Sonntag, 26. September 2010

The Lost Children Of Egipt - Words From The Duat: The Book Of Anubis


Release Date:
2003

Label:
Seventh Cathedral Recordings

Tracklist:
01. Intro
02. Distant Traveler
03. Temple Of Abydos
04. Jesus Found In Egipt
05. Souls From The Etherians
06. Chosen Children
07. Where Every Breath Is A Prayer
08. Egiptian Intuition
09. Valley Of The Kings
10. The Rising Force (Feat. Luminous Flux)
11. The Missing Link
12. Arabian Knights
13. Warriors Of Virtue
14. Immortal Egipt
15. Dual Of The Fates

Review:
Lange hat es gedauert, bis das erste Album zustande kam, das zweite folgt dafür verhältnismäßig flott: Zwei Jahre nach "The Equidivium" setzen die Lost Children Of Babylon ihre Akasha-Chronik fort. Ein wenig hat sich seitdem getan: Wohl auf den Wunsch des geistigen Mentors Dwight York tritt man nun als Lost Children Of Egipt auf, was man direkt auf den ersten Blick mit dem offensichtlichen Thema der LP in Einklang bringen kann. Darüber hinaus wurde die Truppe aus Philadelphia aufgestockt: Statt der vormals fünf prangen nun neun Namen im Inlay, was "Words From The Duat: The Book Of Anubis" zusätzlich interessant macht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Nimmt man die "Words From The Duat" allerdings etwas genauer unter die Lupe, stellt man fest, dass sich so viel gar nicht verändert hat: Immer noch kümmert sich DJ Man-E (mit Unterstützung von Rasul) um sämtliche Instrumentals, die thematische Verschiebung kommt keinesfalls überraschend (Ägypten spielte auch auf dem Debüt eine zentrale Rolle in der selbstgeschaffenen Mythologie) und selbst das neue Lineup bedarf eines zweitens Blicks: Gelistet sind Rasul Allah, Richard Raw, Breath Of Judah, Ancient Kemet, Cosmic Crusader, Amun Sen Hotep Re, Atun Sen Geb, Stretch The Mad Scientist und Wazulu The Ill Dravidian. Doch wie auch schon auf dem Debüt hat Breath Of Judah herzlich wenig mit dem Album zu tun, während diesmal selbst Ancient Kemet gänzlich abwesend ist. Darüber hinaus haben die neu aufgenommmen Atun, Stretch und Wazulu noch keinen Anteil am Album, lediglich Amun Sen Hotep Re steuert zu zwei Songs bei. Die LCOB sind auf diesem Album im Kern also nur ein Trio, was letztendlich jedoch auch niemanden stört. Auf inhaltlicher Ebene sind die Unterschiede zum ersten Album schnell zu benennen: Rich Raw, Rasul Allah und Cosmic Crusader tauchen ein in die ägyptische Mythologie, machen es sich in der Jenseitswelt gemütlich und lesen aus Anubis' Ritenbuch. Nun wären es nicht die LCOB, wenn man es hier nicht mit etwas "alternativer" Ägyptologie zu tun hätte. Nach einem Intro, in dem die Ausnahmestellung Ägyptens im dritten Jahrtausend v. Chr. hervorgehoben wird, geht Richard Raw in seinem Solo "Distant Traveler mit einem Wortsalat, in dem Prä-Astronautik auf schillernde Selbstinszenierung trifft, gleich in die Vollen:

"Intergalactic communication, implanted by enchanted transcripts, engraved in sanskrit
Interpreted by crystal translators, organic robotoy, protects synthetic apparition
My parallel, alien life forms, I swarm through the storm with a crown of thorns as my uniform
My staff transforms into a unicorn, in search of the promised land, guided by the pineal gland
Brotherhood of darkness, order of the Sufi, under study of Djehuty
"

Inhaltlich so wasserfest wie Schweizer Käse, ist es wieder höchst unterhaltsam, dieser Rezitation aus den Chroniken der persönlichen Fantasie des Richard Raw zu folgen - oder es zumindest zu versuchen. Seine Raps, die wie im Rausch unter melodischem Summen vorgetragen und von einer murmelnden Zweitstimme im Hintergrund begleitet werden, sind optimal gebettet im mystischen Soundgewand DJ Man-E's, der auch auf diesem Album für erhabene Momente sorgt. Im lyrischen Wirrwarr sticht eine Idee klar hervor: Die alten Ägypter sollen beim Bau ihrer Pyramiden auf Anleitung extraterrestrischer Besucher gehandelt haben (das lässt Rasul im mäßig produzierten "Valley Of Kings" deutlich verlauten). Jene Besucher sucht man beispielsweise in der Paralleldimension Etheria, die sich einst Meade Laney erdachte. Abgesehen davon hat Rasul Allah noch eine andere These parat und präsentiert in "Jesus Found In Egipt" hanebüchene Parallelen zwischen Horus und Jesus, die auf Plutarchs (nach Christi Geburt) verfassten Schriften fußen. Doch man hört die LCOB schließlich nicht wegen ihrer historischen Akkuratesse, sondern wegen Tracks wie "Warriors Of Virtue" und "Chosen Children", die im bewährten Muster Film-Samples ("Warriors Of Virtue", "The Scorpion King") vor ferne Sample-Klänge, die zu fesselnden Kopfnickern gemeißelt werden, spannen. Leider trifft man auch hier an einigen Stellen nicht den richtigen Ton: Dem "Temple Of Abydos" fehlt ein wenig der Pepp, "Immortal Egipt" und "Arabian Knights" schlagen mit penetranten Samples über die Stränge. Als Ausgleich finden sich Juwelen wie das makellose "Where Every Breath Is A Prayer" (auf dem übrigens Amun Sen erstmals zu hören ist), das zu ritualhaften Gesängen im Hintergrund eine große Kulisse aufbaut. Als letzte Komponente fließt in dieses Album eine ganz offensichtliche Begeisterung für die Star-Wars-Filme ein (was wohl zu einem gewissen Grad auf das Erscheinen der Episode II zur Zeit der Aufnahmen zu schieben ist): "The Rising Force" wird vom weisen Yoda eingeleitet, um in ein schlichtweg episches Instrumental überzufließen ("The force rises within me, because the kingdom of Amun is within me / And takes me from the planet earth to the 19th galaxy instantaneously"). "Dual Of The Fates" schließlich setzt sich aus dramatischen Samples des Star-Wars-Soundtracks sowie aus Filmdialogen zusammen und sorgt für ein fulminantes Finale.

Mit Teil Zwei der Akasha-Chronik bleiben sich die LCOB voll und ganz treu, wofür man zu großen Teilen DJ Man-E danken muss, der an seiner Arbeitsweise und seinen Formeln nichts ändert. Die Wechsel im Lineup sind kaum spürbar, als charakteristischste Mitglieder stechen weiterhin Raw und Rasul hervor und garantieren den LCOB-Flair. Mit der konkretisierten Thematik rücken zwar die nuwaubianischen Lehren des Dwight Malachi Z. York etwas in den Hintergrund, ihre Einflüsse sind jedoch trotzdem omnipräsent, weswegen zusammenfassend das gleiche Urteil wie beim Debüt gesprochen werden darf: Wer sich mit diesem Stil anfreunden kann, der wird auch auf "Words From The Duat" in eine fantastische Atmosphäre eintauchen können, welche die Schwachpunkte der LP fast gänzlich vergessen macht.

7.6 / 10

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