Samstag, 30. Oktober 2010

Hell Razah - Heaven Razah


Release Date:
28. September 2010

Label:
Nature Sounds

Tracklist:
01. The Arrival (Intro)
02. Negro Angelitos
03. Book Of Heaven Razah
04. Medical Kush
05. Raised In Hell
06. Fear Of God
07. Cinematic
08. Return Of The Renaissance (Feat. R.A. The Rugged Man)
09. Kids In The Street
10. A Brooklyn Tale (Feat. Shabazz The Disciple)
11. Selah (A Thug's Prayer)
12. Dear Lord (Project Heaven)
13. My Testimony (Feat. Darnell McClain)
14. Heaven On Earth (Feat. Timbo King & Darnell McClain)
15. Armageddon (Heaven & Hell)

Review:
Zurück aus dem Reich der Halbtoten: Nachdem Hell Razah vor dreieinhalb Jahren mit der Veröffentlichung seines offiziellen Debüts eine Release-Flut ankündigte, die sich in der Folgezeit in der Tat zu bewahrheiten schien, war es die letzten zwei Jahre überraschend still. In die Öffentlichkeit meldet er sich 2010 abseits der Musik mit der Nachricht zurück, dass er sich im Krankenhaus und im Koma befinde. Das Album namens "Heaven Razah", das bereits nach "Renaissance Child" angekündigt wurde und das als zweites auf Nature Sounds erscheinen würde (und deswegen auch groß und breit als Sophomore angekündigt wurde), sei aber schon fertig. Inzwischen geht es Razah wesentlich besser, er ist auf Reha und kann die Veröffentlichung miterleben.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wäre nicht bekannt, dass Razah's Krankenhausaufenthalt nach Abschluss der Aufnahmen stattfand, man hätte dieses Album als logische Folge davon angesehen: Ein wiederauferstandener, noch geläuterterer Razah illustriert schon auf dem Cover den mit Engelsflügeln bewerkstelligten Aufstieg von Hölle zum Himmel, um dem schon länger angekündigten Namenswechsel bestmöglichen Ausdruck zu verleihen. Abgesehen von der Fragwürdigkeit der sich bereits im Voraus abzeichnenden Intensivierung gewisser lyrischer Interessen stellt Razah dann aber doch recht interessante Eckdaten zusammen: Auf zu viele Gäste wird verzichtet, in der Produzentenliste tummeln sich mit 4th Disciple, Mathematics, Bronze Nazareth, Godz Wrath und Ayatollah ganz eindeutig die richtigen Namen und selbst Dev 1 (ganze viermal und somit am häufigsten vertreten) ist alles andere als ein Stümper. Das ändert zwar nichts daran, dass Razah auf der Performance-Ebene weiter von den hungrig-heiseren Anfangstagen abdriftet und weiterhin die Parallelen zu Killah Priest pflegt, sollte aber selbst die kritischsten Hörer wohlwollender stimmen. Gerade deshalb ist es wohl so überraschend, wie wenig Großartiges auf "Heaven Razah" passiert. Damit ist die Katze schon aus dem Sack, und um sie noch etwas zu konkretisieren: "Renaissance Child" mochte schon bei dem einen oder anderen nicht auf fruchtbaren Boden gefallen sein, doch unleugbar hatte es seine starken Momente mit einigen sehr ausgeprägten Songs; "Razah's Ladder" profitierte vom atmosphärischen und geschlossenen Gerüst von BSBD; dieses Album ist größtenteils eher wie "Ultra Sounds": immer gut hörbar, nie überragend - die zusammengefasste Formel einer Einheitsrezension, die sich auf unzählige Alben anwenden ließe. Doch wie oft kommt es schon vor, dass der schlechteste Track einer LP von Bronze Nazareth (und seinem Bruder) stammt? "Medical Kush" jedenfalls bringt dieses Kunststück mit einem tödlichst nervigen Piano-Sample fertig. Die Texte von Razah ziehen dabei relativ spurlos am Hörer vorbei. Statt mit feurigen Höllenreimen wird nun die weise Schiene gefahren, es mischen sich spirituelle Ansätze (vorwiegend mit Bibel-Referenzen) mit historischen Fehlinterpretationen. Abwechslung gibt es nur selten, beispielsweise mit dem selbsterklärenden "Kids In The Street", bei dem Ayatollah unter seinen Möglichkeiten bleibt. Selbiges gilt für 4th's "Cinematic", das mit intensiver Streichernutzung trotzdem gut funktioniert und Raziel's Blaxploitation-Tribut gelungen untermalt. Schöne Momente bietet auch das eher melancholische "Book Of Heaven Razah", ebenso wie "A Brooklyn Tale" mit starkem Zusammenspiel mit 'Bazz. Das Aufeinandertreffen mit dem Rugged Man (dem Tragedy diesmal leider fernblieb) fällt - in Erwartungen einer mäßigen Fortsetzung - ebenfalls erstaunlich angenehm aus. Später läuft das Album dann ganz gemütlich Richtung Ziellinie, um mit einem für Havoc-Verhältnisse keinesfalls schlechten "Armageddon" die (ganz und gar nicht stürmischen) Pforten zu schließen.

Man schätzt Hell Razah durchaus für seine Lyrics, da sie ihren eigenen Charakter haben und sich selbst von denen eines Killah Priest (mit dem Razah dieser Tage zu Recht oft verglichen wird) leicht unterscheiden. Was hier jedoch abgeliefert wird, wirkt inhaltlich als auch raptechnisch teils etwas saft- und kraftlos. Ein wenig mehr Energie wäre sicher nicht verkehrt. Schlichtweg verwunderlich ist es dagegen, dass bei gegebenem Producer-Lineup ein doch recht unspektakulärer Beat-Teppich zustandegekommen ist. Damit kommt "Heaven Razah" zwar trotzdem noch über den Durchschnitt hinaus, für ein nächstes Werk darf man dann aber doch wieder auf etwas mehr hoffen.

5.8 / 10

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