Mittwoch, 27. April 2011

Zion I & The Grouch - Heroes In The Healing Of The Nation


Release Date:
22. März 2011

Label:
Z&G Music

Tracklist:
01. Invitation (Feat. Brother Ali)
02. Leader
03. Victorious People (Feat. Freeway & The R.O.D. Project)
04. Drop It On The 1
05. It's Goin' Down (Feat. Jacob Hemphill)
06. I Used To Be A Vegan
07. Rockit Man (Feat. Silk E)
08. Be A Father To Your Child (Feat. Roy Ayers)
09. Healing Of The Nation
10. Frankenstein
11. Plead The Fifth (Feat. Codany Holiday, Fashawn & Casual)
12. Test Of Time (Feat. Marty James)
13. Journey To Forever (Feat. Mystic & Eric Rahmney)
14. Like A G (Feat. Los Rakas)

Review:
Selten genug passiert es, dass ein Kollabo-Projekt wie jenes von Zion I und The Grouch, die anno 2006 "Heroes In The City Of Dope" veröffentlichten, in eine zweite Runde geht. Die drei Westküstler gönnen sich für ihr zweites gemeinsames Album sogar ihr eigenes Label, Z&G Music. Den Schritt kann man ihnen natürlich nicht verübeln, schließlich erhielt der Vorgänger ein recht positives Feedback. Das einzig Verwunderliche dabei ist höchstens das Zeitmanagement von Amp Live, der im letzten Jahr sein eigenes Album sowie "Atomic Clock" zu produzieren hatte. Woher genau er also die Zeit für "Heroes In The Healing Of The Nation" nimmt, ist eine Frage, die sich nur mit einer sehr hohen Arbeitsmoral beantworten lässt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass die Qualität unter dem hohen Output leiden könnte, war von Anfang an unwahrscheinlich, viel bedeutender sind die teils fragwürdigen Einfälle und Blickrichtungen, die das alternative Duo Zumbi und Amp gerne einschlägt. Das ist auf "Heroes In The Healing Of The Nation" nicht anders, denn The Grouch wirkt keinen merklichen Einfluss auf den Sound aus, wenngleich ihn seine Eingliederung am Mic natürlich trotzdem nicht zum Nebendarsteller degradiert. Zuerst sollte aber kurz auf das Albumkonzept eingegangen werden, das als Fortsetzung des ersten Teils eine positive Botschaft vermitteln soll. Man kann es auf die morbide HipHop-Szene oder die kränkelnde Gesellschaft münzen, Z&G ehren die Helden, die mit kleinen Schritten positive Veränderungen bewirken - "Our heroes are us" heißt es so schön im von Ali gesprochenen Intro. Das erlaubt es Grouch und Zumbi, ein breites Themenspektrum abzugrasen, was auch geschieht. Die heilenden Helden motivieren, hauen selbst auf den Putz und beobachten ihre Umwelt mit scharfem und nie zu ernstem Auge. Vielleicht sogar noch eine ganze Ecke variationsreicher gibt sich Amp Live, dessen Soundteppich wahnwitzige Sprünge aufweist. Da wäre zum Beispiel "Victorious People", ein recht harmloser Kopfnicker mit soften Streichern, der außerdem einen dick aufgetragenen Chorus erhält und an dem es wenig auszusetzen gibt - vor allem die (bei Zion I und den Living Legends fraglos anwesende) Backpacker-Gemeinde wird sich hier freuen, wohingegen direkt im Anschluss mit "Drop It On The 1" eine radikale Kehrtwende eingelegt wird: Synthies fliegen durch die Luft, ein simpler Beat gibt den Takt an, es gibt ein in Dubstep-Sphären abdriftendes Finale und eine vollkommen schräge Hook bohrt sich unmittelbar ins Ohr des Hörers, überzieht dabei die Charme-Grenze jedoch ein wenig. Dieses Problem hat die LP an einigen Stellen: Amp macht zwar durchgehend einen sehr guten Job, bei dem es immer Spaß macht, die vielschichtigen Instrumentals in ihrer Detailverliebtheit und all ihrer Abwechslung nachzuvollziehen, manchmal verrennt er sich jedoch in Sackgassen, aus denen der Song als Ganzes nicht mehr zu retten ist. "Healing Of The Nation" beispielsweise trägt zwar zur Vielfältigkeit bei, stellt sich mit seinen rockigen Gitarren aber als unpassend heraus. "I Used To Be A Vegan" ist recht öde und wird erst durch die Lyrics interessant, die dem Gesundheitswahn und der peniblen Kategorisierung zu Leibe rücken. Erstaunlicherweise ist sogar noch Platz für nicht besondere Tracks: "Rockit Man" ist zusätzlich eintönig und wenig prickelnd, "Plead The Fifth" dagegen geht als Kritik an der voreingenommenen Judikative in Ordnung. Ansonsten geht das Konzept gut auf: "It's Goin' Down" ist allerhöchstes Niveau und verbindet die faszinierend eingängige Stimme von Jacob Hemphill mit Trompeten zu einem poppigen, radiotauglichen und verdammt stimmungsvollen Song, der ironischerweise den harten Alltagskampf zum Thema hat. Bläser und Xylophon veredeln "Be A Father To Your Child", das schon mit dem Titel mehr sagt als ein Großteil anderer Songs, und schließlich wäre da noch der Schlussteil, den man Amp Live nochmal hoch anrechnen muss: "Journey To Forever" bindet seinen Chorus auf ein paar markante Gitarren-Akkorde, während das nachdenkliche Stück in seinen acht Minuten dank hoher Abwechslung nicht langweilig wird, was auch für "Like A G" gilt, das nicht etwa auf Gangster macht, sondern ("like a G.O.D.") nochmals zur Verwirklichung der eigenen Ziele aufruft.

Eines kann man The Grouch und Zion I ganz gewiss nicht vorwerfen, nämlich das Fehlen von progressiven Ideen. Wenn sich andere Künstler auch nur eine Scheibe von der Einzigartigkeit dieses Projekts abschnitten, hätte das Genre ein Problem weniger (selbst auf inhaltlicher Ebene gibt es die eine oder andere Abwechslung). Z&G treiben diesen Variationsreichtum fast schon zu bunt, sodass in ihrem zweiten gemeinsamen Album zu viele verschiedene Dinge stecken, zumal einige davon (nicht nur für den HipHop-Head) weniger erfreuliche Pfade beschreiten. Wenn dabei dieselbe Zahl guter Tracks wie hier herauskommt, wird man das allerdings auch in Zukunft in Kauf nehmen. Für ein Top-Album sollte man sich jedoch etwas fokussieren, denn "Heroes In The Healing Of The Nation" ist dafür doch etwas zu durchwachsen.

6.2 / 10

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