Donnerstag, 3. Juni 2010

Joell Ortiz - The Brick (Bodega Chronicles)


Release Date:
24. April 2007

Label:
KOCH Records / Lush Life Studios, Inc.

Tracklist:
01. 125 Pt. 1 (The Bio)
02. Brooklyn Remix (Feat. Cashmere, Maino, Big Daddy Kane & Solomon)
03. Caught Up
04. Night In My P's (Feat. Big Noyd)
05. 125 Pt. 2 (Fresh Air)
06. Hip Hop
07. Modern Day Slavery (Fat. Immortal Technique)
08. 125 Pt. 3 (Connections) (Feat. Ras Kass, Sha Stimuli, Grafh & Gab Gotcha)
09. BQE (Feat. Lord Black & Alex "BQE" Santiago)
10. Block Royal
11. Latino (Feat. La Bruja)
12. Keep On Callin' (Feat. Akon)
13. Time Is Money (Feat. Styles P)
14. Brooklyn Bullshit
15. 125 Pt. 4 (Finale)

Review:
Man hatte es irgendwo schon geahnt, rückblickend spielte es sich als typisches HipHop-Phänomen ab: Joell Ortiz ergattert einen Deal bei Aftermath und veröffentlicht ein Street-Album, das dem eigentlichen Major-Debüt nur vorausgehen soll. So war der Plan. 2010 ist die Aftermath-Liaison Geschichte, während bald sein zweites Indie-Album erscheinen soll. Man hätte es ihm gegönnt, diesem Joell, der 2004 von der Source zum "Unisgned Hype" gekürt wurde und es kurz darauf schaffte, sich einen Song auf dem "NBA Live 05"-Soundtrack zu erkämpfen. 2007 gestattete Dre ihm dann einen Deal mit KOCH für besagtes Street-Album, "The Brick", mit dem der pummelige NY-Rican das Mixtape-Level hinter sich lässt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wo andere das Spiel mit dem Feuer, das sich "Street-Album" nennt, als Müllhalde für ihr nicht albumfähiges Material missbrauchen, scheint Joell Ortiz in der Tat beweisen zu wollen, dass mehr in ihm steckt als nur einer von vielen Mixtape-Rappern, die den Big Apple in einer Zeit, in der der einstige Mittelpunkt der Rap-Landkarte zum Nebendarsteller degradiert wurde, zuhauf bevölkern. Also schart er einige Produzenten, die man im Falle Alchemist, Showbiz oder MoSS durchaus kennt, um sich und schreitet zur Tat. Er braucht keinen ganzen Song, um beim Hörer zu landen und zu beweisen, dass er das Charisma für eine erfolgreiche Karriere besitzt: Seine Latino-Wurzeln hört man ihm an, er stellt sie jedoch nicht unangenehm in den Vordergrund, seine Stimme, die sich als leicht quietschig karikieren ließe, reitet auf einem Flow, der sowohl für relaxte als auch für sehr nachdrückliche Nummern tauglich ist, wovon Joell natürlich prompt in seinen Raps Gebrauch macht: Er gibt gibt sich als sympathischer Straßen-Rapper, der in diesem Metier eine große Bandbreite bedient und genau deshalb keine Langeweile aufkommen lässt: Da wäre beispielsweise "Brooklyn Bullshit", das über Showbiz' Kulisse die Widmung an den eigenen Borough mit dem Witz eines Sean Price inszeniert:

"So what I still reside in my mom's crib
Now fuck that, I'm rhyming to get outta there kid
So what, yes I do have two baby mothers
Yes they do stay two buildings away from each other
So what, I only had one job in my life
And that Friday I got my check is the Friday I took flight
"

Die Verbundenheit zur Heimatstadt zeigen außerdem das schwer in den Ohren hämmernde "BQE" und der Remix zu "Brooklyn" mit Altmeister BDK. Darüber hinaus wird natürlich auch noch für die "Latinos" representet, was Joell erneut unterhaltsam über die Bühne bringt. Was gibt das Street-Repertoir noch her? Da wäre "Caught Up", ein ungeschöntes Portrait des Hustle-Sports, oder die einzig wirklich softe Nummer, "Keep On Callin'" (dessen ursprüngliche Version auf P-Money's Album ohne Joell auskam), die vorführt, wie ein Akon wohl dosiert einzusetzen ist. Unumgänglich ist das Rückgrat der LP, die vierteilige "125"-Reihe, die MoSS mit düsterem Piano-Backdrop eröffnet, während Joell seine "Bio" als perfekt umgesetzte Eigenwerbung vorträgt. Schon hier zeigt sich der enorme Hunger, den Ortiz am Mic an den Tag legt. "Fresh Air" lässt die nonstop heruntergespitteten 125 Bars dann um seine aktuelle Situation kreisen, "Connections" erschließt sich selbst ohne Betrachten der Gästeliste, während "Finale" wieder sehr persönlich wird. Damit ist Joell aber noch nicht die Luft ausgegangen, wäre da beispielsweise noch "{b]Modern Day Slavery[/b]", das sich erwartungsgemäß seinem Gast anpasst und die Hilferufe der unterdrückten Ghetto-Population einmal mehr mit mitreißender Inbrunst kanalisiert. Bevor mit Styles P das langweilige "Time Is Money" einläuft, sei noch ein letztes Highlight erwähnt: die entspannte "Hip Hop"-Ode mit Klavier-Untersatz, die nicht nur 2007 den Nagel auf den Kopf traf und eine nicht gerade kleine Teilschuld am damaligen Hype um Joell trägt.

Vielleicht war das Beste, was Joell Ortiz hätte passieren können, dass sein Major-Album nie erschien. Die Qualität dieses Appetizers hätte es mit einiger Wahrscheinlichkeit sowieso nicht mehr erreicht. So behält Joell seine weiße Weste, die er sich mit "The Brick" ohne Zweifel verdient hat. Damit sei nicht gesagt, dass die LP überwältigend gut sei, denn sie hat durchaus kleine Schönheitsfehler; doch die Energie, die aus Mr. Ortiz strömt, spricht ganz klar für ihn. Es ist die Unbeschwertheit, die dieses Werk zu einem Erfolg und einem der besten Street-Alben der letzten Jahre macht.

7.2 / 10

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