Freitag, 10. Juni 2011

Ruff Ryders - Ryde Or Die Vol. 1


Release Date:
13. April 1999

Label:
Ruff Ryders / Interscope Records

Tracklist:
01. Ryde Or Die (Feat. The LOX, Eve, Drag-On & DMX)
02. Down Bottom (Feat. Drag-On & Juvenile)
03. What You Want (Feat. Eve & Nokio)
04. Jigga My Nigga (Feat. Jay-Z)
05. Takin' $ (Skit)
06. Dope $ (Feat. The LOX)
07. I'm A Ruff Ryder (Feat. Parlé)
08. Bug Out (Feat. DMX)
09. Kiss Of Death (Feat. Jadakiss)
10. The Hood (Feat. Beanie Sigel, Infa-Red, NuChild, Mysonne & Drag-On)
11. Platinum Plus (Feat. Jermaine Dupri, Mase & Cross)
12. Buff Ryder (Skit)
13. Do That Shit (Feat. Eve)
14. Pina Colada (Feat. Sheek Louch & Big Pun)
15. Some X Shit (Feat. DMX)

Review:
Das HipHop-Genre hat nicht viele Logos und Marken, die man überall kennt. Das metallene "R" der Ruff Ryders" gehört dazu. Dabei wissen die wenigsten um die drei Figuren, die den Namen zu der Marke gemacht haben, die weltweit Erfolg hatte. Joaquin "Waah" Dean, Onkel von Swizz Beatz, ist es, der vom Hustler-Leben dazu übergeht, eigene Tapes (anfänglich noch die von Kid Capri) zu verticken und damit einen gewissen DMX promotet. Mit dem Aufstieg des Dark Man beginnt auch die RR-Dynastie, die Waah mit Schwester Chivon und Bruder Darrin hochzieht. Das Label hamstert sich hier und da einige Artists zusammen (Newcomer, aber beispielsweise auch die davor bei Bad Boy gesignten LOX), kommt bei Interscope unter und findet 1999 dann Gelegenheit, mit dem Compilation-Erstschlag "Ryde Or Die Vol. 1" seinen Namen weiter zu festigen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Zu jener Zeit stehen die Ruff Ryders im Auge des Umbruchs, der durch die HipHop-Szene zieht. Die goldenen Neunziger laufen aus, es bildet sich langsam eine neue Schicht im HipHop, die als Mainstream in den Formen, die sie bald erreichen würde, noch nicht bekannt ist. Die Ruff Ryders prägen diese Schritte mit einem Fuß mit, während der zweite im Ghetto New Yorks steht und sich nach Herzen an Street-Credibility und Hardcore-Ansprüchen erfreut. Zweiteres bekommt man auf dieser Platte allerdings nicht in vollen Zügen zu spüren, denn wenn die Truppe sich im eröffnenden "Ryde Or Die" vorstellt und dabei (mit überraschend gelungenem Outcome) EPMD's "Headbanger" kopiert, ist das schon das höchste der Gefühle in diese Richtung. Doch der düstere NY-Sound der Mittneunziger ist schließlich nicht Pflicht. Als nächstes fällt die bunte Gästeliste auf, die in gewisser Weise verwundert, die die Ruff Ryders ganz klar von beispielsweise dem Wu-Tang Clan abhebt und die "Ryde Or Die Vol. 1" als Compilation identifiziert: Das ausgemachte Ziel, sich selbst als Instanz im Rap-Business zu etablieren, verfolgt man mit dem Einladen illustrer Gäste, die ein möglichst großes Spektrum abdecken sollen. Das tut im Übrigen schon die Aufstellung der Truppe, der mit Eve ein weibliches Mitglied und mit Parlé noch ein Mann für die R'n'B-Songs angehören. Erstaunlicherweise funktioniert dieser große Mix auf nicht wenigen Songs recht gut: "What You Want" ist ein poppig-lockerer Song mit einem Hauch Salsa im Rhythmus (den man Swizz so vielleicht gar nicht zugetraut hätte), auf dem Eve es sich nicht nehmen lässt, ihr Rap-Talent (sich selbst als Power-Frau inszenierend) unter Beweis zu stellen, was zu einem kleinen Highlight führt. Der letzte Auftritt in "Do That Shit" verläuft da mit unappetitlichem Synthie-Gebrumme schon wesentlich weniger glorreich. Verantwortlich dafür ist Swizz Beatz, der fast der gesamten Platte seinen Stempel aufdrückt und damit seinen zukünftigen Stil (nach der zweiten, wesentlich härteren DMX-Platte) weiter definiert. Dieser Stil stellt sich als vielseitig heraus, immerhin kann Swizz von lausig hingeschmiertem R'n'B-Gesülze à la "I'm a Ruff Ryder" (das unter jeder möglichen Betrachtungsweise schlichtweg fehl am Platz ist) bis zum typischen Street-Banger "Dope $" alles - nur die Qualität schwankt dabei sehr. Daran kann selbst ein DMX nicht viel ändern, weswegen er in "Bug Out" über ein nervtötendes Instrumental wenig zu lachen hat, während sich die Handlangerschaft in "The Hood" (inklusive der RR-Backups Drag-On und Infa-Red) über den schönen Kopfnicker freut. Dass inhaltlich auf der ganzen LP nicht viel passiert, muss eigentlich nicht erwähnt werden - Braggadocio und Battle-Raps sind an der Tagesordnung und geben mit ein wenig Straßenlektüre den richtigen Aufstrich für die Prolo-Attitüde, die dem gesamten Projekt zugrunde liegt. Den Geschäftssinn der RR-Bande muss man anerkennen, denn schon '99 wurde in Form von Juvenile die Notwendigkeit erkannt, den Süden miteinzubeziehen. Mit JD bounct man dann unnötigerweise noch durch "Platinum Plus", Big Pun wäre auf einem kräftigeren Track als (dem immerhin noch gut akzeptablen) "Pina Colada" besser aufgehoben und des Jigga's Auftritt ist eingängige Kundenwerbung, die aber paradoxerweise nicht einen Ruff Ryder am Mic featurt. Den finalen Schuss gibt dann wieder DMX mit "Some X Shit" ab, das zwar nicht zu seinen besten Momenten gehört, dafür aber zu den besseren dieser LP.

An wenigen anderen Releases lässt sich so gut beobachten, was Ende der Neunziger passierte, was nach Ansicht vieler Heads schieflief, sodass New York seinen typischen Sound, dem heute so sehr nachgetrauert wird, verlor. In diesem Stadium war das noch kein Kapitalverbrechen (und noch nicht voll absehbar), denn die Ruff Ryders waren keine unfähigen Stümper - selbst abseits des Riechers für Selbstvermarktung finden sich auf dem ersten Teil des Gruppenschaulaufens einige beanstandungslose Stücke. Ein Top-Release hätte "Ryde Or Die" aber nie werden können, dafür werden zu viele verschiedene Leute in einen Topf geworfen, um dann zu viele verschiedene Geschmäcker bedienen zu wollen. Es wäre wünschenswert gewesen, die vielen Gäste außen vor zu lassen, Parlé zu verbannen und mit dem nicht untalentierten restlichen RR-Team ein geschlosseneres Album aufzunehmen, das mehr als eine Compilation hätte sein können und wahrscheinlich auch mehr als ein leicht überdurchschnittliches Ergebnis erzielt hätte.

5.8 / 10

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