Sonntag, 30. Januar 2011

Gangrene - Gutter Water


Release Date:
22. November 2010

Label:
Decon Records

Tracklist:
01. Intro
02. Boss Shit
03. Not High Enough
04. Gutter Water (Feat. Raekwon)
05. Get Into Some Gangster Shit (Feat. Planet Asia)
06. Take Drugs
07. Chain Swinging
08. Wassup Wassup (Feat. Fashawn & Evidence)
09. All Bad
10. Breathing Down Yo Neck (Feat. MED)
11. From Another Orbit (Feat. Roc C)
12. Ransom
13. Standing In The Shadows
14. Brass Knuckle Rap (Feat. Guilty Simpson)
15. Not Leaving (Feat. Big Twins)

Review:
Dass diesem Projekt Jaylib-Vergleiche bis zum Abwinken um die Ohren gewatscht würden, war praktisch vorprogrammiert. Der zweite Jackson-Bruder Oh No und dann noch ein illustrer Name wie The Alchemist in einem Mashup aus Beats und auch (in beiden Fällen die Zweitpriorität bekleidenden) Raps, da juckt es jeden Redakteur natürlich mächtig in den Fingern. Ob der Zusammenschluss als Gangrene eine komplett unbefangene Betrachtung verdient hat, sei dahingestellt, die Arbeitsmoral und der Status, den beide Charaktere innehaben, macht "Gutter Water" in jedem Fall zu einem Album, das interessante Minuten verspricht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Aus heiterem Himmel sind Gangrene ja beileibe nicht gefallen, zumal Alchemist's Draht zur westküstlichen Backpacker-Szene zu seinen Anfängen zurückreicht. Ein Projekt wie dieses, das schon hinsichtlich des Designs wesentlich eher im verwachsenen Schrebergarten von Oh No zu spielen scheint, ist trotzdem keine Alltäglichkeit für ALC, während Herr No mit seinen sonstigen Projekten an nicht wenigen Hörern vorbeizieht und hier Gelegenheit hat, ein größeres Publikum zu erreichen. Komplettiert wird das Bild durch ein gesundes Aufgebot an Features, das wiederum keine Überraschungen bietet. Doch das ist auch nicht deren Aufgabe, denn obgleich es weder Oh No noch der inzwischen als vollwertiger Rapper selbstdeklarierte Alchemist am Mic faustdick hinter den Ohren haben und demnach ein wenig Abwechslung nicht verkehrt ist, sind die Raps natürlich nicht der Hauptfokus der Scheibe. Der liegt im Zusammenspiel der beiden doch recht unterschiedlichen Produzenten, die hier ein überraschend harmonisches Bild abgeben. Manche Beats lassen sich zwar klar zuordnen, andere jedoch treffen sich gekonnt in der Mitte und sorgen dafür, dass man sich nie zu sehr wie in einer bloßen Gegenüberstellung fühlt. Ob der LP ein klares Konzept vor Augen schwebt, ist nicht direkt auszumachen, wahrscheinlicher ist, dass großteils Spaß und Gras am Steuer saßen. Doch wie wir alle wissen ist das im HipHop mitnichten eine verkehrte Kombo, die schon zu mancher Großtat führte - hier allerdings nicht. Damit sei dem Album sein Unterhaltungswert definitiv nicht abgesprochen - denn Spaß macht "Gutter Water" durchaus -, nur der ganz große Wurf ist es nicht geworden. An einigen Stellen muss dazu noch angestrichen werden, dass vor allem die Alchemist-Raps etwas zu sehr zur Nebensache werden - der Mann ist nunmal (so sehr er das selbst wohl anders sieht) in erster Linie Produzent. Auch ein routinemäßiger Auftritt vom in letzter Zeit etwas zu präsenten Raekwon ("Gutter Water") reißt niemanden vom Hocker. Ein erfrischender Gast dagegen ist der derzeit schwer gehypte Fashawn, der zudem vom dicken Unterbau von Oh No in "Wassup Wassup" profitiert. Die Blickrichtung ist immerhin durchgehend lobenswert - keine Ausreißer in peinliche oder unpassende Gefilde. Das bewahrt den Doc und den Alchemist zwar nicht vor einigen mittelmäßigen Tracks, garantiert aber, dass "Gutter Water" als Ganzes hörenswert ist. "Standing In The Shadows" und "Brass Knuckle Rap" zählen zweifelsohne zu den schwachen Momenten, die Alchemist mit Schmuckstücken wie "Chain Swinging" oder "Get Into Some Gangster Shit" selbst wieder ausbügelt. Die Mehrheit der Top-Tracks stammt trotzdem von Oh No, auf dessen Kappe das abgedrehte "Ransom", das inhaltlich etwas fragwürdige "Take Drugs" und vor allem das abschließende "Not Leaving" (mit einem überraschend guten Twins) gehen.

"Gutter Water" ist genau das Projekt, das man sich bei einer Zusammenarbeit von Alchemist und Oh No vorstellt. Vielleicht ist das schon ein Schlag in die Rippen für No und ALC, die vielleicht mehr Überraschungselemente miteinzubauen gedachten. Der eigentliche Knackpunkt, wieso die Scheibe aber keine wirklich hohen Wertungen abstaubt, ist das Fehlen von Knallern, die über der schmutzigen Sample-Schlacht und für sich alleine stehen. Bei der Frage, wer von beiden Protagonisten die bessere Figur macht, darf man getrost Oh No als Antwort geben, denn der Madlib-Bruder legt eine höhere Qualitätsdichte bei den Beats und eine bessere Form am Mic an den Tag. Insgesamt darf "Gutter Water" jedem, der die Kombo aus Oh No und ALC potentiell interessant findet, empfohlen werden, ein Bombenalbum sollte aber niemand erwarten.

6.2 / 10

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