Freitag, 10. Juni 2011

Rubberoom - Architechnology


Release Date:
23. März 1999

Label:
3-2-1 Records / Indus Recordings

Tracklist:
01. Born (Feat. Kali Smith)
02. Smoke
03. Lock Jaw (Feat. S.P.O.)
04. The Reverly
05. Bleach
06. The Shining
07. Acid
08. Vertigo (Extended Mix) (Feat. Thawfor)
09. Sector Rush (remix)
10. Style Wars (Feat. Path, Juice & Kenny Bogus)
11. Architechnology Nine
12. Offering 1366 (Feat. Verb)
13. Trail Of The Vampire
14. Space And Time (Feat. Shame Luv Tempo)
15. Operation Forever
16. Pathway To The Abyss

Review:
Fanum und The Isle Of Weight sind zwei Produzenten, die 1992 - ihre Fähigkeiten als Instrumental-Duo The Opus zusammenschließend - auf der Suche nach den richtigen Wortakrobaten für ihre Werke den Stein für die Gruppe Rubberoom ins Rollen bringen. Zum Aufgebot gehören neben DJ Stizo noch die zwei Rapper Meta Mo und Lumba. Das erste Lebenszeichen (damals noch mit S.P.O. und Fill Spector) ist eine zwei Jahre später erscheinende EP, die sich schon mit ihrem Titel ("Gothic Architecture") vom Rest der HipHop-Szene abgrenzt. Doch Rubberoom können einen gewissen Hype aufbauen und einige Jahre später (die mit Compilation-Auftritten und einer Single überbrückt werden) einen Deal bei 3-2-1 ergattern, wo sie ihr Debütalbum aufnehmen. Besonderes Glück ist der Gruppe mit ihrer Wahl nicht beschieden, doch zumindest wird "Architechnology" noch veröffentlicht, bevor das Label seine Pforten schließen muss.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Beworben wird die LP damit, dass der Chicago-Truppe auf ihren Songs nicht weniger als 13 DJs beistehen, was jedoch nicht sonderlich aussagekräftig hinsichtlich dessen ist, was den Hörer auf "Architechnology" erwartet. Das kann man, wenn man die Truppe bis dahin nicht kannte, sowieso nicht ahnen. Wer würde schon davon ausgehen, dass einem hier einer der härtesten und düstersten Trips, die ein HipHop-Album je zu bieten hatte, bevorsteht? Ein weit entferntes Grollen begrüßt den Hörer in "Born", dann setzen langsam pechschwarze Streicher ein und bauen in den ersten 40 Sekunden schon eine gefährliche, unglaublich angespannte Atmosphäre auf, die The Opus mit dem Einsetzen ihrer Drums zerschmettern - hart, schnell und unbarmherzig hämmert die Drumline auf das Trommelfell ein. Da lässt sich Lumba nicht zweimal bitten und demonstriert, wie hart man seine Raps ins Mic pressen kann. Der verstörende Auftakt in dieses Hörerlebnis erfolgt berechnend und nach Maß - und fegt den Hörer trotzdem hinfort. Wer zu diesem Zeitpunkt denkt, es möge sich noch bessern, der sollte das Weite suchen, denn Rubberoom laufen gerade erst warm. Als "Heavy Rap" wurde diese Musik in Ermangelung anderer Beschreibungen etikettiert, Metal- und Goth-Referenzen werden von RR selbst eingebracht, was das Ganze zu einer experimentellen Reise über einen steilen Gebirgskamm macht, der auf der einen Seite zwar auf klassischen Underground-HipHop herabblickt, auf der anderen aber auf ein schwarzes Nebelmeer besagter Einflüsse, die streckenweise zu düsterem Industrial-Ambiente fusionieren. Wen wundert es da groß, dass Meta Mo und Lumba in ihren stählernen Raps nicht vom weedgeschwängerten Chillen mit den Homies plaudern? Düstere Bilder werden gemalt, die apokalyptischen Sounds werfen den Hörer in eine trostlose Welt, in der ihm Battle-Raps um die Ohren pfeifen, in der aber auch Storytelling wartet, wie etwa im überragenden "Acid", das von einer Drogenabhängigen erzählt, während The Opus mit schwerer Drumline und flächendeckend finsterer Streicherkonstellation den Rest erledigen. Wenige Alben waren in der Umsetzung ihres Sounds so konsequent, so absolut und so kompromisslos, was die LP natürlich anfällig für Kritik macht, denn in ihrer experimentellen Einzigartigkeit verfallen Rubberoom dem Fluch ihrer Eintönigkeit, was einerseits zu einer der dichtesten Atmosphären führt, die ein HipHop-Album so erreichen kann, andererseits dem einen oder anderen jedoch eventuell geforderte Abwechslung verwährt. Wer sich daran nicht stört, der kann sich in vollen Zügen dem Album hingeben und sich den rauen Riffs in "Smoke" aussetzen, sich mit dem langsam anschwellenden Szenario in "Bleach" einlassen oder einem der unbedingten Highlights, dem Remix zu "Sector Rush", frönen, der einmal mehr eine Höllenfahrt monotoner, duster-obskurer Ambient-Klänge mit treibender Drumline bietet. Irgendwo dazwischen hat Verb mit ihrem kleinen Stück Poesie "Offering 1366" Platz, nur damit im Anschluss das beklemmende "Trail Of The Vampire" über donnerndes Piano weitere dämonische Lines abfeuert. Im instrumentalen "Pathway To The Abyss" kommt mit einem Sax dann sogar noch etwas Abwechslung ins Spiel, die als dünner Lichtstrahl das Album beschließt.

Man will sich gar nicht ausmalen, was die Jungs geritten hat, so ein Album aufzunehmen, aber man kann es ihnen voll und ganz danken. Rubberoom sind hardcore, kreativ, einzigartig und trotzdem potentiell für jeden Head interessant - wenngleich es eine Zeit dauert, sich mit diesem Album anzufreunden, woran einige gar komplett scheitern werden. Das Schicksal meinte es leider nicht gut mit Rubberoom, denn nachdem ein eventueller Hype mit dem Label-Tod schnell verschwunden war, beließ man es als Gruppe (zumindest bis zum heutigen Tag) bei "Architechnology", bei dem Dark-Ambient-Ansätze auf knallharte Drumlines und ebenso schonungslose Raps treffen und für ein wahres Unikat sorgen, das zwar sicherlich nicht perfekt ist, das sich jeder aber mindestens einmal anhören sollte.

8.1 / 10

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