Sonntag, 26. September 2010

Hellsent - False Profit


Release Date:
17. August 2010

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Capitalism
02. The Endtroduction
03. Fase Profit
04. Number 9 (Remix) (Feat. Qwazaar)
05. For the City
06. Backstab
07. Interlude Style
08. Sun God
09. Insanity
10. The Water Dragon
11. Silver Dollar
12. Radio Inactivity
13. Free (Feat. Tone Skeet)
14. Illegal Tender
15. Leviathan
16. This Road (Feat. Qwazaar & Wes Restless)

Review:
Man weiß schon gar nicht mehr, wie lange es her ist, dass dieses Album zum ersten Mal angekündigt wurde. Viel Zeit und Aufwand habe Hellsent in sein zweites Album gesteckt. Und wenngleich manch einer ein neues Album von Outerlimitz vorgezogen hätte, so wird es niemandem geben, der dem Chicagoer Emcee einen Erfolg mit dieser Scheibe nicht gönnen würde - zumal sein 2006er Debüt, "Rainwater", von der Szene weitesgehend mit Nichtbeachtung beschenkt wurde. Als Label steht immer noch Galapagos4 im Rücken, der Hauptproduzent dagegen wurde gewechselt: "False Profit" wird nicht mehr von OL-Partner Silence, sondern von Max (ebenfalls aus G4-Kreisen) untermalt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wer sich als Fan des Labels bezeichnet, der wird anzunehmenderweise schon mit Max vertraut sein, da er vor allem mit Robust's 2009er "Grown" als hauptverantwortlicher Beat-Bastler in Erscheinung trat. Doch für alle, die ihn nicht kennen, sei gesagt: Er arbeitet mit einer MPC 2000 und hängt dem Sound der Neunziger hinterher. Das klingt furchtbar langweilig und ist verglichen mit dem, was man von einem Silence kennt, sicherlich auch ein Schritt in eine von vielen Fans nicht gerne gesehene, herkömmlichere Richtung. Gleichzeitig zeigte "Grown" aber, dass Max selbst in diesem Kosmos zu durchaus brauchbarem Material imstande ist, was er auch auf diesem Album wieder beweist. Wovon Hellsent zu sprechen gedenkt, sollte klar sein: Die kapitalistische Profitgier wird im Allgemeinen ins Kreuzfeuer genommen und dazu noch auf die HipHop-Welt projiziert, was einem Geist wie HE natürlich bestens in den Kram passt. "What's the moral of the story? People doin' anything for the fame and the glory" - solche und ähnliche Lines fassen zusammen, worum es geht. Für die Untermalung seiner verbalen Salven wählt er erneut einen eher härteren, düsteren Sound, der jenem von "Rainwater" in Sachen Dichte jedoch nicht das Wasser reichen kann. Stattdessen hat man es mit klaren Drumstrukturen zu tun, denen oft Klaviersamples aufsitzen und denen es an Kraft nicht fehlt. Alles in allem macht Hellsent seine Sache also durchgehend gut, trotzdem hängt das Wissen, dass es auch etwas ausgefallener hätte zugehen können, wie eine dunkle Wolke über der LP. Beim Thema Gäste hält sich HE ähnlich knapp wie auf dem Debüt, von Qwel zu Wes Restless und Tone Skeet ist allerdings ein kleiner Qualitätsverlust zu beklagen. Und während die Zahl gelungener Tracks wirklich beachtlich groß ist, vermisst man außerdem einige Standouts. "The Endtroduction" kommt zumindest schon nahe hin und läutet die erste Runde kraftvoller, ohne unnötigen Schnickschnack lospreschender Songs ein, in die sich auch OL-Partner Qwazaar nahtlos und mit seinem gewohnt starken Stil einfügt. In energischem Tonfall und mit konstant hohem Tempo rauscht HE so durch die erste Hälfte seiner LP, portraitiert über eine knochige Drumline seine Stadt ("For The City"), reimt sich seinen Weg durch einen düster blubbernden Klangvorhang ("False Profit") und erhebt sich über die mittelmäßigen Rapper-Massen ("Sun God"). Erst im zweiten Teil geht teilweise der Treibstoff aus: Nachdem Loose Cannon das Ruder übernommen hat und in "Insanity" ein Vocal-Sample überstrapaziert, kann Max mit einem überragenden Instrumental ("The Water Dragon") noch gut gegenlenken, doch selbst er sackt im Folgenden ins Mittelfeld ab, wo er mit Fifth Element ("Illegal Tender") in bester Gesellschaft ist. Die Lyrics, deren Anliegen man inzwischen schon bestens kennt, können da keine große Initiative mehr ergreifen. Lediglich in "Free" gelingt das mit anschaulichen Schnappschüssen aus dem täglichen Leben, während "Leviathan" (dem einen oder anderen eventuell von der "Black Rain"-Platte bekannt) und "This Road" wieder auf Anfangsniveau klettern.

Trotz des kleinen Durchhängers ins Durchschnittsniveau in der zweiten Hälfte beweist Hellsent auch mit seinem zweiten Album seine Klasse als Emcee. Gleichzeitig unterstreicht er aber auch deutlich, dass ihm kreative und experimentelle Impulse abgehen. Genau deswegen wäre statt der Vollzeitverpflichtung von Max und den Beiträgen von Loose Cannon oder Fifth Element der eine oder andere Kracher von Silence absolut nicht verkehrt gewesen. Nichtsdestoweniger ist "False Profit" ein gutes Album mit einer eigenen Note, die glücklicherweise Hellsent's Signatur trägt. Seine gute Wertung kassiert er trotzdem nur ganz knapp, denn die großen Momente fehlen leider.

6.6 / 10

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