Freitag, 10. Juni 2011

Craig Mack - Project: Funk Da World


Release Date:
20. September 1994

Label:
Bad Boy Records

Tracklist:
01. Project: Funk Da World
02. Get Down
03. Making Moves With Puff
04. That Y'All
05. Flava In Ya Ear
06. Funk Wit Da Style
07. Judgement Day
08. Real Raw
09. Mainline
10. When God Comes
11. Welcome To 1994

Review:
Wenn man über die frühen Zeiten von Bad Boy spricht, darf man diesen Mann nicht vergessen: Craig Mack startet seine Karriere als Teenager unter dem Alias MC EZ mit einer Single im Jahr 1988. Auf der Suche nach einem Record Label bekommt er dann von einem gewissen Puff Daddy Wind. Man trifft sich in einem Club, Craig kickt einen Freestyle und kassiert einen Feature-Auftritt bei Mary J. Blige sowie einen Deal als erster Künstler auf Puffy's frisch gegründetem Label. 1994 nimmt er sein Debüt auf und wenngleich ein gewisser Notorious B.I.G. in Sachen Ruhm mit doppelter Geschwindigkeit links an ihm vorbeirauscht, wandern im Schatten des eine Woche jüngeren "Ready To Die" mehr als eine halbe Million Exemplare von "Project: Funk Da World" über die Ladentische.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
So ganz stimmt das Schattendasein Craig Mack's zwar auch nicht, doch zumindest rückblickend ist beim durchschnittlichen Rap-Hörer nicht viel übrig geblieben von diesem Mann, seinem unverwechselbaren Stimmorgan und seinem Markenzeichen-"Boiii"-Ausruf. Während auf Gäste fast komplett verzichtet wird (ein obligatorischer Puffy-Aufritt ließ sich wohl nicht vermeiden), sind für die Instrumentals neben selbstproduzierten Tracks Rashad Smith und fünfmal Easy Mo Bee zur Stelle, was nicht nur hypothetisch gut klingt. Feinste 90s-Rhythmussektion gab es sogar auf Bad Boy in dessen frühen Tagen en masse. Betrachtet man dazu den Emcee Craig, so dürften sich sehr verschiedene Meinungen finden, schließlich ist lyrischer Anspruch nicht das, womit der Herr punktet - und genau das könnte dem einen oder anderen auf voller Spielzeit sauer aufstoßen. Es geht hauptsächlich um die Funk-Invasion, mit der Craig die Welt zu überziehen gedenkt und die auch seinen Frühneunziger-Swag nährt. Wer also auf der Suche nach ernsten Tönen ist, der ist an der falschen Adresse. Wer allerdings offen für den fraglos lässigen Vibe der Platte ist, der wird sich im richtigen Moment königlich daran ergötzen, wie Mack ausladend über seine fetten und funkigen Instrumentals flext. Man muss zwar fast zwei Minuten in das eröffnende "Project: Funk Da World" eintauchen, um diesen Genuss erstmals wahrzunehmen, doch dann dauert es nur wenige Sekunden, bis die dichten Sound-Schwaden Besitz der Hörorgane ergreifen. Puffy'sche Weichspülerei? Marktorientierung? Von wegen. Es ist unschwer herauszuhören, dass Mack genau das treibt, wonach ihm der Sinn steht, und das beschert dem Hörer einen Kracher wie "Get Down" (wieder mit langem Intro), in dem Easy Mo Bee seine damalige Unfehlbarkeit auf ein Neues relaxed-spielerisch in eine Audio-Spur meißelt. Da ist es unmöglich, Craig's "Can I get down?" zu verneinen. Er selbst zeigt an den Boards zwar ebenfalls Talent, der unangefochtene Beat-Fürst dieser LP ist allerdings Mo Bee, der Kopfnicker aus dem doppelten Boden seiner SP zaubert, die mitnichten als Biggie-Restmaterial abgetan werden sollten. "Judgement Day" ist ein weiteres derartiges Kunststück, dem es die Dopeness die Arschritze nach oben drückt, während Craig Mack die Wack-MC-Gemeinde dem jüngsten Gericht vorführt. Es spricht für sich, dass selbst der Puffy-Song (unschwer in der Tracklist zu identifizieren) ohne Kritikpunkte davonkommt. Frei von selbigen ist "Project: Funk Da World" dann aber doch nicht, an einigen Stellen ist nicht alles wunderbar: "Real Raw" lässt ein wenig den sonst so präsenten Groove vermissen, "That Y'all" leidet an trockenem Beat und einer wahrhaft miserablen Hook und "Welcome To 1994" ist nicht wirklich das, was man einem Unbefangenen als qualitativ repräsentatives Material dieses Jahrgangs vorspielen würde. Bezüglich populärer Qualitätsware eignet sich da schon viel eher "Flava In Ya Ear", das es so erfolgreich schafft, die Brücke zum Mainstream zu schlagen, dass (J-Lo sei's gedankt) Leute, die noch nie von Craig Mack gehört haben, diesen Track feiern, während sich auch der HipHop-Head dafür erwärmen kann. Ein wenig Moralpredigt schließt sich dann sogar noch im letzten bisher unerwähnten Highlight, "When God Comes" (natürlich wieder Easy Mo Bee), an. Mit Lines wie "And radio ya need to be ashamed / For pumping murder, murder, murder all up in our brain" oder "I watched drugs and guns take control / I even watched how the devil took the Black woman's soul / They ain't got respect no more / When your ass is on the camera you ain't nothing but a whore" bringt Mack es dabei erstaunlich gut auf den Punkt.

Es mag dieser Tage eines von vielen Neunziger-Releases sein, doch Craig Mack's Debüt ist durchaus ein wenig mehr. Es ist der Beweis, dass das frühe Bad Boy mehr war als nur Biggie, es ist ebenfalls der Beweis, dass es ein Release auf Bad Boy gibt, das frei von Absatzbestrebungen und geprägt vom Geist des Interpreten ist. Bei allem Lob ist Craig Mack, wenngleich ein für elf Tracks sehr angenehmer und sympathischer Entertainer, kein Ausnahme-Emcee und auch einige Songs versäumen es, auf Dauer zu gefallen. Deshalb ist "Project: Funk Da World" kein herausragendes, aber ein durchaus gutes und empfehlenswertes 90s-Release, das man auf jeden Fall gehört haben darf.

6.7 / 10

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