Donnerstag, 14. April 2011

Lupe Fiasco - Lasers


Release Date:
08. März 2011

Label:
Atlantic Records

Tracklist:
01. Letting Go (Feat. Sarah Green)
02. Words I Never Said (Feat. Skylar Grey)
03. Till I Get There
04. I Don't Wanna Care Right Now (Feat. MDMA)
05. Out Of My Head (Feat. Trey Songz)
06. The Show Goes On
07. Beautiful Lasers (Two Ways) (Feat. MDMA)
08. Coming up (Feat. MDMA)
09. State Run Radio (Feat. Matt Mahaffey)
10. Break The Chain (Feat. Eric Turner & Sway)
11. All Black Everything
12. Never Forget You (Feat. John Legend)

Review:
Selbst einem Publikumsliebling wie Lupe Fiasco bleiben die unerfreulichen Aspekte das Major-Label-Daseins wohl nicht erspart. Über drei Jahre hat es seit "The Cool" gedauert, und in dieser Zeit durfte Lupe's nicht kleine Fan-Base miterleben, wie sich das eigentliche nächste Album "LupE.N.D." teilte, wie Titel gewechselt wurden und wie man schließlich bei "Lasers" - einem Wort, das dem Herrn Fiasco laut Eigenaussage schon immer gefiel - landete. Die Zahl der Tracks, die in der Zwischenzeit veröffentlicht und wieder vergessen wurden, ist ebenfalls beachtlich, letzten Endes scheint Atlantic sogar mit dem Gedanken gespielt zu haben, "Lasers" gar nicht zu veröffentlichen, was prompt eine Fan-Kampagne nach sich zog, mit deren Hilfe das Album nun erscheint.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Lupe selbst vertritt zu dem Album eine komische Meinung: Die Musik sei dope, doch wenn er an die Tracks und die qualvollen Eskapaden, die deren Entstehung mit sich zog, denke, bleibe nur ein neutrales Gesamtbild. Eskapaden, die anscheinend so schlimm waren, dass der arme Lupe zwischenzeitlich suizidale Gedanken hegte - es soll sogar Leute auf der Welt geben, die noch schlimmere Probleme haben. Die bedenklichen Botschaften reißen an dieser Stelle allerdings nicht ab: Entgegen "The Cool" gibt es diesmal kein Konzept, "Lasers" sei eine lose Ansammlung adäquat gesinnter Tracks. Da Lupe ebenfalls verlauten ließ, dass man viel radiotaugliches Material und insgesamt positive Vibes finden werden könne, konnte man sich diese Gesinnung schon vorab zusammenreimen. Es scheint also, als sei der zweite Interpret der Scheibe Atlantic Records. Da verwundert es kaum, dass die ersten Reaktionen der Medienwelt sehr schwankend ausfielen. Der Grund: "Lasers" sei zu poppig, zu verwässert, zu R'n'B-lastig, inhaltlich morsch und überhaupt nicht so, wie Lupe zu sein habe. Ja, es wird nach Kräften gemeckert und geweint, ganz offensichtlich mehr, als auf die Musik gehört wird. An jener Front nämlich knüpft Lupe mit dem Opener "Letting Go" mehr oder weniger bei "The Cool" an und kickt trübselige Lines über einen atmosphärisch ähnlich ausgerichteten Musikuntersatz. Auch mit dem zweiten Track bleiben die Korken auf den Flaschen, "Words I Never Said" rumpelt Drum-schwer mit Synthies ein und gibt einen akzeptablen Untersatz für grob als Systemkritik zusammenzufassendes, ausschweifendes Gebrabbel, das hier mal die US-Außenpolitik ankratzt, an anderer Stelle gegen Obama feuert (denn pro Obama ist dieser Tage schließlich nicht mehr angesagt) und den Nahostkonflikt mit einem oberflächlichen Auftritt einplant - insgesamt also genau der substanzlose Mix, den man bei Conscious-Rappern gerne lobt. Trotzdem bedankt man sich für die Denkanstöße und begibt sich in den wesentlich fröhlicheren Hauptteil. Steter Begleiter sind Lupe's Gäste, denen hauptsächlich das Ausgestalten der Hooks zufällt. Sie sind es zumeist auch, die diesem Hauptteil den anscheinend nicht ganz willkommenen, radiotauglichen Charakter verpassen. Ein Track wie "Out Of My Head" ist zwar selbst ohne den leicht feminin säuselnden Trey Songz Streichelzoo-Material, doch auch so wurde das alles schon wesentlich schlechter abgewickelt. Für unbeschwerten, leicht verdaulichen Rap mit positiver Message wende man sich an "The Show Goes On", eine perfekte Gratwanderung zwischen lockerer Eleganz und derzeit angesagtem Mainstream-Sound, oder wahlweise "Till I Get There", bei dem ein einfacher Piano-Loop sowie Kick und Snare für gute Laune und einen Lupe, wie man ihn auch auf "The Cool" hätte finden können, sorgen. Fehlerfrei ist die LP natürlich nicht: Was mit "State Run Radio" bezweckt werden wollte, bleibt unklar, "Beautiful Lasers" versagt trotz solider Emo-Lyrics, die Lupe's depressive Phase während der Aufnahmen zum Album behandeln, auf Sound-Ebene als auch in der Hook, für die der ehemalige Pooh Bear und nun MDMA nervtötend croont. Seine beiden weiteren Auftritte sehen da schon besser aus, wenngleich er lediglich das Mainstream-Appeal garantierende Werkzeug ist, dessen Auftritte an keiner Stelle essenziell sind. Gerade ein Song wie "I Don't Wanna Care Right Now" besticht vorrangig mit feschem Electro-Sumpf und einem bombenstark aufgelegten Lupe. "Coming Up" ist eine weitere Feel-Good-Nummer, in die MDMA (erneut mit Auto-Tune) sogar recht gut passt. Mit "Break The Chain" schließt sich ein pseudo-tiefgründiger Song an, den man (Sway hin oder her) schnell vergessen hat, das nette "All Black Everything" (Lupe's Lieblingssong auf der Platte) malt ein Luftschloss, das kurz gesagt keinen Rassismus kennt und eine utopische Welt beschreibt, zu deren Verwirklichung Lupe gegen Ende aufruft. Als krönender Abschluss bleibt noch "Never Forget You", das ein großartig träumerisches Instrumental auffährt, während John Legend demonstriert, wie eine Hook zu klingen hat, und Lupe sich an diverse Ereignisse seines Lebenswegs zurückerinnert.

An dieser Stelle muss gefragt werden, woher die überwiegende Kritik an dieser Platte kommt. Mal abgesehen vom total bescheuerten Backronym, in das der Titel gezwängt wurde, verrichtet Lupe unter den anzunehmenden Atlantic-Vorgaben einen guten Job. Ohne Frage hätte das alles nicht ganz so Mainstream-fixiert sein müssen, zweifelsohne hört man an einigen Stellen, dass sich Elemente in Songs finden, die ein Independent-Release wahrscheinlich nicht mit sich gebracht hätte, bezüglich der Texte wird keine Revolution angezettelt und darüber hinaus ist "Lasers" auch kein überragendes Album. Doch wer beschwert sich, dass dieser Lupe nicht mehr der alte sei? Schon zwischen "Food & Liquor" und "The Cool" klafft eine beachtliche Lücke, und jene zwischen "The Cool" und "Lasers" ist keinesfalls größer. Man sollte das "Konzept", unter dem die hier zu hörenden Tracks ausgewählt wurden, akzeptieren und genießen, was Lupe daraus gemacht hat, denn Pop-Rap wird an wenigen anderen Orten so gut umgesetzt wie bei Lupe Fiasco.

6.0 / 10

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