Sonntag, 15. August 2010

Capone-N-Noreaga - The War Report 2


Release Date:
13. Juli 2010

Label:
Ice H2O Records / EMI Records

Tracklist:
01. Pain
02. Bodega Storires (Feat. The LOX)
03. Dutches Vs. Phillies Vs. Bamboo (Feat. Raekwon)
04. My Attribute
05. Favor For A Favor
06. Hood Pride (Fea. Faith Evans)
07. The Reserves (Feat. Raekwon)
08. With Me (Feat. Nas)
09. Live On, Live Long Pt. 2 (Feat. Tragedy Khadafi)
10. The Oath (Feat. Raekwon & Busta Rhymes)
11. Brother From Another
12. Thug Planet (Feat. Imam Thug & Musaliny)
13. Scarface
14. The Corner (Feat. Avery Storm)
15. Obituary

Review:
Irgendwo zwischen der Erkenntnis, dass "Channel 10" nicht unbedingt eine Großtat war und dem Kontrastprogramm, das die weitläufige Umjubelung von Raekwon's "Cuban Linx"-Fortsetzung bot, muss Capone und Noreaga die glorreiche Idee gekommen zu sein, dem eigenen Klassiker auch einen zweiten Teil nachzuschieben. Nachdem beispielsweise "Rotate" offen als Kompromiss an den Mainstream eingestanden wurde, soll es nun also wieder völlig ungefiltert zugehen. Um auch ja an Raekwon's Erfolg anzuknüpfen, heuert man auch glatt bei dessen Ice H2O Records an und lässt den Chef als Executive mitwirken. Seine kritische Einstellung gegenüber "The War Report 2" sollte man als Konsument deshalb jedoch nicht über Bord werfen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man erinnert sich: Die treibende Kraft hinter dem 1997er Klassiker war ein gewisser Tragedy Khadafi, der bis vor kurzem noch hinter schwedischen Gardinen saß und zu spät entlassen wurde, um an hiesigem Album beteiligt zu sein. Nichtsdestoweniger sieht die Liste der Involvierten keinesfalls schlecht aus, neben den auf den ersten Blick ordentlich gewählten Gästen sollte auch die Selektion der zumeist wenig bekannten Producer zu guter Arbeit fähig sein. Denn, wie nicht erst durch die verkorksten jüngsten Soloalben der beiden bewiesen, ist es genau das, was CNN brauchen: Mit den Beats steht und fällt das Unternehmen, das die beiden mit der selbst auferlegten, hochgradig unnötigen Aufgabe, einem unerreichbaren Ideal nachzujagen, gestartet haben. Da das Handwerk ausdrucksstarker, meisterhaft geschmiedeter Street-Banger dieser Tage (genau genommen schon seit einigen Jahren) eine Flaute sondergleichen erlebt und sich nur in einem undankbaren Ableger mäßig kopierter alter Formeln reges Treiben findet, gestaltet sich die Suche nach den richtigen Beats als schwierig. Mit jemandem wie Alchemist zu starten ist da sicherlich keine schlechte Idee: "Pain" garantiert einen ordentlichen Anfang, der auf ein anständiges, wenn auch kein besonderes Album hindeutet. Thematisch bleiben CNN im abgesteckten Terrain, das zu erwarten war - eingangs wird über den täglichen Struggle in der harten Welt berichtet - der "War Report" ist also immer noch aktuell. Da ihr Titel es geradezu fordert, dürfen an dieser Stelle auch CNN vor 13 Jahren mit den heutigen verglichen werden, wobei sich eine Abnahme der Rap-Qualitäten notieren lässt. Noreaga flowt wesentlich behäbiger als damals, sogar die Wortspiele sind an einigen Stellen der LP Grund für verständnisloses Kopfschütteln. Da wäre zum Beispiel ein kurzes Telefongespräch am Ende des von Scram Jones gut produzierten "Bodega Stories" (von The LOX zudem schön abgerundet), in dem N.O.R.E. in einem schlichtweg lächerlichen Superslang eine Weedbestellung aufgibt. Vom gelungenen ersten Teil der Platte kann das jedoch nicht ablenken: Die durchgehend streetlastigen Produktionen halten Erwartungen stand und erlauben sogar das kurze Zwischenspiel mit Faith Evans im etwas charakterloseren "Hood Pride". Zu den Glanzmomenten zählen "Favor For A Favor" (trotz grauenhaftem Intro von Noreaga) und "My Attribute". Mit Eintritt in die zweite Hälfte geht es dann allerdings überraschend spontan abwärts: Gerade noch schlägt "The Reserve" auf die Nackenmuskulatur, da schließt sich Buckwild's "With Me" mit Standardpianopackung und einem erschreckend blassen Nas an. Etwas origineller und trotzdem kolossal versemmelt ist die viel zu erzwungen auf hart getrimmte Interpretation von "Planet Rock" in "Thug Planet", inklusive bescheuerter Hook. Da erfreut nicht einmal das Wiedersehen mit QB's Imam Thug und CNN-Gefolgsmann Musaliny. Die positiven Impulse sind erstaunlich rar: "The Corner" könnte als geistiger Bruder von "Closer" angesehen werden, "The Oath" wäre ohne sein stupides Konzept, das Aufsagen eines nervtötenden Schwurspruchs als Chorus-Ersatz, immerhin einer der besseren Tracks der Platte. Ansonsten steckt im hinteren Teil viel zu viel Pathos: "Brother From Another" weist auf die innige Blutsbruderschaft der beiden hin (no homo), "Live On Live Long Pt. 2" macht als Fortsetzung des ersten Teils (diesmal an Tragedy adressiert) zwar Sinn, missrät aber auf instrumentaler Ebene. Den Abschluss macht das verstorbenen Homies gewidmete "The Obituary", dessen Konzept an dieser Stelle durchaus berechtigt ist, das sich durch einen vollkommen unpassenden Beat von Green Lantern und unnötiges Noreaga-Gesülze zu Beginn aber selbst sabotiert.

Die erste Hälfte der LP ist überraschend gut. Nicht so gut, dass sie einen Titel wie "The War Report 2" rechtfertigen würde - anstatt dieses hoffnungslosen Unterfangens hätte man lieber einen anderen Titel gewählt und lediglich die Qualität alter Tage propagiert -, doch gut genug, um dieser Tage zu bestehen. Umso enttäuschender ist dann natürlich der Einbruch in der zweiten Hälfte. Noch mehr als andere Rapper profitierten CNN bei ihrem Debüt von den Zeichen der Zeit, die Capone und Noreaga das Quantum Glück bescherten, das es zu einem Klassiker braucht. Um dorthin nochmal aus eigener Kraft zu kommen, fehlt Capone und Noreaga (wie den meisten anderen auch) die künstlerische Ader und anscheinend auch die Beständigkeit bei der Wahl guter Beats. "The War Report 2" ist zur Hälfte gut, zur Hälfte vergessenswert und landet somit im Mittelfeld.

4.9 / 10

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