Mittwoch, 27. April 2011

Da Circle - 360° Deal


Release Date:
22. Februar 2011

Label:
Viper Records

Tracklist:
01. Intro (Wuddup?!?!)
02. Circle Anthem
03. Reality Check
04. Revolution (Feat. Hasan Salaam)
05. Smack
06. Napalm (C.O.W.) (Feat. Immortal Technique)
07. Cuff Da Fists
08. 4 Profits (Feat. Ill Bill & Math Hoffa)
09. Going Crazy
10. Red Devil Lies
11. Time Zone (Feat. Chino XL)
12. Militia (Feat. J Arch, CF & Poison Pen)
13. Swallowtics
14. In Da Groove
15. Spanish Fly
16. Underground
17. Outro

Review:
Welch Glück, dass man sich auch in absehbarer Zeit nicht darüber beschweren können wird, dass die Realness-Prediger im HipHop aussterben. Hier hat man es wieder mit zwei solchen Exemplaren zu tun, genannt Da Circle. Das Duo, das bei der Namenswahl fraglos einen Kreativitätserguss hatte, besteht aus Fatz D' Assassin und Goodtime Slim, welche die Bronx bzw. Brooklyn ihre Heimat nennen. Die beiden besuchten die High School of Graphic Communication Arts und machten ihre ersten Rap-Schritte in einer sechsköpfigen Gruppe, die schnell wieder zerfiel. Als Da Circle setzt man die Bestrebungen fort und gewinnt nach einiger lokaler Aufmerksamkeit in der Battle-Szene den Zuspruch von Ringrichter Poison Pen, was den Bogen zum jetzigen Signing bei Viper Records und dem Debütalbum "360° Deal" spannt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Auch wenn die beiden neben zwei Mixtapes schon ein Album in der Pipeline hatten, das aufgrund negativen Feedbacks an fast allen Ecken und Enden wieder eingestampft wurde, darf "360° Deal" als die erste Reifeprüfung der zwei New Yorker angesehen werden. An Bord von Viper Records und damit als Teil von Immortal Technique's Rebel Army spricht eigentlich alles für politisch geladene Revoluzzer-Kost, wie man sie zumindest nicht überall zu hören bekommt. Doch die äußeren Bedingungen trügen, denn kurz gesagt ist Da Circle nicht viel mehr als ein typischer Eastcoast-Act ohne jedes weitere Markenzeichen. Das herauszufinden ist weder sonderlich schwer noch dauert es besonders lang, nämlich so lange, bis im "Intro" Eddie Murphy und das "Life"-Sample verstummen, um Bunny Sigler's bereits (zu) oft verwendetem "Half A Man" Platz zu machen. Spätestens an dieser Stelle sollte man sich jeglicher törichter Hoffnungen, dass sich auf diesem Album noch etwas ändern, etwas Aufregendes passieren könnte, entledigen. Da Circle sind so haargenau Post-2000-Retro-BoomBap, dass es nicht selten schmerzt. Das mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, schließlich finden sich im Producer-Lineup auch Namen wie Buckwild oder Sick Jacken, doch kurz gesagt ist alles an "360° Deal" unangenehm bieder. Das fängt dabei an, dass sowohl Fatz als auch Slim genau so spucken, wie sie aussehen: erwachsen, gemächlich, unaufgeregt. Gerade die Tatsache, dass das Duo als Newcomer trotzdem die souveräne Veteranen-Schiene (man erinnere sich an The UN im Jahre 2004) hätte fahren können, dies aber vollkommen verschläft, ist ärgerlich. Man klingt schlichtweg wie der nächste "Früher war alles besser"-Jammerer, ohne dabei eigene Akzente zu setzen. Fast alle angesprochenen Themen sind dem großen Buch der Austauschbarkeit entnommen, lediglich "Red Devil Lies" hat als Fingerzeig auf das böse Geld als Motivation für Übel einige gute Zeilen parat, doch prompt ist der Beat zum Einschlafen. Ironischerweise wird kurz davor selbst zur Monetenhatz geblasen, wenn Buckwild in "4 Profits" den besten instrumentalen Untersatz der Scheibe serviert. Ansonsten legen Da Circle ausführlich ihre Ansichten über die wahren HipHop-Werte (die gar nicht so verkehrt sind) dar (z.B. "Reality Check"), untergraben sich jedoch beständig durch die eigene Mittelmäßigkeit. Da macht selbst ein Immortal Technique im natürlich systemfeindlichen "C.O.W." keinen großen Spaß, wähernd ein seine Gastgeber an die Wand rappender Chino XL ebenfalls auf recht verlorenem Posten kämpft. "Swallowtics" ist ganz solide gemacht, wenngleich der hundertste Track über orale Blockabfertigung keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlockt - ebensowenig wie feuchte Träume über rassige Latinas in "Spanish Fly". Gut gefertigte Tracks wie "Militia", "In Da Groove" oder das "Outro" sind Schadensbegrenzung, Blumentöpfe gibt's dafür jedoch keine.

Es ist das immergleiche Problem, nur noch etwas verschärfter. Dabei ist es natürlich amüsant, dass Da Circle im festen Glauben ins Feld ziehen, ein Statement für die rechte Sache abzugeben, während ihr Debüt in Wirklichkeit nur ein weiterer Beweis dafür ist, dass man mit der rezeptgetreuen 08/15-Retro-Schiene nur noch sehr selten etwas reißen kann. Fatz und Slim können nichts dafür, die Szene braucht zwei solche Kerle im Moment einfach nicht. Hart gesprochen kann man Immortal Technique darüber hinaus den Vorwurf machen, dass seine Rebel Army mit solchen Mitgliedern nichts ausrichten wird. Um diesem Theater jedoch ein Ende zu machen: "360° Deal" heißt: zwei ambitionierte Rapper, die nichts Neues zu erzählen haben, ihren Job oft nicht verkehrt machen, aber auf so ausgetretenen Pfaden wandeln, dass der Hörer neben einigen akzeptablen Tracks vorwiegend Gleichgültigkeit verspürt.

3.9 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen