Freitag, 22. Juli 2011

The Undergods - In Gods We Trust: Crush Microphones To Dust


Release Date:
31. Mai 2011

Label:
RBC Records / Sound Records & Entertainment

Tracklist:
01. Enter The Adonai (Intro)
02. Rock Wit Us (Feat. Planet Asia)
03. No Brainer
04. Undergods Roll
05. 129
06. Freestyle A Chorus
07. The Guilty Will Pay (Feat. Crooked I & Eric Sermon
08. Stop Frontin'
09. Follow El Shaddai
10. Supreme Lyrical Beings (Interlude)
11. Show Em’ What Crazy Is (Feat. Tech N9ne)
12. Torsion Fields
13. We Blakout Too
14. Gotta Be Real (Feat. Urban Rose)
15. The Princes Of Persia
16. Secret Weapons
17. Rise Of The Machines
18. Tetragrammaton Gods (Feat. Born Sun & Joe The Butcher (Bonus)

Review:
Auf den ersten Blick möchte man dieses Projekt direkt in die überflüssige Schublade der in letzter Zeit so häufig und teils willkürlich zusammenpurzelnden Veteranen-Kollabos stecken, doch Canibus und Keith Murray hatten die Idee zu einem gemeinsamen Album schon wohl seit Mitte der Neunziger, lediglich die Situation der jeweiligen Solokarriere ließ die Idee erst zum (gewissermaßen ungünstigen) jetzigen Zeitpunkt wahrwerden. Als The Undergods nimmt man nun schon seit bald zwei Jahren zusammen Tracks auf, von denen es erstmals auf der Ende 2009 releasten EP einige zu hören gab. Für "In Gods We Trust: Crush Microphones To Dust" konnte man außerdem RBC als Vertrieb gewinnen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wer die EP schon kennt, dem wird auffallen, dass es einige der dort vertretenen Songs aufs Album geschafft haben, der Großteil ist aber natürlich neu und insgesamt kann man auch mit einer ansehnlichen Producer-Liste protzen: Erick Sermon steht für die Undergods als Executive ein, weiter versammeln sich u.a. Bronze Nazareth, Jake One, Shuko, die Beatminerz oder Godz Wrath. Die Zusammenstellung klingt also gar nicht so schlecht, hat aber nichts mit dem Grundproblem dieser LP zu tun: ihrer Notwendigkeit. Wer in einer beliebigen HipHop-Diskussionsrunde nach den meistgewünschten Traumkollabos fragt, der wird nirgends den auftretenden Zusammenschluss von Canibus und Keith Murray hören, denn es gibt wenig bis nichts, was Canibus und Keith verbände oder eine Kollabo der beiden nahelegte. Genau genommen passen die beiden überhaupt nicht zusammen, selbst die Battle-Raps, die eine klare Schnittmenge bilden, sind völlig verschieden strukturiert - von Flow, Stimme oder Atmosphäre, mit der man bisherige Projekte in Verbindung brachte oder in der die beiden jeweils am besten funktionieren, sei hier gar nicht die Rede. Wieso also so eine LP? Ein Canibus kann jedenfalls kaum darauf angewiesen sein, konnte er doch 2010 recht erfolgreiche Soloalben veröffentlichen. Man mag sich nun fragen, ob solche Überlegungen überhaupt notwendig sind, doch beim Hören der Platte fällt schnell auf, dass sie die Quintessenz sämtlicher (reichlich notwendigen) Kritik darstellen. Bei den Undergods passt oft einfach nichts zusammen. Bis auf die regelmäßige Feststellung, dass das Duo die dicksten Eier am Tisch hat, fehlt ein Konzept, die Beats lassen eine richtige Marschrichtung vermissen, es ist - auf den ungeschönten Punkt gebracht - ein einziges Trauerspiel. Gut ist das, was an Beats zusammengetragen wurde, nämlich auch nicht. Mal wird in "Rock Wit Us" ein total überstrapaziertes Samples von Margie Joseph nur durchschnittlich gut umgesetzt, an anderer Stelle versumpft Erick Sermon ("Stop Frontin'") in geradezu wütend machender Langeweile. Canibus spuckt zwar über das ganze Album hinweg seine scharfen Lines, zwischen beschissenen Hooks und falsch gewählten Instrumentals steht er aber zumiest auf vollkommen verlorenem Posten, während Keith Murray seine meist sehr ähnlichen Rhymes das Album rauf- und runterschiebt und dabei nur auf (sehr rar gesähten) guten Tracks nicht anstrengt. Die Liste der hörenswerten Nummern ist erschreckend kurz: "Follow El Shaddai" steht Canibus sehr gut zu Gesicht und schmeichelt auch den Raps von Keith, dem darauffolgenden Interlude ist nichts vorzuwerfen und in "Show 'Em What Crazy Is" wird ein einziges Mal gemeinsam auf die Kacke gehauen, weshalb man die Entscheidung, den stark loslegenden Tech N9ne einzuladen, loben muss. Der Rest praktiziert so ziemlich alles, was an solchen Kollabos verachtenswert ist: Shuko hat anscheinend etwas Schlechtes gegessen und erbricht "No Brainer", "Princes Of Persia" versemmelt seinen Nahost-Einschlag und harmonisiert dabei so wenig mit den Emcees, dass die Trommelfelle weinen, bei "Torsion Fields" darf sich die Hörerschaft dann nochmal im Gähnen überbieten und das (pseudo-)politisch inszenierte "Secret Weapons" ist ebensowenig ernstzunehmen wie "Rise Of The Machines", das mit dem Großteil der LP auf der Stelle tritt. Wer nach Lichtblicken sucht, dem wird der Bonus-Cut "Tetagrammaton Gods" noch halbwegs positiv auffallen, während auch "Freestyle A Chorus" durchaus erträglich ist und das "Intro" zu den stärksten Momenten der Scheibe zählt.

Und wieder muss man zurückkommen zur Frage: warum? Warum zur Hölle dieses Album? Selbst mit besseren Beats bliebe immer das sehr essenzielle Problem, dass Canibus und Keith Murray kein Kollaboalbum aufnehmen sollten, weil sie damit automatisch ihre jeweiligen Stärken neutralisieren. Doch man dürfte Freudentränen weinen, wenn dieses das einzige Problem der Scheibe wäre. Oh nein, zu allem Überfluss kommt eine miserable Beat-Auswahl hinsichtlich Kohärenz hinzu, in der der masochistische Hörer sogar noch einige besonders garstige Anwärter für seinen Mülleimer ausmachen kann. Unterm Strich und bei Betrachtung der einzelnen Komponenten ist "In Gods We Trust" sicherlich kein miserables Album, es hat auch nicht viele Totalaussetzer vorzuweisen, doch in seiner Gesamtheit passt einfach gar nichts zusammen, was das Hören des Albums zu einer Angelegenheit macht, die man sich nur antun sollte, wenn man gedenkt, aufgrund dieser schlechten Umsetzung ein paar Aggressionen aufzubauen.

3. 3 / 10

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