Sonntag, 12. September 2010

The Black Market Militia - Black Market Militia


Release Date:
22. März 2005

Label:
Nature Sounds

Tracklist:
01. Children of Children (Feat. Oscar Brown Jr.)
02. Thug Nation
03. Mayday!
04. Audobon Ballroom (Feat. Dead Prez & Savoy)
05. The Struggle
06. Hood Lullabye
07. Gem Star's
08. Righteous Talk
09. The Final Call (Feat. Abiodun Oyewole)
10. Dead Street Scrolls
11. Paintbrush
12. Black Market
13. The Breath Of Life
14. Think Market

Review:
Im Jahr 2003 veröffentlicht QB-Legende Tragedy Khadafi sein Album "Still Reporting". Einer der wesentlich Beteiligten (u.a. als A&R) ist ein gewisser William Cooper, mit dem Khadafi in der Folgezeit auch öfters unterwegs ist. Auf einer Party der Source treffen die beiden Killah Priest, mit dem man sich schnell bestens versteht und mit dem man kurz darauf die ersten Aufnahmen beginnt, die unter dem von Priest erdachten Namen Black Market Militia zusammengefasst werden können. Zwei häufig anwesende Gäste im Studio sind Hell Razah und Timbo King, die aufgrund ihrer hohen Feature-Präsenz kurzerhand in die Gruppe eingegliedert werden und die die BMM komplett machen. Zeugnis dieser harmonischen Sessions ist die 2005 auf Nature Sounds erschienene "Black Market Militia" LP.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass auf diesem Schwarzmarkt nicht mit vergänglichem Trend-Ramsch gehandelt wird, sollte von Anfang an klar sein: Wo die drei Killa Beez aus Reihen der Sunz Of Man bzw. Royal Fam (ganz nebenbei machen die drei auch das momentane Lineup der Maccabeez aus) ihre lyrischen Interessensgebiete gesetzt haben, ist kein Geheimnis, Tragedy Khadafi's Mix aus Street-Talk und politischen Verschwörungsgepinsten existiert nicht erst seit gestern und womit sich ein Rapper mit dem Namen William Cooper beschäftigt, klärt für die Unwissenden spätestens das Nachschlagen des Namensgebers. Mit zwei der religiös motiviertesten Vertreter der Wu-Sippe deckt das Einflussgebiet dieses Quintetts alle drei abrahamitischen Religionen ab und vermengt sie mit Five-Percenter-Ideologie, politisch-systemkritischen Gedanken sowie afrozentristischen Ansätzen. Wie das alles unter einen Hut zu bringen ist? Ganz einfach: Was im oft widersprüchlichen Wust, den schon die Aussagen einzelner Mitglieder ergeben, funktioniert, durchschreitet den hier installierten Schmelztiegel, um sich als geeinter, revolutionärer Tonus mit koexistierenden Meinungen und Ansichten über die Rap-Welt zu ergießen. Dank starker Produzenten im Rücken erhält man so einige sehr interessante Tracks. Ein junger Bronze Nazareth hat hier einen seiner ersten Auftritte im Wu-Bereich: Mit einem langsamen Instrumental unterlegt er das Intro, das die Poesie des Oscar Brown Jr. und seines "Children Of Children", ursprünglich vorgetragen beim Def Poetry Jam, als perfekten Einstieg wählt:

"The children of children, by the time they're half-grown, have habits like rabbits, and young of their own.
The children of children, from their mommas' laps, hop down to the ground, to be taken in traps.
The children of children are trapped by dark skins, to stay in and play in, a game no one wins.
The children of children, while still young and sweet are all damned and programmed, for future defeat.
The children of children are trapped by adults, who failed them, then jailed them, to hide the results.
The children of children, unable to cope with systems that twist them, and rob them of hope.
The children of children, the sin and the shame, keep pairing and bearing, and who do you blame?
The children of children cry out everyday, they beg you for rescue and, what do you say?
"

Auch wenn man es der BMM eigentlich nicht anrechnen darf, so fasst Oscar das Anliegen der Scheibe doch bestens zusammen: Kunstvolles Anprangern von Missständen, ganz klar unter dem Aspekt der afro-amerikanischen Bevölkerung, die zum inoffiziellen Feind und Opfer von George Bush und Corporate America erklärt wird. Dasselbe Instrumental findet sich später auch in "Righteous Talk" wieder, einem Interlude-artigen Gespräch, zu dessen Ende Timbo das Mic ergreift. Auch an den restlichen Tracks gibt es wenig zu meckern, was unter anderem an der Stärke der Formation liegt: Die Schwergewichte stehlen sich nicht gegenseitig das Rampenlicht, die einzelnen Parts gehen vollkommen natürlich ineinander über und lassen dabei selbst William Cooper nicht unter den Tisch fallen - auch wenn Tragedy regelmäßig die markantesten Lines spittet ("When I write, the angels cry, tears fall out of the sky / Hit the earth, take human form and fly"). Die BMM passt zusammen und demonstriert das auf den ruhigen Tracks (dem verträumten "Paintbrush" oder dem von gemächlichen Streichern und Voice-Sample begleiteten "Black Market") ebenso wie im abschließenden, düsteren "Think Market" oder dem tatsächlich als Representer funktionieren "Dead Street Scrolls" mit eingängiger Hook. Produziert haben Godz Wrath, die mit insgesamt vier Beiträgen am häufigsten beitragen. So auch "Hood Lullabye", das natürlich vom Straßenalltag erzählt. Ironischerweise ist gerade der Song mit den einzigen Rap-Gästen (Dead Prez) der schwächste und einzige mittelmäßige der LP, der zwischen "Mayday!", in dem Razah und Khadafi die Alarmglocken läuten, oder "The Struggle" völlig untergeht. Weitere Hochkaräter finden sich in "Gem Star's" und dem dramatischen "The Final Call", in dem tragende Streicher die Raps sowie die prophetisch gesprochenen Worte von Last Poet Abiodun Oyewole untermalen und einen äußerst intensiven Track hinterlassen.

Entstanden ist die Black Market Militia eher zufällig und beiläufig, doch die Zusammenkunft führte zu überraschend konstruktiven Ergebnissen. Letztendlich ist die rationale Aussagekraft dieses politischen Albums recht überschaubar (wie bei fast jeder anderen Platte eben auch), was aber nicht über die starken Raps der Schwarzmarktmiliz hinwegtäuschen soll. Den Weg zum Erfolg der LP pflastern die Produzenten, die überraschend und beständig gut gewählt wurden. "Black Market Militia" ist eine klassische Eastcoast-Platte, glücklicherweise aber eine verdammt gute.

8.2 / 10

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