die eigenen Leute schmackhaft machen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Schmackhaft ist diese Tracklist für Underground-Heads in der Tat, Mondrian kann Auftritte aus der Atoms Family ebenso wie aus dem Weightless-Camp sichern und so eine interessante Mischung aus den eigenen und etablierten Künstlern aufstellen. Doch nicht nur das, denn der Titel "Angels & Insects" wurde aus gutem Grund gewählt, drehen sich doch die meisten Songs genau um diese beiden Geschöpfe, um nicht selten einen Bogen zwischen beiden zu spannen. Zuerst sollte man einmal näher auf das Lineup und damit auch Mondrian eingehen: Die meisten der Namen, von denen man ruhigen Gewissens noch nie gehört hat, stehen direkt mit dem Label in Verbindung. Essenziell sind außerdem die beiden Inhouse-Produzenten T1 (alias Shelshock) und Maliks, die mit ihren Instrumentals Übergänge liefern und die Platte zusammenhalten. Seinen Anfang nimmt die Scheibe mit einem Weightless-Cut, der sofort in angenehmster Weise bestätigt, dass man sich im richtigen Film (und zwar nicht im Drama von Philip Haas) befindet: Blueprint garantiert mit Triangel und dünnen, aber eindringlichen Streichern, dass hier Samples in kunstvoller Manier elegant zusammengeführt werden, wie es all jenen, die diesem Werk ihre Aufmerksamkeit schenken (ein überschaubarer Verdächtigenkreis), schätzen werden. Passend dazu läuft sich ein überragender Plead The 5th warm und präsentiert mit Lines wie "You humans remember our names, but never remember our faces" oder "My wings take me to the heavens, like an angel in disguise / In the skies I meditate, in one place like dargonflies" die Welt aus Insektenperspektive. Als grobe Einteilung lässt sich die erste Hälfte den Insekten und die zweite den Engeln zuordnen, wobei nicht jeder Track das Thema direkt aufgreift: "A & I", eine der Edelschnitten dieser Scheibe, für das der sich im Umfeld der Atoms Fam herumtreibende Kasm von der Isländerin Björk großartige Streicher sampelt, nutzt ein Vordul für schwarze Zeilen wie "Trapped in the tunnels of hell / In the catacomb I dwell". Themenbezogener machen der Australier Delta und Mondrian-Artist Impervious ihre Aufwartung, während sich schnell herauskristallisiert, wie wichtig die überleitenden Instrumentals für die Gesamtatmosphäre sind. Maliks' erster Beitrag ist für Shrug und Eudai (zusammen Dragons Of Edin), eine japanisch-amerikansiche Kombo, die in "Wing Split" mit der Flügelthematik eine perfekte Überleitung von erster zu zweiter Hälfte bietet. Dort wartet dann auch das lyrische Highlight der Scheibe: "Wings Earned" ist Greenhouse Effect von der allerbesten Seite, in einer packenden Erzählung, die mit der Auseinandersetzung zweier Hustler tödlich anfängt, woraufhin der Verstorbene im Himmel in die Reihen der Engel eingeladen wird, sofern er es sich durch Absolvieren einer Aufgabe verdient. Nicht nur hat diese Geschichte starke Wendungen, auch versorgt Blueprint die drei Sinnesabschnitte mit gleich drei Gourmet-Beats. Mojo und Subconscious entspringen (wie auch Tomek und Apex, der folgenden Track produziert) der Dujeous-Ecke, zu der dank T1 ein Draht besteht, und stellen in "The Angel And The Insect" die zwei Geschöpfe mit HipHop als essenziellem Kontext in einer weiteren umwerfenden Geschichte gegenüber. Übrig ist damit nur "Bad Karma", ein weiteres Stück aus der scheinbar immer funktionierenden Blockhead-Aesop-Kiste, sowie "32 Perspectives", das zwar nicht der beste, aber doch ein gewohnt starker Track der (halben) Atoms Fam ist.

So prachtvoll dieser Einstand auch gewesen sein mag, Mondrian Sound war danach nicht der große Erfolg beschieden: Nach ein paar Releases der auch hier beteiligten Signings verschwindet das Label von der Bildfläche. Das ist ein Jammer, denn wer ein solches Lineup zusammenbringt, der sollte eigentlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhalten. Dabei ist diese Compilation nicht perfekt, ebensowenig wie das großartige Konzept optimal umgesetzt wurde. Nicht wenige Tracks sind aber nahe an dieser Perfektion, vor allem das Storytelling ist ganz großes Kino. Zusammen mit den Instrumentals macht das Hören trotz ein paar weniger umwerfender Tracks einfach Spaß. Zusammenfassung: Königliche Gäste, amibtioniertes Konzept, Underground-HipHop, wie er zu klingen hat - für eine Compilation lässt "Angels & Insects" wenige Wünsche offen.

7.2 / 10

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