Sonntag, 30. Januar 2011

SmooVth - Little Boy Blue


Release Date:
23. November 2010

Label:
Digi Crates Records

Tracklist:
01. Slow It Down
02. Happiness
03. One Of Those Nights
04. Little Boy Blue
05. Girl
06. I'm Still Here
07. Deep Shadows
08. Me, Myself And I
09. Where You Goin'
10. Wish
11. Splash N Dash (feat. Hus)
12. What's Mine Is Yours
13. Ackronyms

Review:
Während in diesem Jahr Hempstead vorrangig wegen einem Album - "Marcberg" - von Belang war, werkeln zwei andere Vertreter aus Long Island ebenfalls kräftig und nimmermüde weiter: Hus hat sein Digi Crates Records zu einem handfesten Label mit diversen Releases ausgebaut, SmooVth war damit beschäftigt, sein zweites Album aufzunehmen. Und pünktlich zur Fertigstellung bedarf es nicht mehr der Hilfe von Domination Recordings, nein, "Little Boy Blue" lässt sich direkt bei und über Digi Crates erwerben. Ungestört der geringeren Aufmerksamkeit, die man so eventuell in Kauf nimmt, gilt es, dem Album auf den Zahn zu fühlen, schließlich ist die Output-Rate bei Tha Connection nach wie vor alarmierend hoch.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Bisher allerdings hatten Hus und SmooVth immer genügend fähige Produzenten zur Hand, um ihre zahlreichen und teils halboffiziellen Releases mit starken Beats zu unterfüttern. Gerade dieser Umstand schlägt auch hier wieder durch und verwundert erneut: Eine Horde von großteils unbekannten Produzenten bildet ein großes Netzwerk von Künstlern, die allesamt eine ähnlich gerichtete und miteinander äußerst verträgliche Schiene fahren und zudem ein überraschendes Niveau an den Tag legen. So und nicht anders war es bei "Checkmate" und so ist es auch wieder bei "Little Boy Blue". Mit von der Partie sind diesmal Langzeit-Kollabopartner DJ Kryptonite, Labelmates Fresh Sly und Ackryte sowie einige andere Namen: Pawel G, Brous One, Baker, Darkitect, AGQ, Tape Roc und Side Effect. Wer das erste Album oder auch Connection-Werke kennt, der wird sich fragen, ob es nennenswerte Änderungen zu früheren Releases gibt. Im Großen und Ganzen darf gesagt werden, dass SmooVth sich selbst treu bleibt, mit bloßer Kopie hat man es jedoch trotzdem nicht zu tun. Als erstes und auffälligstes Merkmal wurde die Tracklist erheblich gekürzt, während die LP mit unter 40 Minuten ebenfalls keinen Marathon bereithält. Grund zu voreiliger Beschwerde sollte es deswegen nicht geben, denn mit der Komprimierung erfolgt zugleich eine leichte Intensivierung und Verlagerung der Atmosphäre: "Checkmate" gab den kompletten Radius des Connection-Tellers wieder, "Little Boy Blue" dagegen fokussiert noch mehr die - man findet kein passenderes Wort - smoothen Elemente; besser als in diesem Fall kann man seinen eigenen Namen kaum unterstreichen. Die Lyrics sind dabei laut Eigenaussage erwachsener und nachdenklicher, was sich bestätigen lässt. Die Rhymes selbst sind zumeist sehr simpel gehalten und dank SmooVth's Klasse am Mic doch immer schwer prägnant und on point. Lines wie "Biggie said it best, I'm going back to Cali / But I learned from Biggie, I ain't gonna go without a vest" sind keine Erleuchtungen, sie kommen schlichtweg genau zum richtigen Zeitpunkt - in diesem Fall auf einem der absoluten Prachtstücke, dem herrlich relaxten "Where You Goin'" - und machen die Raps durchgehend zum Genuss. Da die Beats zum Großteil ebenfalls mitspielen, steht weiteren Highlights nichts im Weg: Schon der Anfang ("Slow It Down") gerät butterweich und gleichzeitig elegant, kurze Zeit später laden SmooVth und Tape Roc zu "One Of Those Nights", das den Hörer in einer Wolke eines instrumentalen Kunstwerks bettet und zum Träumen einlädt, nur um nach viel zu kurzen zweieinhalb Minuten in den nächsten Höhepunkt überzugehen: Der Titeltrack "Little Boy Blue" beinhaltet natürlich Kindheitserinnerungen, die von Krypto so kunstvoll und launemachend begleitet werden, dass man unter Umständen direkt auf Repeat landet. Dies ist insofern verständlich, als der Mittelteil zwar ernster, aber gleichzeitig auch weniger stark ausfällt. Im hinteren Teil gibt es dafür nochmal eine Vergütung: "Wish" ist weiterhin nachdenklich und diesmal dank Brous One ein echter Leckerbissen, der erneut ein sehr langsames Tempo fährt. Nach einem Gastauftritt von Hus gibt es noch eine Saxx-Note im behaltenswerten (und, wer hätte es gedacht, wieder königlich entspannten) "What's Mine Is Yours".

Man hat es hier mit einer dieser Scheiben zu tun, die nur für bestimmte Anlässe gut ist. Wer sein Auto mit der richtigen Musik füttern will, der wird nicht zu "Little Boy Blue" greifen. Wer sich ein paar ruhige Minuten alleine illustrieren möchte, dem sei diese Scheibe dafür umso mehr ans Herz gelegt. Generell wendet sich SmooVth mit diesem Longplayer an alle, die einen Moment zum Durchatmen suchen. Dank der meist vorzüglichen Verköstigung, die er von seinen Produzenten erhält, darf man SmooVth nach "Checkmate" erneut zu einem guten Album gratulieren, das in Sachen Geschlossenheit den Vorgänger sogar noch überholt. Furore wie beim Nachbarn Marciano wird es zu Recht nicht geben, doch wer über "Little Boy Blue" stolpert, der wird es nicht bereuen.

6.6 / 10

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