Mittwoch, 27. April 2011

Pharoahe Monch - W.A.R. (We Are Renegades)


Release Date:
22. März 2011

Label:
Duck Down Records

Tracklist:
01. The Warning (Feat. Idris Elba)
02. Calculated Amalgamation
03. Evolve
04. W.A.R. (Feat. Immortal Technique & Vernon Reid)
05. Clap (One Day) (Feat. Showtyme & DJ Boogie Blind)
06. Black Hand Side (Feat. Styles P & Phonte)
07. Let My People Go
08. Shine (Feat. Mela Machinko)
09. Haile Selassie Karate (Feat. Mr. Porter)
10. The Hitman
11. Assassins (Feat. Jean Grae & Royce Da 5'9")
12. The Grand Illusion (Circa 1973) (Feat. Citizen Cope)
13. Still Standing (Feat. Jill Scott)

Review:
Er ist die Definition eines Rap-Unikats und hat nicht nur deswegen hamsterbackenweise Respekt gebunkert. Dies ist umso verwunderlicher, als der Mann aus Queens die Welt in den letzten Jahren nicht mit Alben oder etwa Feature-Auftritten überflutet hat. Ganz im Gegenteil, gemessen an der Länge seiner Karriere gibt es nicht viele Kollegen mit ähnlich geringem Output. Deshalb ist es natürlich etwas Besonderes, wenn Pharoahe Monch sein neues Album ankündigt, deshalb stört es auch nicht groß, ein Jahr darauf zu warten. An dieser Stelle darf man dann kurz ein Dankeschön an Duck Down richten, das einem Künstler wie Monch die Möglichkeit gibt, ein Album wie "W.A.R." nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Selbst das Apronym kann man Monch irgendwie nicht krummnehmen, zumal man es mit dem, was es auf der Scheibe zu hören gibt, immerhin rechtfertigen kann. "We Are Renegades" soll von Anfang bis Ende ein Appell sein. Dieser beschäftigt sich natürlich mit altbekannten Themen, aber in guter Aufbereitung hat das noch niemanden gestört. Und wo schon von guter Aufbereitung die Rede ist, kann man eigentlich gleich beim Intro einsteigen, für das Schauspieler Idris Elba verpflichtet wird. Der Hörer wird in ein düsteres Setting geworfen und lauscht einer mittels noch unbekannter Technologie aus der Zukunft von einem US-Soldaten geschickten Audiobotschaft, die als "Warning" die höchst geheimen Informationen, die das sich anschließende Album sein soll, zum Inhalt hat. So wirklich geheim sind die Infos natürlich nicht, denn Monch's Stil, seine Themen aufzubereiten und dabei die persönliche Note (mit regelmäßigem Wechsel in die erste Person) stark zu gewichten, kennt man nicht erst seit gestern, zumindest bekommt man jedoch mal wieder ein sinnvolles und gutes Intro geboten. Neu, aber keineswegs überraschend sind einige der Produzenten, die hinzugezogen werden, als da wären: M-Phazes mit vier Beiträgen, Exile, Marco Polo und noch einige andere. Doch Namen sind bei P-Monch nicht von Bedeutung, denn der Protagonist wählt sich den Sound, den er für seine Platte haben möchte, bewusst aus, was dazu führt, dass "W.A.R." ein gutes Stück vom Standard entfernt spielt. Wie schon auf "Desire" ist der teils besinnliche, sehr Soul-geschwängerte Anteil wieder gut vertreten, was durch das Hinzuziehen zahlreicher ihre Sache gut machender Sänger noch offensichtlicher wird. Paradebeispiel hierfür ist das grandiose "Let My People Go", das sich mit Chor-Backup und überragender Darbietung von Monch als eines der Juwelen dieser LP manifestiert. Zu den restlichen Tracks gehört auch das aufs Intro folgende, etwas chaotische "Calculated Amalgamation", das beattechnisch vielleicht nicht überragend ist, als verlängerte Einleitung aber bestens funktioniert und vor allem den Weg für "Evolve" ebnet, das als erstes Highlight mit einem ruhigen Beat von Exile mehr als genug Platz für Pharoahe Monch's Ergüsse bietet. Später kommen dann noch besagte Sänger dazu, etwa Mela Machinko mit einer starken Performance in "Shine" oder Phonte für "Black Hand Side". Thema ist zumeist das, was seinerzeit schon die Spirituals füllte: die Situation der afro-amerikanischen Bevölkerung. Ins Kreuzfeuer kommen dabei natürlich auch die weithin geliebten Gesetzeshüter, wie im klassischen M-Phazes-Tune "Clap" (der das aufrüttelnde Albumthema perfekt einfängt). Doch auch ein Pharoahe Monch macht nicht alles richtig: Mr. Porter hätte auf "Haile Selassie Karate" nicht unbedingt sein müssen, "The Hitman" plätschert etwas zu unaufgeregt vor sich hin. Ganz im Gegensatz zu "Assassins", das den Auftritt des Killer-Trios durch ein ausschweifendes Intro amüsant aufbläst, wobei es natürlich unnötig zu erwähnen ist, dass bei einem Aufeinandertreffen von Monch, Grae und Royce in jedem Fall die Fetzen fliegen. Das gilt selbstredend auch, wenn Immortal Technique (offenbar kommt ein politisch motiviertes Album nicht mehr ohne den Hardcore-Sozialisten aus) engagiert wird, wenngleich der Peruaner viel zu grobschlächtig durch die Hook heizt, ohne einen Part dazulassen. Das genaue Gegenteil gibt es in "The Grand Illusion" mit einem wehmütigen Citizen Cope (und einem P-Monch, der sich ein paar schwammige Gedanken über die heutige Gesellschaft macht), während "Still Standing" nochmals die volle Packung Soul rekrutiert und einen erwartungsgemäß pathosgeladenen Ausstieg garantiert.

"W.A.R." hat vielleicht nicht den inhaltlichen Nährwert, den das dramatische Intro verspricht, ist dafür aber von der ersten bis zur letzten Sekunde 100% Pharoahe Monch. Wenige Künstler können sich selbst so treu bleiben, ohne dabei an keiner einzigen Stelle Vorwürfe von Stillstand zu kassieren. Pharoahe scheint das ganz nebenbei zu machen, nur um ein weiteres Mal zu demonstrieren, dass er immer noch zu den besten Emcees gehört, die aktiv im Game unterwegs sind. Dies ist kein Release eines gestrandeten Künstlers, dem Duck Down den letzten Strohhalm gereicht hat, "W.A.R." strotzt alles in allem vor Vitalität. Dass die Höchstnoten trotzdem nicht fallen, ist eher kleinen Macken geschuldet, die sich letzten Endes aufsummieren, außerdem fehlen die ganz großen Momente, zu denen vielleicht ein nicht vertretener, deftiger Kracher hätte zählen können. Beschweren will man sich aber eigentlich nicht, denn Monch's drittes Soloalbum ist auch so empfehlenswert.

6.9 / 10

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