Sonntag, 26. Juni 2011

Edo. G - A Face In The Crowd


Release Date:
17. Mai 2011

Label:
Envision Entertainment

Tracklist:
01. Fast Lane
02. Life (Interlude)
03. I Was There
04. Stop It
05. Rappers (Interlude)
06. Dummies (Feat. Bishop Lamont & Def Jeff)
07. Black Power (Interlude)
08. Righteous Way
09. Like That (Feat. Special Teamz)
10. Beat (Interlude)
11. Only You (Feat. Amandi)
12. Aint Gonna Wait
13. Drink Up
14. One Two (Feat. JTronious)
15. Life (Feat. Chali 2na)
16. Speak Ur Mind (Feat. M-1)
17. World On My Shoulders (Feat. Made Men)
18. Time Bomb (Outro)

Review:
Mit dem Release-Jahr 2011 feiert Edo. G sein 20-jähriges Bestehen in der Szene (bezogen auf das Release seines Debüts). Grund genug, diese zwei Jahrzehnte vor dem inneren Auge und mit Blick auf Edo vorbeiziehen zu lassen. Dabei fällt schnell auf, dass der Mann zwar oft seine Finger im Spiel hatte, aber keine großen Revolutionen losgetreten hat, dass seine Veröffentlichungen vorwiegend zu jenen gehörten, die im Schwall mit vielen ähnlichen Scheiben erschienen (auch wenn Edo dabei durchaus starkes Material veröffentlichte) - so gesehen ist der Titel "A Face In The Crowd" also mehr als zutreffend. Ähnlich erging es auch seinem jüngsten Projekt mit Masta Ace. Nun ist er wieder solo unterwegs und heuert für sein neues Album beim gänzlich unbekannten Envision Ent. an.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Da es davon in letzter Zeit scheinbar nicht genug gab, hatte Edo den äußert originellen Einfall, schon mit dem Cover den Eindruck eines Retro-Albums zu erwecken. Noch weniger Laune machen die Tracktitel, die trotz recht interessanter Gäste Befürchtungen, hier in eine Früher-war-alles-besser-Jammerparty zu stolpern, noch schüren. Gerade Edo, der nie zum Schlag der versiertesten Emcees zählte, sollte es sich nicht leisten, auf inhaltlicher Ebene im Kloakenbrei der Einfallslosen zu rühren bzw. sein Album undurchdacht und ohne halbwegs wasserdichtes Konzept ins Rennen zu schicken. Weitere Zweifel bringen die Produzenten: Einmal Premo, sonst ein bunt und willkürlich anmutender Haufen um Namen wie M-Phazes, Statik Selektah und Konsorten. Zusammengefasst hat der Skeptiker mal wieder allen Grund, sich in seiner Existenz bestätigt zu sehen, doch sollte er sich auch die Zeit nehmen, sich von "Fast Lane" umstimmen zu lassen. Wie schon auf "The Truth Hurts" erledigt die Edo-Premo-Kombo den Anfang, was erneut in höchst erfreulichem Maße gelingt. Da stört es nicht, dass der Song fast schon unverschämt nach "Say Something" bzw. einer direkten Kopie klingt: Der Flow ist derselbe, die Art und Weise, wie Edo sich als weiser Veteran inszeniert, selbst der Stil der Lyrik (man vergleiche "Either everything is workin', or you workin' for everything" von damals mit "If the people don't change, change the people around you") weist Parallelen auf. Nach dem gelungenen Beginn stellt sich heraus, dass Edo mit einer Reihe (nur teilweise nötiger) Interludes sogar etwas Struktur in sein Album bringt, welches er selbst als BoomBap zum Entspannen bezeichnet. Das trifft für den Großteil der Songs dann in der Tat auch zu, Revolutionen werden hier keine mehr losgetreten. Müssen sie aber auch nicht, denn "A Face In The Crowd" sind besonnene Minuten, in denen sich der Veteran Edo mit dem Hörer auf einen Drink hinsetzt, um ein wenig zu plaudern. Seine schönsten Züge nimmt das in "Drink Up" an, das (liebevoll aus bekanntem Sample-Material gebastelt) an der Bar Platz nimmt und die erwartungsgemäße Aufzählung diversester Probleme stilvoll unternimmt. Auch der "I Was There"-Track ist unverblümt unversteckt vorhanden, doch dank eines schönen, Soul-geschwängerten Instrumentals von M-Phazes und Edo's voller und reifer Stimme lässt sich das gar nicht so uninteressante Namedropping wesentlich besser ertragen als etwa beim Herrn KRS. Ebenso selbstverständlich ist es jedoch, dass das Albumkonzept an einigen Stellen weniger begeistert: "Like That" ist auch mit Gästen langweilig, ebenso gibt es in "Dummies" vor allem Beat-wise wenig zu sehen bzw. hören. Ne-Yo-Verschnitt Amandi macht das ohnehin zu weiche "Only You" zusätzlich unattraktiv, "Righteous Way" dagegen ist wesentlich genießbarer, wenngleich der HipHop-Head dieses Curtis-Mayfield-Sample wahrscheinlich schon irgendwo in effektiverer Umsetzung gehört hat. Der Rest der LP hält dieses solide Niveau, ohne weitere Überraschungen zu bieten, bis "Time Bomb" mit einem Sample aus Stacy Parelta's "Crips And Bloods"-Doku das Album beendet.
Ganz offensichtlich hatte Edo mit seinem neusten Album nicht vor, nochmal große Wellen zu schlagen, denn das lässt schon der Aufbau der Platte nicht zu. Man kann natürlich in Frage stellen, ob es dann überhaupt ein Album gebraucht hätte, doch wer einem altgedienten Rapper dabei zuhören will, wie er sich zurücklehnt und in aller Ruhe die Dinge diskutiert, die ihn beschäftigen, der ist bei Mr. Ed O.G. gut aufgehoben. Das Ergebnis sind einige sehr hörenswerte Tracks, einige, die das Gegenteil sind, und noch ein ganzer Haufen gut hörbares Material, das niemandem wehtun und auch sonst spurlos an den Geschichtsbüchern vorbeiziehen wird. Wer "A Face In The Crowd" allerdings einwirft kann den Großteil laufen lassen, ohne skippen zu müssen - der good ol' BoomBap wurde schon schlechter praktiziert.

5.9 / 10

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