Sonntag, 26. Juni 2011

Vast Aire - Look Mom.. No Hands


Release Date:
27. April 2004

Label:
Chocolate Industries

Tracklist:
01. Intro (His Majesty's Laughter)
02. KRS-Lighty (Feat. S.A. Smash)
03. Peagusus
04. Candid Cam (Live Wetlands 1996) (Feat. Karniege)
05. Viewtiful Flow (Feat. Nathaniel Roberts)
06. Zenith (Feat. Blueprint)
07. Why'sdaskyblue? (Feat. Metro)
08. Da Supafriendz (feat. MF Doom)
09. Poverty Lane 16128 / Karaoke
10. Elixir (feat. Sadat X & Sinclair)
11. Look Mom... No Hands / A.S.C.F.D.
12. 9 Lashes (When Michael Smacks Lucifer)
13. Posse Slash (feat. Karniege, Breez Evahflowin, Poison Pen & Aesop Rock)
14. Could You Be? (Feat. Nathaniel Roberts & Simone Harrison)
15. Outro: 12 Noon
16. Life's Ill Pt. II (The Empire Striketh) (Feat. Breezly Brewin & Vordul Mega)
17. My First Sony (Pegasus Remix)

Review:
Mit "The Cold Vein" konnten Vast Aire und Vordul Mega szenenweite Aufmerksamkeit und vor allem durchschlagendes Kritikerlob erlangen. Seit diesem Zeitpunkt wartet die Welt auf ein zweites Album des Duos - am besten genauso gut und avantgardistisch. Doch dazu kommt es nicht, Vordul verschwindet erst einmal von der Bildfläche und Vast Aire taucht als Feature-Gast auf Def-Jux-Releases und auch an einigen anderen Stellen auf. 2004 ist dann das Jahr der Solos, wobei Vast den so gefährlichen und zumeist schon vorab kritisch beäugten Schritt zuerst unternimmt. Chocolate Industries ist das Label seiner Wahl, das "Look Mom... No Hands" unter die Massen bringt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Diejenigen, die die Fortsetzung des "Cold Vein"-Sounds verlangen, werden schier aus den Latschen kippen, denn El-P können sie lange suchen, während selbst der "starvin happy Harlem"-Bruder Vordul Mega nur einen einzigen kleinen Auftritt verbucht. Wer denkt, es könne nicht besser kommen, der lese weiter: Selbst die Atoms Family, deren Logo sogar noch mitten im Cover logiert, zeigt sich erstaunlich abwesend. Der zu ziehende Schluss: Vast will Neues ausprobieren. Und das tut er auch, mit der halben Underground-Szene im Schlepptau. El-P's Abwesenheit wird durch ein wahrhaft saftiges Producer-Lineup vergessen gemacht, am Mic darf sich ebenfalls niemand über Eintönigkeit beschweren. Die große Frage ist dabei, wie das alles zusammenspielt, wie Vast mit den einzelnen Produzenten als auch den Gästen zurechtkommt und wie das Gesamtbild dann schließlich aussieht. Die zugehörige Antwort lässt sich in einem Wort zusammenfassen: bunt. Eine recht unausweichliche Begebenheit, wenn beim Sound gefeierte Koryphäen der Szene zu einigen wenigen konventionellen Bekannten sowie verschiedensten Schattengestalten der zweiten und dritten Underground-Etage gepanscht werden. "Elixir" ist so ein Musterbeispiel: Der von Ayatollah produzierte Track brummt in seiner ganz eigenen Welt vor sich hin und bekommt von Dat X zusätzlich noch einen eigenen Stempel aufgedrückt. Noch krasser zeigt es sich bei "Viewtiful Flow", dem weichgespülten und deshalb ungeliebten Jake-One-Joint, für den sogar noch das singende Alter Ego von Melodious Monk rekrutiert wird. Ob der Song hierher gehört, ist eine offene Frage, schlecht ist er aber nicht, Vast's zumeist amüsante und immer kunstvolle Lines sind jedenfalls präsent:

"There's two things you should know
I had a ill life, so I got a ill flow
But you already knew that
Like the third movie of The Matrix was gonna be wack
It ain't like I didn't care
But the Oracle said: 'Spend your money elsewhere'
Walk with me like one third of a LOX
But talk to me like one half of an Ox
"



Vast bleibt auf der ganzen LP das einzige Rückgrat, denn diejenigen, die dafür auf Soundebene hätten Sorge tragen können, sind kaum anwesend: Cryptic One verlässt sein Nirgendwo nur einmal für "Why'sdaskyblue", das als clever-düsteres Konstrukt glatt zu den besten Tracks zählt, Captain Caveman vollführt seinen ehrenvollen Auftritt mit "Pegasus", hinetrlässt mit "Poverty Lane" (trotz festem lyrischen Konzept) dann aber gemischte Gefühle. Trotzdem hätte sich um diese Namen ein geschlossenes Album bilden können. Dazuzuzählen ist hierbei natürlich auch Jest mit dem schon einige Jahre alten "His Majesty's Laughter", das sich bestens als Intro eignet. Der Rest der LP ist durchsetzt von Gastspielen: "Da Supafriendz" ist erste Sahne, klingt aber (irgendwo schon erwartungsgemäß) eher wie ein Vast-Feature auf einem Doom-Track, auch "Zenith" trägt viel zu eindeutig Blueprint's Handschrift, gibt dabei aber noch nicht einmal einen guten Track ab. "Candid Cam" ist glatt für die Tonne, der "Posse Slash" tischt da schon wesentlich sättigender auf, ist aber nahezu eine Verschwendung des Aesop-Auftritts. Rüpel-Rhymes deluxe gibt es zusammen mit Metro und Camu, "KRS-Lightly" ist zwar wieder eher ein Fremdkörper, dafür aber ein gelungener ("You know my mouth is New York but my ellbow's a Southern Comfort spilled on my shirt, change the pattern"). Ein wichtiger Bestandteil der LP ist Madlib, der mit seinen Beiträgen für ein klein wenig Struktur und vor allem Highlights sorgt: "Could You Be?" schafft Ersteres mit exzessivem Gesang noch weniger, der Titeltrack dagegen zeigt, wie unglaublich gut Vast und Madlib zusammenpassen, was prompt im Highlight der LP resultiert. Für "Life's Ill Pt. 2" mimt der Beat Konducta dann sogar ein wenig El-P, beim Songthema passt Partner-in-Rhyme Megallah natürlich bestens. Bisher noch unerwähnt sind ein großartiges Outro und "9 Lashes" (von niemand Geringerem als Rjd2 geschustert), ein typischer Diss und ein Relikt des Beefs zwischen den Weathermen und den Demigodz, der auf Eso und Celph abzielt.

Vast Aire geht seinen eigenen Weg, doch grenzenlose Begeisterung ist es nicht, die man von seinem ersten Soloausflug mitnimmt. Der Sprung von der El-P-Komplettproduktion zum zerrütteten Gesamtbild, das sich einem hier bietet, ist, gelinde gesagt, ein großer; da helfen die vereinten großen Namen auch nichts. Was Vast Aire stattdessen erreicht ist ein Album, das eine beträchtliche Zahl sehr guter Tracks aufweist, das es aber versäumt, diese zu einem echten Album zu vereinen. Wen das nicht stört, der wird an "Look Mom... No Hands" seinen Spaß haben, wer allerdigns eine neue, atmosphärisch dichte Großtat wie "The Cold Vein" erwartet, der sollte mit Vorsicht an die Sache herangehen. Letzten Endes ist die Anzahl der starken Tracks groß genug, um Vast ein positives Endergebnis zu sichern.

6.8 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen