Sonntag, 30. Januar 2011

Cap D - PolyMath


Release Date:
26. Oktober 2010

Label:
All Natural Inc.

Tracklist:
01. King Of The Mountain (Feat. Brother Ali)
02. Champion Anthem
03. I Got U
04. Who, What, Where, When, Why, How, Crush
05. Crush
06. Chicago Five-O
07. Life Is A Hustle (Feat. Tragedy Khadafi)
08. Addiction
09. All I Want
10. Think
11. Respect
12. Watch Your Step
13. Live My Life

Review:
Man hat wohl zugegebenermaßen eher auf einen Nachfolger zu All Natural's "Elements|Fire" gewartet als auf ein neues Solo von Capital D, doch wer möchte sich bei der relativ plötzlichen Ankündigung zu hier vorliegendem Album schon beschweren? Cap D zählt so oder so zu den fähigsten Emcees, die Amerika's drittgrößte Stadt je hervorgebracht hat. Zu Tage getreten ist das neben Werken von All Nat vor allem in den ersten beiden Soloalben, während selbst das dritte noch eine weniger dichte, aber trotzdem schwer genießbare Atmosphäre aufzubauen vermochte. Wohin er sich also mit dem inzwischen schon (man möchte es kaum glauben) vierten Album wendet, steht in den Sternen, in jedem Fall darf man an "PolyMath" durchaus Erwartungen stellen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Der Erstling wartete mit intensivem Storytelling auf, der Zweitling war eines der politisch getränktesten Alben des Jahrzehnts und 2007 unternahm Cap - schon nicht mehr so konzeptgebunden - einen Blick Richtung Golden Era. Was also ist diesmal das Thema der Platte? "PolyMath" wird übersetzt als "Universalgelehrter" und darf in Bezug auf den hauptberuflichen Anwalt Cap D sicherlich eher in den Raum gestellt werden als bei vielen anderen Rappern. Die Implikation, es hier mit einem Bisschen von allem zu tun zu haben, kann diese Tatsache allerdings auch nicht schönreden. Denn ein wirkliches Konzept hat "PolyMath" nicht. An einigen Stellen lässt Cap D den kritischen Beobachter zum Vorschein kommen, der "Insomnia" veredelte, doch dabei sei nicht vergessen, dass jenes sechs Jahre älteres Album in Eigenregie entstand - hier wird viermal auf Illmind sowie u.a. auf No I.D., Yuani oder K-Kruz gesetzt. Ein Fehler, wie sich herausstellt. Was auf "Return Of The Renegade" noch ganz gut funktionierte, verleitet hier zur Verhärtung der Annahme, dass ein Album heutzutage (vor allem dann) nur selten gelingt, wenn hinter mehr als 70% der Tracks verschiedene Produzentennamen stehen. Vor allem der in einem ungesund breiten Spektrum tätige Illmind beraubt die Scheibe eines gewissen Charakters, und die restliche Gemeinde werkelt leider nicht viel besser. Nun muss natürlich angemerkt werden, dass man sich immer noch im Kontext der qualitativ äußerst hochwertigen Diskographie eines Capital D bewegt, dass der Eingangsschwall an Kritik also noch lange kein Mülltonnenrelease verheißt. Schließlich ist Cap D ein Spitzenemcee, der sich in Tracks wie "Addiction" ein Thema ordentlich zur Brust nimmt und in seine starken Zeilen packt. Dass ihm im Beispielfall ein nur leicht überdurchschnittlicher Beat und eine schwache Hook zu schaffen machen, ist dabei eine ganz andere Baustelle, die allerdings das Bild der LP mitprägt. Da erinnert man sich an "Insomnia" und ein eher düsteres Soundbild, das die politisch motivierten Tracks perfekt untermalen konnte. Auf instrumentaler Ebene in eine ähnliche Richtung schlagen hierauf genau die zwei Tracks, die Cap D selbst produziert und die - kaum eine Überraschung - die Highlights ausmachen: "Chicago Five-O" rechnet mit dem lokalen Arm des Gesetzes ab, "Champion Anthem" ist der inoffizielle Titeltrack. Dem gegenüber stehen einige Ärgernisse: "Respect" und "Think" sind (trotz ansprechender Thematiken) nicht miserabel, aber mit ihren Voice-Samples doch recht unpassend. "Crush" leidet, abgesehen von einem nicht in Bestform auftretenden No I.D., an einer schwer versemmelten Hook und "Life Is A Hustle" recycelt ganz schamlos Tragedy's (zugegebenermaßen viel zu kurzes) "Intimate Vision" zu einem vollwertigen Song, dessen leichte Modifikationen es nicht gebacken bekommen, auf ein Niveau mit der Vorlage zu kommen. Das zweite bzw. erste Feature, Brother Ali, kommt immerhin auf dem soliden "King Of The Mountain" zum Tragen, bis auf das unerfreuliche "I Got U" und das gelungen abschließende "Live My Life" nisten sich die restlichen Stücke in einem gut hörbaren, aber für Cap D doch enttäuschenden Qualitätsstreifen ein.

Künstler wie Capital D haben die hohen Ansprüche, die an sie gestellt werden, selbst verschuldet und dürfen sich demnach nicht beschweren, wenn man von einem Werk wie "PolyMath" enttäuscht ist. Cap's viertem Longplayer hätte eine klarere Marschrichtung nicht geschadet, hätte vor allem eine Einschränkung der Gastproduzenten gut getan. Es ist schlichtweg unbegreiflich, wie ein herausragender Produzent wie Cap fast vollständiges Outsourcing bei seinen Instrumentals betreibt - zumal die Wahl nicht so klug getroffen wird wie einst noch mit einer vollständigen Ausstattung der Molemen. Die positiven Eindrücke überwiegen zwar immer noch, doch wer sich vom Titel "PolyMath" ein ähnlich tiefgründiges und stimmungsvolles Album wie "Insomnia" versprochen hat, der wird bitter enttäuscht sein.

6.1 / 10

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