Sonntag, 27. März 2011

Shabazz The Disciple & DJ Extremidiz - Hood Scripturez


Release Date:
04. November 2010

Label:
Metal Barz Records

Tracklist:
01. The Opening
02. The Kite
03. Heist (With A Vengence)
04. Wolvez
05. Brooklyn Niggaz
06. Article 2
07. Self Defence
08. State Of Emergency
09. Projects Unda Seige (F.E.M.A.)
10. Dem Huntin' Blood
11. The Bush Verdict
12. Police In Helicoptah
13. Hood Selassie
14. Shabazz For Prezident
15. Heir To The Throne
16. Jewelz
17. Headtime Story (Pilgrimz Story)
18. All Who Believe
19. The Savior (Hidden Scrollz)
20. The Stoning
21. The Sun Of Man Must Suffah (Feat. Hell Razah & Aslan)
22. Blood Of The Saintz
23. Hate The Whore
24. High Court
25. Higher Clemency
26. Eve Of The Apocalypse
27. Brimstone & Fiyah
28. The Closure
29. Page 2 (The Sabbath)

Review:
Nicht weniger als fünf Jahre ist es her, seit die Ankündigung zu diesem Album erstmals im Netz erschien. Damals kontaktierte der Kanadier DJ Extremidiz den Eastcoast-Veteranen Shabazz, um an einem gemeinsamen Song zu arbeiten. Die Chemie stimmte, aus einem Song wurde eine EP und dann ein vollwertiges Album. Das war auch recht schnell fertig - nur die richtigen Bedingungen für eine Veröffentlichung sind weder zu diesem noch einem baldigen späteren Zeitpunkt erfüllt. Da ist es kaum zu glauben, dass es nun doch noch zu einer Veröffentlichung kommt - bisher aber auch nur in digitalem Format auf Extremidiz' eigenem Label Metal Barz. Für die CD-Sammler steht zumindest eine materielle Veröffentlichung in Aussicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass der Herr, der ein halbes Dutzend fertiger Alben in der Hinterhand haben soll und der immer noch als erstklassiger Spitter bekannt ist, "neue" Musik auf die Welt loslässt, ist natürlich eine interessante Begebenheit. Neben einem leider (noch) etwas orientierungslosen Projekt der T.H.U.G. Angelz und zwei auf Chamber Musik releasten Scheiben, die hauptsächlich altes Material zusammenfassten, reicht die letzte Veröffentlichung von 'Bazz ins Jahr 2003 zu Battle Axe Records zurück, und auch dort wurde nur Material zusammengefasst. Ein echtes Debütalbum ist "Hood Scripturez" aber auch nicht, der Begriff "Street-Album" ist wohl der passendste. Nachdem das mit Video bestückte und eher mäßige "Brooklyn Niggaz", eine weitere Hymne auf den größten Bezirk New Yorks und im Angesicht von "BKBS" nicht wirklich notwendig, recht schnell nach Albumankündigung erschien, gilt es nun für Extremidiz, der Welt zu beweisen, dass er ein würdiger Ersatz für Wunschproduzenten wie 4th Disciple ist. Darüber hinaus muss noch die extrem aufgeblähte Tracklist mit 29 Anspielstationen erklärt werden: Shabazz hält es für nötig, fast jeden Track mit einem Interlude einzuleiten und zu erläutern. Dass das ganz ungeachtet der Qualität Unmut hervorrufen würde, war abzusehen - doch dazu später mehr. In erster Linie ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass dieses Werk keinesfalls so unnötig ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Hier rappt zwar nicht genau derselbe Shabazz wie 1994, die Thematik aber hat sich wenig geändert. Eine noch größere Überraschung ist wahrscheinlich die Produktion von Extremidiz, die den Sound, mit dem man Shabazz verbindet, perfekt rekreiert. In höchst beeindruckender Weise gelingt es Ex', den rohen Charakter, der Shabazz so exzellent zu Gesicht steht, in seine Beats zu packen und dabei nicht altbacken dazustehen - ein Manifest der harmonierenden Zusammenarbeit der beiden ist "Self Defense", eine bitterböse Abrechnung mit dem Arm des Gesetzes ("Y'all lockin' niggas up for murder, but we learned it from you"), bei der die wütenden Wortsalven nachhaltig von Extrimidiz in Szene gesetzt werden. Damit darf nun auch ein Wort zu den zahllosen Interludes verloren werden: Da sie inhaltlich mehr zu bieten haben als ein Großteil vieler anderswo zu findender Songs, gut in den Albumfluss eingebunden wurden und teils mit so guten Instrumentals unterlegt sind, dass man sie sich auf voller Spielzeit wünscht (man höre "Blood Of The Saintz"), gibt es bis auf einige Ausnahmen ("The Kite") keinen Grund zur Beschwerde. Auf Seiten der vollwertigen Tracks findet sich ein weiterer Frontalangriff auf eine staatliche Einrichtung, nämlich das von Hörnern und knackiger Snare getriebene "F.E.M.A.". Doch damit hat die Systemkritik noch lange kein Ende. Tookie Williams' Hinrichtung motiviert "Higher Clemency" mit einem im Singsang schwelgenden Shabazz, die solide Slick-Rick-Interpretation "Headtime Story" geht mit der Kritik bis zu den Gründervätern zurück und schließlich wäre da noch ein Vermächtnis der Zeit, zu der dieses Album entstand: "The Bush Verdict" lässt gebündelter Wut und Unzufriedenheit Richtung Bush-Regierung freien Lauf. "Heist (With A Vengeance)" dagegen ist ein Rachefeldzug, der streckenweise an "Thieves In Da Nite" erinnert. Darüber hinaus finden sich natürlich noch Hinweise auf die persönliche Ideologie, die einen "Hood Selassie" ebenso zulässt wie Bibel-Verweise, hier hauptsächlich in "Hate The Whore" zu finden. Die einzigen Gäste nehmen neben einem raustimmigen Shabazz in "The Sun Of Man Must Suffah" Platz, während auf dem Weg durchs Album noch ein an die "War Trilogy" angelehnter Track auftaucht und schließlich mit "Page Two" eine erstaunlich gute Fortsetzung seiner wohl legendärsten Zeilen gegeben wird, die nah am Original liegt, aber nicht zu sehr kopiert.

Viel kann man Shabazz und Extrimidiz nicht vorwerfen: Klar, der Skits hätten es nicht gar so viele sein müssen, über schlechte Gestaltung ebenjener kann man sich allerdings beileibe nicht beklagen. Noch eher stört es da vielleicht, dass inhaltlich nichts Neues passiert und der Shabazz-Fan an einigen Stellen Konzept-Recycling erkennen wird. Doch wer will sich bei dem Niveau, auf dem dies alles geschieht, schon beschweren. Schließlich kommt man nicht daran vorbei, lobende Worte auszupacken, vor allem auch für Extremidiz, der als vollkommener Niemand genau das schafft, was man so vielen Neunziger-Helden wünscht: Auf "Hood Scripturez" weht ein Sound, der ins Jahr 2010 passt und trotzdem ein Dutzend Jahre in die Vergangenheit zeigt. Dass sich dieses Duo offiziell zu einer Gruppe zusammengeschlossen hat und bereits an einem neuen Album arbeitet, ist also nur zu begrüßen.

6.7 / 10

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