Dienstag, 20. Juli 2010

Dev Rocka - The Night Shift


Release Date:
25. September 2007

Label:
Good Hands Records / Traffic Ent.

Tracklist:
01. Intro (Feat. Kawshen)
02. Us Against The World (Feat. Mr. Eon & Charon Don)
03. Relax (Feat. Maylay Sparks)
04. Slum Hustler (Feat. State Store)
05. Sky High (Feat. Chief Kamachi)
06. Say What? (Feat. Charon Don)
07. Dutches & Phillies (Feat. NY Rhyme Exchange & Reef The Lost Cauze)
08. Curtains (Feat. Planet Asia & Reef The Lost Cauze)
09. Hood Shit (Feat. Broady Boy Ace)
10. Rap Circus (Feat. Kawshen, Krumb Snatcha & Broady Boy Ace)
11. Observers (Feat. Charon Don & Killah Priest)
12. Ain't No Holding Back (Feat. Granz)
13. Vocab & Knowledge (Feat. Drac, Mic Wrecka, Madman & Broady Boy Ace)
14. In The End (Feat. Reef The Lost Cauze)
15. Captivating (Instrumental)

Review:
Was schon 2007 abzusehen war, darf nun, zweieinhalb Jahre später, bestätigt werden: Dieses Album kam, sah sich mit Nichtbeachtung konfrontiert und wanderte direkt in die Versenkung. Für alle, an denen es vorbeigezogen ist, sei es nochmals für einen Moment ins Rampenlicht gestellt. Denn 2007 begab es sich, dass ein der Szene unbekannter Produzent sein Debüt veröffentlichte. Die Rede ist von Dev Rocka, geboren und aufgewachsen in Philadelphia und derzeit sesshaft in Brooklyn, der davor lediglich auf dem Debüt von Chief Kamachi" produzierte, für "The Night Shift" aber eine recht ansehnliche Gästeliste zusammentrommeln konnte.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Der Großteil der Emcees, die er für seine Instrumentals gewinnen konnte, stammt aus seiner Heimat, weswegen "The Night Shift" prinzipiell als Philly-Platte gesehen werden kann. Dank Good Hands finden sich außerdem noch einige externe Gäste. Deren Zahl ist glücklicherweise klein genug, um die LP nicht ins Feld der gewöhnlichen, beliebigen Producer-Alben mit Allerwelts-Lineup abrutschen zu lassen. Denn auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermuten mag: Dev Rocka schlägt seine produzierenden Mitstreiter jenes Jahrgangs (an der Zahl nicht wenige) mit einigen Längen Vorsprung, da er genau das befolgt, was ein Producer-Album zum Erfolg macht: Er nutzt seinen Sound, um für einen roten Faden und ein Album-Feeling zu sorgen. Dieser Sound wiederum klingt erfreulich ostküstlich, was schließlich keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Um die Nachtschicht totzuschlagen, webt Dev ein dichtes Gestrüpp, in dem Streicher dominieren und von schweren Bässen sowie schlichten Drumlines unterlegt sind. Zudem betreibt der Regisseur mit seinen Instrumentals ein starkes Tennisspiel der Stimmungen - die melancholisch-tristen Paradestücke ostküstlicher BoomBap-Kunst folgen den nach vorne dirigierten Kopfnickern auf Schritt und Tritt. Die Emcees erledigen den Rest: Zumeist ein Teil der JuJu Mob oder der Black Opz, besinnt sich die Philly-Fraktion darauf, nach altbewährtem Muster Street-Raps zu kicken, während die wenigen Gäste sich nahtlos einfügen: In "Curtains" beispielsweise rezitieren PA und Reef aus dem Straßenkodex, als wären sie schon seit Jahren Rap-Brüder, was Dev Rocka zu einem hervorragenden Beat, der mit pochenden Drums und betrübtem Piano-Loop punktet, motiviert. Als Kontrastprogramm wird direkt im Anschluss mit "Hood Shit" ein Representer eingespielt, der zeigt, dass auch in den unbekannten Reihen der Philly-Emcees Können beheimatet ist. Wenngleich die düsteren Tracks zweifelsohne die bessere Seite der LP sind, legt Dev noch ein anderes Highlight vor, nämlich Maylay Sparks' "Relax" (mit einem Sample, das schon die Money Boss Players veredelten), dessen Titel gar nicht besser hätte getroffen werden können, das unsäglich viel gute Laune verbreitet und zudem auch noch lyrisch einiges zu bieten hat. Kurz darauf versinkt die LP wieder in den nächtlichen Straßen von Philly: "Say What?" ist eines dieser Stücke, die sich nach anfänglicher Unscheinbarkeit erst nach zigfachem Hören öffnen, wenig später remixt Dev Charon's "Observers" und übertrifft sich selbst und das Original mit packendem Streicherteppich, das die starken Raps ("I can either lose fate or choose to wait / 'Cause the new debate is who will choose your fate / And poor people don't make the decision / Poor people just hate to be living") noch besser untermalt. Auf Augenhöhe damit ist Chief Kamachi, dem in "Sky High" für seine Story über eine Drogensüchtige genau die kraftvolle, aber schwermütige Note verliehen wird, die so gut zu ihm passt. "Ain't No Holding Back" grüßt mit kalter Coolness, "Us Against The World" mit der richtigen Prise Eastcoast für den Einstieg. Was nun noch fehlt, ist ein starker Abschluss, für den Dev noch einige Trümpfe im Ärmel hat: Reef The Lost Cauze rappt in "In The End" über atmosphärische und schwer wehmütige Streicher, die einen Trauerzug hätten begleiten können, in "Vocab & Knowledge" wird gekonnt auf die stolz betriebene Verdummung der HipHop-Szene hingewiesen ("In case you hadn't noticed / Somehow it's uncool to sound like you know what you're talking about ") und mit "Captivating" schließlich setzt Dev Rocka im Alleingang einen wunderschönen Schlusspunkt.

"Nuff respect to Brooklyn, but this time Philly fuckin' took it" sagt Granz in seinem Auftritt kurz und bündig. Dabei ist es nicht so, dass Dev Rocka ein Ausnahmetalent wäre. Er hat bei seinem Debüt einfach begriffen, worum es bei einem Producer-Album wie diesem geht. Die Gäste sind hervorragend gewählt, der Sound ist weder zu einseitig noch zu beliebig, erinnert ebenso an die Neunziger wie er auch seinem Jahrgang als gutes Beispiel vorangeht, wie die Ostküste mit ihrem Markenzeichen, dem klassischen BoomBap, immer noch funktionieren kann. Dass dieses Album so verschlafen wurde, ist eine Schande. Doch damit ist "The Night Shift" eine dieser Scheiben, auf die man irgendwann stoßen und sich über die gebotene Musik freuen kann.

7.8 / 10

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