Sonntag, 22. Mai 2011

Del The Funky Homosapien - Golden Era


Release Date:
19. April 2011

Label:
The Council

Tracklist:
01. Break The Bank
02. Calculate
03. Double Barrel
04. Makes No Sense
05. One Out Of A Million
06. Pearly Gates
07. Raw
08. Upside Down
09. Descending
10. Fallout

Review:
Dafür, dass er eine der schillerndsten und herausragendsten Figuren der HipHop-Szene ist (wer ihn einmal gehört hat, der wird sich an ihn erinnern), war es in letzter Zeit recht still um Del The Funky Homosapien. 2008 ließ er sich kurzzeitig auf Def Jux für ein inzwischen großteils wieder vergessenes "Eleventh Hour" nieder, ein Jahr darauf setzte es eine Kollabo mit Tame One. Außerdem gab es noch das kostenlose Download-Album "Funk Man" sowie zwei digitale Alben ("Automatik Statik" und "It Ain't Illegal Yet"). Doch all dies erregte kaum Aufmerksamkeit. Das wird sich wohl auch nicht mit Del's neustem Unternehmen ändern, für das ihm The Council zur Seite steht: "Golden Era" ist ein Dreiteiler, presst "Funk Man" und "Automatik Statik" erstmals auf CD und enthält obendrein noch wesentlich interessanteres - nämlich neues - Material.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Mit zehn Tracks und unter 40 Minuten gestaltet sich der exklusive, neue Teil von "Golden Era" recht überschaubar, doch da komplett auf Hilfe von außen verzichtet wurde, muss man nicht fürchten, zu wenig von Del zu bekommen. Der gewählte Titel klingt nach einer dieser Renaissance-Touren, die sich nostalgisch in Vergangenem verlieren, was an sich schon nicht notwendig ist, aber gleich noch viel unmittelbarer die Frage nach der Notwendigkeit aufwirft, wenn man an "Parallel Uni-Verses" zurückdenkt, das eine solche Retro-Tour bereits stilvoll absolvierte. Diesbezüglich darf glücklicherweise Entwarnung gegeben werden, denn Del's Ziel ist ein anderes: "Things can't stay the same, they got to change, get that in your brain!" heißt es schon im ersten Song. Natürlich hat dem Funky Homosapien niemand seine gute Laune genommen, weswegen der ganze Longplayer von seinem Signature-Flow überzogen ist, der Lines wie "passin' you the wild card / Anything's possible when I drop a flow" hervorbringt. Ist also alles wie gehabt? Nein, leider ganz und gar nicht, denn irgendwo bei der Planung von "Golden Era" scheint man vergessen zu haben, einen fähigen Produzenten an Del's Seite zu stellen, denn was einem hier so entgegenschallt kann kaum ernst gemeint sein. Der Opener "Break The Bank" ist zwar harmlos, aber noch ganz nett, doch was dann folgt ist nicht feierlich: Im als experimentell-relaxed gedachten, aber letztendlich lediglich lärmenden "Double Barrel" ist Del wirklich der einzige Grund, dass der Track nicht sofort implodiert. Der Großteil der Songs plätschert aber in schamloser Langeweile vor sich hin, wäre dabei wohl gerne ein wenig oldschoolig bis jazzy (denn wenn schon, dann bezieht Del's goldene Ära sich wohl auf die auslaufenden Achtziger), erreicht sein Ziel aber praktisch nie. Lediglich "One Out Of A Million" macht als gut gelaunter Kopfnicker richtig Spaß, wenn man nach weiteren Lichtblicken sucht mag man eventuell noch "Raw" nennen. "Makes No Sense" könnte sich auf dessen Wahl ins Album-Lineup beziehen, adressiert aber Nonsens-Raps, die für Del wohl zu zahlreich in der Szene vertreten sind. Mit der kaputten Szene beschäftigt Del sich sehr oft, unter anderem auch im (erneut) öde-trockenen "Upside Down", was natürlich nicht ohne Ironie anzuhören ist, wenn sich kurz davor ein Skip-Track wie "Pearly Gates" sonnt und das Album sein Ende mit einem Nervtöter wie "Fallout" nimmt, bei dem sich wirklich jede Sympathie für Del in Luft auflöst.

Es ist schlichtweg unbegreiflich, wie ein derart talentierter Künstler ein solches Album vorlegen kann. Del's Stimme ist eine der einzigartigsten, witzigsten und angenehmsten der Rap-Szene und trotzdem schafft es der Mann, durch stinklangweilige Monotonie am Schluss selbst einschläfernd zu klingen. Das Problem liegt allerdings nicht bei Del selbst, sondern bei den Beats, die man beinahe als Frechheit bezeichnen möchte. Ironischerweise stellten Tame One und Del auf ihrem "Flashback"-Track selbst die Frage, was mit der Szene passiert sei - nun kann man diese Frage gleich an Del zurückgeben. Ganz gleich wie egal ihm der Rest der Szene ist, mit "Golden Era" trägt er doch zum selbst beklagten Verfall bei. Dabei sollte es für ihn eigentlich kein Problem sein, sich ordentliche Produzenten zu suchen und mit dem nächsten Projekt (vielleicht Deltron?) wieder gute Musik aufzunehmen.

3.9 / 10

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