Sonntag, 26. Juni 2011

Vast Aire - Ox 2010: A Street Odyssey


Release Date:
31. Mai 2011

Label:
Man Bites Dog Records

Tracklist:
01. Intro: Ox 9000
02. Nomad
03. Almighty Jose (Feat. Karniege)
04. The Man Of Steel
05. I Don't Care (Feat. Cappadonna)
06. 2090 (So Grimy) (Feat. Double A.B.)
07. Phenom
08. Horoscope
09. The Cannon Of Samus (Feat. Kenyattah Black)
10. Dark Matter (Feat. Space)
11. Merry Go Round
12. Thor's Hammer (Feat. Raekwon & Vordul Mega)
13. Spy Vs. Spy
14. The Verdict (Feat. Guilty Simpson)
15. Battle Of The Planets (Feat. Genesis)

Review:
Inzwischen ist auch Vast Aire in der normalen HipHop-Welt angekommen und einer von vielen Künstlern, die durch eine rege Feature-Präsenz nie ganz aus dem Blick des Konsumenten verschwinden. Das soll weder als schlecht noch gut gewertet werden, es ist wohl eher eine unausweichliche Begebenheit - da wundert es auch nicht, dass er nun (während der einstige Arbeitgeber El-P sein Label auf Eis gelegt hat) bei Man Bites Dog angeheuert hat (ein irgendwann nach "Dueces Wild" geplantes Mixtape namens "The Great Adventures Of Vast Aire" erblickte nie das Licht der Welt), einem noch recht frischen Label, zu dessen Hintermännern Vast allerdings schon seit 2005 Kontakte unterhält und mit dem u.a. schon 2007 für den "Monster"-Sampler gearbeitet wurde. Eine Empfehlung des ebenfalls dort gesignten Copywrite besiegelt die Sache dann und mit dem neuen Label kommt in der Form von "Ox 2010: A Street Odyssey" auch ein neues Album.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Der Titel spielt auf zwei verschiedene Dinge an: Einmal wäre da Stanley Kubrick's Film, der unter Umständen ein Konzeptalbum nahelegt, was sich jedoch als falsche Vermutung herausstellt. Die zweite, noch offensichtlichere Anspielung wirft schnell die Frage auf, was Vast mit der Nennung des Duos, das ihm dorthin verholfen hat, wo er heute steht, erreichen will. Dafür gibt es eine einfache Antwort: Da der Status von Can Ox immer noch nicht klar definiert ist und ein eventuelles weiteres Album nur dann zustandekommen wird, wenn sich Vast und Vordul (die sich immer noch bestens verstehen) zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Stimmung befinden, nutzt Vast die Kraft dieses Namens für seine Solozwecke, denn: "When you see me, you see Cannibal Ox". Was genau hat man dann also von dieser Scheibe zu erwarten? Ähnlich wie bei den letzten beiden Soloalben (das Projekt mit Mighti Mi nicht mitgerechnet) ist die Gästeliste bunt, die Produzenten (die Verantwortlichen sind neben MBD-Inhouse-Producer Kount Fif der LXG-Kollege Thaons sowie Ayatollah, J-Zone und Harry Fraud) stehen ebenfalls für verschiedenste Stile. Das naheliegende Problem der fehlenden Geschlossenheit, das schon die beiden Vorgänger plagte, wird damit auch auf "Ox 2010" nicht geflickt. Wer einen roten Faden sucht, der wird sich außerdem schwertun, denn im Alleingang graste Vast auf lyrischer Ebene seit jeher weite Flächen ab und tut das auch weiterhin - wilde Metaphern und das für ihn so typische Braggadocio bestimmen das Geschehen. Das Intro weckt noch anderweitige Hoffnung, und es gab schon wesentlich langweiligere Einstiege als diese Interpretation aus dem namensgebenden Film (ein Dialog mit dem OX 9000, in Anlehnung an den HAL 9000). "Nomad" ist dann allerdings schon wieder gutbürgerlich und ohne große Überraschungen seitens Kount Fif. Niemand verlangt einen ebenbürtigen El-P-Ersatz, doch Vast ist ein Emcee, der auch (bzw. vor allem) aus sperriger Kost großartige Tracks zaubert. Doch jene, die solche Tracks besorgten, machten sich ja schon auf dem Debüt rar. Langweiligen Standard bekommt man trotzdem nicht vor Ohren geführt, Tracks wie "The Cannon Of Samus" bemühen sich redlich um kreative Impulse, bleiben aber meistens in ihren Ansätzen stecken. So wird man auf der LP viele solide und durch Vast aufgewertete Tracks finden, die Highlights sind aber ganz rar gesäht: "Dark Matter" ist eher smooth gehalten, aber trotzdem ein Volltreffer mit schönem Einsatz von Vast. Der ist übrigens immer noch in Bestform unterwegs und flowt mit seinem eigenen Stil und seinem persönlichen NY-Slang wie eh und je. Das hilft auf Tracks wie dem missratenen "2090" (grauenhafte Hook) allerdings auch nicht viel, während ein Stück wie "The Man Of Steel" einfach etwas zu altbacken für Vast klingt. Ein smoothes und irgendwo stilvolles Liebeslied gibt es in "Horoscope", weitere positive Momente mit Karniege oder mit Cappadonna (dessen Nonsense-Slang erstaunlich gut zu Vast passt) in Kount Fif's "I Don't Care" zu hören. Auch das Ayatollah-produzierte "Verdict" mit Detroit's wohl gefragtestem Feature-Rapper ist nicht verkehrt, ebenso wie der schon länger bekannte Diss Richtung Cage ("Battle Of The Planets"); nur von den Socken haut einen keiner dieser Tracks. Das schafft lediglich "Thor's Hammer", das glücklicherweise die besten Gäste und den besten Beat vereinigt: Im unscheinbar-melancholischen Sound-Gerüst flowt Raekwon routiniert stark, während ein Vordul Mega solche Tracks sein Zuhause nennt, deshalb an dieser Stelle perfekt gewählt ist und weitere verbitterte Lines über das harte Dasein auf diesem Planeten vom Stapel lässt, welche die beiden vorangegangenen, ohnehin hörenswerten Auftritte bestens abrunden.

Man könnte meinen, Vast habe aus seinen bisherigen Solobemühungen gelernt, doch irgendwie wird das durch dieses Release nicht wirklich belegt: Er selbst ist am Mic immer noch eine Instanz und vor allem ein Unikat, das vielleicht nicht mehr so prägnante Lines wie früher aufeinanderstapelt, das aber immer noch zu den unterhaltsamsten Emcees des Genres zählt. Bei der Wahl seiner Produzenten zeigt sich allerdings ein recht ähnliches Bild wie bei "Dueces Wild": Dieser Sound wird ihm zu oft einfach nicht gerecht. Das resultiert in meist sehr akzeptablen Songs, aber fast nie in dicken Höhepunkten. "Ox 2010" zeigt gute Ansätze und ist zum Glück auch nicht so langweilig und gleichgeschaltet wie viele andere Scheiben, durchgehend gut ist es aber auch nicht.

6.2 / 10

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