Freitag, 10. Juni 2011

Verses - Listening Session


Release Date:
14. März 2006

Label:
Rhymes Elect Music

Tracklist:
01 Yes, Yes, Y'All
02 We Do It (Feat. Tony Stone & Mark J.)
03 Funky Dividends
04 ConfusionUnion (Feat. Braille)
05 Fa La La
06 Ms. O'Ginny
07 Fatherless Child (Blues PSA)
08 Love Jawns (Feat. Chloe)
09 Kid Fresh Interlude
10 Cassette Tapes & Roller Skates (Feat. Cult-free & Verbs)
11 Yoof Rally
12 We Do It (Radio Edit)

Review:
Verses hat sich bisher nicht gerade an den Knotenpunkten der HipHop-Kultur herumgetrieben: Ursprünglich kommt er aus Cincinnati und wohnt nun in Maryland. Seit Kurtis Blow ist er HipHop-Anhänger und rappt und schreibt immer wieder selbst, geht die Sache aber erst auf der Iowa State seriöser an, dort nämlich ist er an der Gründung der Gruppe Rhymes Elect beteiligt, von der 2001 ein Album ("Lyrical Resurrection") erscheint. Gemeinsam möchte man dem Verfall der Conscious-Bewegung entgegenarbeiten, was dann auch Verses' Motivation für sein erstes Soloalbum "Listening Session" ist, das 2006 selbst (und ein Jahr später in überarbeiteter Version nochmal auf dem japanischen Markt) veröffentlicht wird.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Der Titel "Listening Session" erscheint auf den ersten Blick sehr willkürlich, ist aber durchaus wortwörtlich zu verstehen: Der Hörer möge mal wieder dem zuhören, was aus seinen Boxen schippert. Als Motivation gibt Verses übrigens immer Gott an, denn er ist gläubiger Christ. An dieser Stelle sollte man jedoch nicht die Flucht ergreifen. Christian Rap ist nichts für jedermann und das zu Recht, doch glücklicherweise ist Verses mehr ein Conscious- als ein Christian-Rapper. Auf Seiten der instrumentalen Untermalung darf man gespannt sein, denn statt irgendwelchen Stümpern macht sich Tony Stone, der schon Braille bei "Shades Of Grey" zur Seite stand, die Hände schmutzig. Das bedeutet also relaxte Beats, die zufälligerweise bestens zu Verses passen, der einen unaufgeregten Flow sowie eine relativ hohe Stimme sein Eigen nennt. Damit lädt er zu seiner ganz persönlichen Show ein, die weit abseits vom aktuellen HipHop-Geschehen abgehalten wird. Der Bass spielt über eine halbe Minute vor sich hin, bis die Einleitung in "Yes Yes Y'All" fertig ist und Verses zum Mic greift. Dort macht er binnen kurzer Zeit klar, was seine Anliegen sind: Bei wenigen anderen war es so klar, dass es nicht ums Geld geht, hier steht der Spaß an der Sache im Vordergrund, dem sich im Laufe der LP noch die eine oder andere moralische Botschaft beimischt. Wie sehr sich Beweggründe unterscheiden können, zeigt dann "We Do It" nochmals voll und ganz: In einer Zeit, in der The Game und 50 Cent über das Wie referieren, widmet Verses sich dem Warum, um seine Antwort ("we do it for the love") schnell zu finden. Der Track erhält einen unbeschreiblich angenehmen Sound-Überzug von Stone, der es sich nicht nehmen lässt, selbst zum Mic zu greifen. Doch es ist Verses, der gegen Ende die richtigen Worte findet: "We do it for them kids in school / Who growin up, thinking it's cool / To have beef with them teachers cause they saw Ja Rule havin beef with 50 on wax". Nach und nach widmet sich der Protagonist dann allem, was ihm auf dem Herzen liegt: "Ms. O'Ginny" geht an die freizügige Sexualisierung der Fernsehindustrie, für "Love Jawns" wird Ehefrau Chloe ins Boot geholt, um mit einem echten Love-Song ein Gegenbild zur Verherrlichung der Stripper-überfüllten Party-Tracks zu malen. Tony Stone scheint für jedes von Verses' Themen das richtige Verständnis zu haben und unterlegt jeden Track mit einem passenden Instrumental, das zwar nicht immer überwältigt, aber immer seinen Job verrichtet. Eines der Highlights ist "Funky Dividends", dessen erste Titelhälfte sich Stone anscheinend zur Brust genommen hat, da seinem Beat in der Tat der Funk aus den Ohren quillt, während Verses einen hoch unterhaltsamen Vortrag über den Umgang mit Geld hält. "ConfusionUnion" lädt einen stark aufgelegten Braille ein, während "Kid Fresh" (Verses' erstes Rapper-Alias) den Weg für "Cassette Tapes & Roller Skates" ebnet, das nostalgisch einer noch unschuldigen, dem Spaß verschriebenen HipHop-Kultur hinterherhängt. An dieser Stelle hätte man dann am besten aufgehört, denn in "Yoof Rally" schwächelt Stone und das Konzept des belehrenden Kindertracks macht in dieser Form keinen Spaß.

Verses macht keinen Christian Rap im eigentlichen Sinne, was sich als gute Sache herausstellt. Was dieses Album antreibt sind lediglich die ethischen Grundsätze, die Verses' Religion zugrunde liegen. Das führt zu einem Conscious-Album aus dem Lehrbuch, dem eine gewisse Unbeflecktheit anhaftet. Das ist natürlich kein Freibrief, denn wenngleich Tony Stone hinter den Kulissen bei der Produktion erfreulich gute Arbeit leistet, ist nicht jedes Stück überragend. Trotzdem ist "Listening Session" eine feine Angelegenheit, denn es bietet eine mehr als solide Dreiviertelstunde entspannten HipHop, die niemandem wehtut, in der man aber vergessen kann, zu welchem Kommerz-Monster sich das Genre entwickelt hat.

6.6 / 10

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