Sonntag, 30. Januar 2011

Snowgoons - Kraftwerk


Release Date:
07. Dezember 2009 (US) / 28. Januar 2011 (DE)

Label:
ihiphop Distribution / Goon MuSick

Tracklist:
01. Snowgoons Dynasty (Feat. Freestyle)
02. The Uncrushables (Feat. Ill Bill, Sicknature & Sabac Red)
03. Put Em Up (Feat. N.B.S. & Slaine)
04. Can't Go On Like That (Feat. Torae & Skyzoo)
05. Dangerous Ways (Feat. The Closers (Red Eye & Shabaam Sahdeeq) & Bekay)
06. Who's Side (Feat. Side Effect)
07. We Nah Play (Feat. Banish, Crooked I & Beenie Man)
08. Warlords (Feat. UG, IDE, Alucard, Jise & Freestyle)
09. Road Warriors (Feat. Sadat X, Fel Sweetenberg & Punchline)
10. Three Bullets (Feat. Esoteric, Mykill Miers & Qualm)
11. The Real And The Raw (Feat. M-Dot & Jaysaun)
12. No Favors (Feat. Wise P & Sauce Money)
13. The Madness Begins (Feat. Outerspace & Banish)
14. Statue (Feat. Virtuoso)
15. The Beast (Feat. Lateb)
16. Big Bang Bomb (Feat. Lady Repo)
17. Rotten Apple (Feat. Ice Water, A.G., Nutso & Tre Seven)
18. Global Domination (Feat. Lord Lhus, Sean Strange, Sicknature & Psych Ward)
19. Cold Dayz (Feat. F.T., Lord Willin & Reef The Lost Cauze)

Review:
Wer dachte, er käme im Jahr 2010 ohne die Snowgoons davon, der hat sich geschnitten. Seit 2007 droppt die Nummer Eins der deutschen Produzentenexportprodukte in den US-Underground jährlich ein Album (im letzten Jahr sogar zwei) und definiert dabei wieder und wieder den Standard bezüglich vollbepackter, Eastcoast-lastiger Producer-Alben mit. Wenngleich abzusehen ist, dass sich daran auch mit der vierten Runde des MC-Schaulaufens nichts ändern wird, gibt es doch einige Änderungen zu vermelden: DJ Waxwork geht inzwischen eigene Wege und reduziert die Goons nunmehr auf DJ Illegal und Det. Daran zu stören scheint sich bei "Kraftwerk" glücklicherweise aber niemand.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Spätestens jetzt sollte man, wenn man alle bisherigen Alben der Goons mitverfolgt und gehört hat, an dem Punkt angelangt sein, an dem die benutzten Formeln bekannt und vertraut sind. Spätestens jetzt sollte man zum Schluss gekommen sein, dass zur Aufrechterhaltung des durchaus überraschend hohen Niveaus der drei bisherigen Producer-Alben ein paar neue Impulse vonnöten sind. Doch "man" entspricht ganz offensichtlich nicht dem Großteil der Goons-Hörer, weswegen Illegal und Det nicht im Entferntesten daran denken, das Erfolgsrezept zu modifizieren: Wieder trudelt eine Unzahl an MCs ein, die wie schon bei "Trojan Horse" nicht mehr durchgehend bekannt sind - da die Snowgoons inzwischen selbst eine Instanz sind, dürfen auch neue Gesichter präsentiert werden (auch wenn dem Connaisseur der Großteil vertraut sein sollte). Gemein haben die Gäste nicht übermäßig viel, "Kraftwerk" ist wieder einmal ein großes Aufeinandertreffen zum Austausch von Battle-Raps. Das alles ist natürlich absolut kein Problem, denn vollends geschlossen sind solche Alben nie; solange also die Beats genügend Schubkraft aufbieten, sollte es wenig Grund zur Kritik geben. Dass Illegal und Det sich keine halben Sachen vorgenommen haben, legt zumindest das eröffnende "Snowgoons Dynasty" nahe: Langsam, aber bestimmt erfolgt der Einstieg, auf dass kurz darauf düstere Streicher die Zügel in die Hand nehmen und einen feurigen Beat antreiben, dessen einziger Schönheitsfehler die falsche Wahl Gastes ist: Freestyle in Ehren, doch ein Chief Kamachi hätte an dieser Stelle besser ausgeteilt. Für die restlichen 18 Tracks wettern erwartungsgemäß Drumlines, immergleiche Cuts, Streicher und Bläser, was in einigen starken und leider auch einigen austauschbaren Songs endet. "Three Bullets" mag losstürmen, wie es will, man wird das Gefühl nicht los, diese Vorstellung bereits besucht zu haben. Das Déjà vu ist der größte Feind der Goons - bleibt es aus, erhält man zumeist die besten Tracks: "The Real And The Raw" flippt sein gepitchtes Voice-Sample (natürlich ebenfalls kein neues Utensil im Goons-Werkzeugkasten) so erstklassig, dass man sich unweigerlich daran erinnert fühlt, wie gut von Zeit zu Zeit diese deutschen Beats von Illegal und Det sind. Andere Songs allerdings werfen ganz andere Fragen auf: Was hat Beenie Man im ohnehin etwas oberflächlichen "We Nah Play verloren? Gedenkt "Put 'Em Up", neben seinen vertraut klingenden Streichern nur mit Representer-Gehabe und übertriebener Kick zu punkten? Hat es das durch und durch austauschbare "Big Bang Bomb" nur auf die LP geschafft, weil man auch eine weibliche Spitterin im Lineup haben wollte? Leider bringen es dann auch gestandene Haudegen wie Virtuoso nicht zur Bestleistung, was natürlich teilweise Sicknature's Beat (ob der Däne die von Waxwork gerissene Lücke bei den Goons vollständig füllen soll, scheint noch nicht klar) in die Schuhe zu schieben ist. Das Creative-Juices-Team macht in "Warlords" zwar keine schlechte Figur, ist aber auf seinen eigenen Lo-Fi-Produktionen besser aufgehoben. Ill Bill dagegen stehen dramatische, voluminöse Instrumentals mit furiosem Chorgesang bestens zu Gesicht, "The Uncrushables" ist dementsprechend gelungen (wenn auch nicht wirklich etwas Besonderes). Weitere hervorstechend gute Momente werden von "Road Warriors" und vor allem vom abschließenden, leicht melancholisch gehaltenen "Cold Dayz" markiert, in dem Lord Willin und Reef Gelegenheit bekommen, sich über mediale Missstände auszukotzen.

"Kraftwerk" knüpft nahtlos an "The Trojan Horse" an und bekommt genau deshalb kleine Probleme: Es gibt nicht viele Künstler, die wieder und wieder dasselbe tun können, ohne dabei Abnutzungserscheinungen aufzuweisen. Und während man zugeben muss, dass den Snowgoons genau das noch erstaunlich gut gelingt, bleibt inzwischen die Euphorie bei manchen Songs, nach deren exaktem Strickmuster man bereits eine Handvoll kennt, aus. Ein wenig mehr Kohärenz bei der Wahl der Gäste wäre darüber hinaus wünschenswert. Da die Goons auch mit zunehmender Zahl an Auswärtsproduktion Gefahr laufen, sich selbst auszuschlachten, darf man gespannt sein, wie das nächste Album ausfällt. "Kraftwerk" ist immer noch ein schwer ordentliches Album, das aber ganz knapp hinter seinen Vorgängern zurückfällt.

5.9 / 10

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