Donnerstag, 17. Juni 2010

Next Univserse - Classic Regulations


Release Date:
26. Februar 2010

Label:
Joe Left Hand Records / Uncut Productions

Tracklist:
01. Intro
02. Classic Regulations
03. The 100's Wild
04. Good Verse
05. Side Note
06. Fantasy Politrix
07. Original Style
08. Basement Moment
09. Classic Regulations (Remix)
10. Outro

Review:
Angekündigt schon seit einiger Zeit, nun allerdings endlich erschienen: Als kleines Teilchen im unüberschaubar endlosen Output des Chicagoers Infinito 2017 gibt es nun ein Nebenprojekt mit The White Shadow, dem norwegischen DJ und Produzenten mit BoomBap-Affinität. Zusammen heißt man Next Universe, als direkter Appetizer diente ein Track auf Shadow's jüngstem Album, dem im vorigen Jahr erschienenen "Victory". Bei Infinito muss man sich einfach nur wundern, woher er die Zeit für so viel Musik nimmt, schließlich erscheint zeitgleich zu "Classic Regulations" noch ein weiteres Album, das allerdings nicht von Norwegens weißem Schatten, sondern Brooklyns Black Sparx produziert wird.
 
WRITTEN FOR Rap4Fame

Eine gute halbe Stunde ist "Classic Regulations" lang und kommt nebst In- und Outro auf acht Titel, was den Begriff "Album" doch etwas hochgegriffen erscheinen lässt. Überraschungen gibt es ebenfalls keine. Schon auf "Victory" deutete sich an, dass der sonst in wüsten Streicheraufgeboten beheimatete White Shadow für seine Arbeit mit Infinito seine ruhige Seite auspacken würde. Und so hat man es mit relaxter Musik zu tun, die mit einem leicht jazzigen Hauch behaftet ist und erfrischend vielseitig ausfällt. Dass man von Infinito gehaltvolle Zeilen zu erwarten hat, sollte eigentlich gar nicht erwähnt werden und trifft natürlich auch hier wieder voll und ganz zu. Sucht man einen roten Faden für die Songs, so findet man ihn in niemand anderem als Afrika Bambaataa: White Shadow spielt am Ende jedes Songs Worte des Urgesteins ein, die sich vornehmlich mit HipHop als Kultur befassen. Das wiederum passt perfekt zu Infinito's Kritik am jetzigen Zustand des Genres, die Erwähnung des fünften HipHop-Elements, "knowledge, culture and overstanding" spielt ihm zusätzlich in die Karten. An vorderster Front dieser Thematik kämpft "The 100's Wild", eine Tirade gegen den Verfall der gesamten Kultur, die sich u.a. im Rap äußert:

"That's not HipHop, you sound like a fool
Try'nna tell stories that don't got a plot
Please turn the page, this is state of depart
Start where you want, we on the next chapter
You a bunch of fiends, lookin' like actors
[...]
I knew this dude named nothing who came from nowhere
He was a fashion model with very strange hair
Lookin' all around like 'Why you outta here?'
That's what I said, this madness needs to stop
All these sucka MCs lookin' all pop
"

Die hier von Shadow verwendeten, nahezu energischen Streicher werden in den restlichen Songs von ruhigeren Elementen verdrängt, so etwa in "Fantasy Politrix", das von dezentem Pianoeinsatz lebt und gemäß allen Erwartungen vor dem zwielichtigen System warnt. Einmal mehr scharfe Kritik an HipHop-Industrie und herkömmlichen Radiosendern hagelt es in "Good Verse", während White Shadow mit einem starken Instrumental Variationsreichtum beweist. Wirklich mitreißen kann er trotzdem selten; zu verhalten sind die Bläser in "Basement Moment", um zusammen mit den Cuts einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch in "Original Style" will der Funke einfach nicht überspringen. Highlights der Scheibe sind die beiden Versionen des Titeltracks, "Classic Regulations". Das Original (im Übrigen auch schon auf "Victory" vertreten) versprüht mit seinem coolen Piano-Loop angenehmen Charme, der Remix besticht mit einem zarten Streicher-Aufgebot sogar noch ein wenig mehr. Im "Outro" schließlich kommt man dem Gruppennamen mit dem Auszug einer Astronomie-Doku ansatzweise nahe.

Es fällt schwer zu sagen, was man von diesem Projekt halten soll. Die Kürze steht nicht nur auf dem Papier, sie klingt auch in der Musik selbst durch, auf das Aufkommen eines Album-Feelings wartet man vergebens. Die wichtigste Funktion dieser Zusammenarbeit ist vielleicht der Hinweis darauf, dass The White Shadow in diesen Gefilden weitaus besser klingt als in den Hardcore-bestrebten Gewässern, in denen er bisher mit seinen eigenen Alben schipperte. "Classic Regulations" ist nährhafte Kost und fördert einige wirklich schöne Tracks zu Tage, was aber - vor allem in Infinito's meterlangem Release-Katalog - nicht ausreicht, um als herausragend markiert zu werden.

5.9 / 10

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